Regionalexpresslinie 10

"Der ländliche Raum wird mitnichten abgehängt"

Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl begründet neue Regionalexpress-Pläne.

06.11.2020 UPDATE: 07.11.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 57 Sekunden
Die umstiegsfreie Regionalexpresslinie vom Elzmündungsraum Richtung Stuttgart wird es nicht geben, weil man auf der Frankenbahn laut Uwe Lahl zu viel Zeit verliert. Foto: Landratsamt

Von Alexander Rechner

Mosbach/Stuttgart. Die Region ist in Unruhe: Denn es soll nun doch keine umstiegsfreie Regionalexpresslinie 10 von Neckarelz nach Stuttgart geben. Enttäuscht und verärgert reagierten Politiker aus dem Landkreis auf diese Entwicklung (wir berichteten). Gegenüber der RNZ bezieht nun der Amtschef des Verkehrsministeriums, Ministerialdirektor Prof. Dr. Uwe Lahl, Stellung zu dieser Entscheidung und äußert sich zu den Gründen.

Herr Dr. Lahl, warum kommt die umstiegsfreie Regionalexpresslinie nicht?

Die Regionalexpresslinie 10 kommt, aber eben nicht umstiegsfrei. Sie wird in Heilbronn gebrochen. Denn: Es hat sich inzwischen leider gezeigt, dass eine dauerhafte Durchbindung der RE-Linie 10 häufige Verspätungen der Züge mit sich bringen würde, die sich auf weitere Linien bis in den Raum Tübingen fortsetzen könnten. Der Grund dafür ist der Zustand der Frankenbahn als Infrastruktur des Bundes sowie die rege Bautätigkeit von DB Netz, die im Zusammenhang mit Stuttgart 21 steht. Auf der Frankenbahn ist die Infrastruktur einfach nicht gut genug; wir verlieren auf dieser Strecke Zeit, die wir nicht mehr aufholen können. Deshalb brauchen wir einen Puffer.

Und das heißt ...?

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Wir haben uns im Sinne der besseren Betriebsqualität dafür entschieden, die RE-Linie 10 von Dezember an in Heilbronn in zwei Abschnitte aufzuteilen und zusätzliche Züge zu bestellen. Mit diesem Puffer können wir die Pünktlichkeit dann besser erreichen. Zwar müssen die Pendlerinnen und Pendler umsteigen. Aber mit einer besseren Pünktlichkeit ist den Menschen aus unserer Sicht am meisten gedient. Die bessere Qualität lassen wir uns übrigens wegen zusätzlicher Zugbestellungen einen höheren sechsstelligen Betrag kosten.

Die Menschen müssen nun aber doch in Heilbronn umsteigen.

Das ist zwar richtig, aber wir halten das Zeitfenster knapp, sodass die Pendler zügig ihre Anschlusszüge in Heilbronn erreichen können.

Das Land soll aber in der Vergangenheit mehrfach sein Wort gegeben haben, diese umstiegsfreie RE-Linie einzuführen. Hängt das Land damit den Neckar-Odenwald-Kreis ab?

Natürlich wollten wir eine umstiegsfreie RE-Linie einführen. Wir mussten aber feststellen, dass die Qualitätsprobleme auf der Frankenbahn groß sind und die Baustelle Stuttgart 21 eben auch etliche Auswirkungen hat. Dennoch möchte ich betonen: Versprochen haben wir nichts dergleichen. Und: Der ländliche Raum wird mitnichten abgehängt. Im Gegenteil: Wir stärken mit zusätzlichen durch-gängigen Regionalbahnen am Nachmittag von Stuttgart aus Richtung Mosbach den Schienenverkehr.

Aber wenn es Probleme mit Bautätigkeiten in der Landeshauptstadt und von Stuttgart nach Tübingen gibt, warum bricht man die Linie dann nicht in der Landeshauptstadt?

Das haben wir im Vorfeld auch sehr genau geprüft und sind zum Ergebnis gekommen, dass wir im derzeitigen Stuttgarter Kopfbahnhof einfach nicht genügend Möglichkeiten haben, um die Linie dort zu brechen. Aus diesem für das Land Baden-Württemberg so wichtigen Knotenpunkt müssen wir mit den Zügen übrigens so schnell wie möglich wieder aus dem Bahnhof herauskommen. Dagegen haben wir im Heilbronner Hauptbahnhof die erforderliche Schieneninfrastruktur.

Ministerialdirektor Prof. Dr. Uwe Lahl. Foto: Sebastian Berger

In der Vergangenheit war doch immer nur von einer RE-Linie von Mannheim über Heilbronn nach Stuttgart die Rede. Warum gibt es jetzt eigentlich die Verlängerung nach Tübingen?

Wir haben viele Fahrgäste, die auf der Strecke Stuttgart und Tübingen pendeln. Und diese wollen wir ebenfalls mit einem guten Angebot bedienen. Um das auch klar zu sagen: Dass die Menschen nun in Heilbronn umsteigen müssen, ist nichts Neues. Das ist heute schon so, und daher eine Fortsetzung des Status quo.

Landrat Dr. Achim Brötel spricht von einer Bankrotterklärung. Minister Peter Hauk kritisiert im RNZ-Interview die Art der Kommunikation bei der "Konzeptänderung". Können Sie das nachvollziehen?

Diese Aufregung kann ich nicht nachvollziehen. Wir führen für Pendler nachmittags weitere durchgängige Regionalbahnverbindungen nach Neckarelz ein und werten damit das Angebot auf. Es ist auch eine Stilfrage, wie man miteinander umgeht. Gerne kann man uns einen Brief schreiben. Aber dann sollte man zunächst die Möglichkeit einräumen, darüber sprechen zu können, bevor der Brief – oder zumindest Teile daraus – in die Öffentlichkeit gelangen. Für Kritik und Verbesserungsvorschläge sind wir jedoch offen. Daher werde ich mit dem Landrat in Kürze auch ein persönliches Gespräch führen.

Und was sagen Sie zur laut gewordenen Kritik an der Kommunikation bei der "Konzeptänderung"?

Das Coronavirus hat nun mal große Auswirkungen auf unser Leben – auch auf Abläufe und die Fahrplankonferenzen. Diese finden normalerweise zweimal jährlich statt und dienen der Information und dem Austausch über Änderungen bei den Fahrplankonzepten. Die im Herbst geplante Fahrplankonferenz musste genauso wie die Frühjahrskonferenz Corona-bedingt abgesagt werden. Hätte diese Herbstzusammenkunft stattfinden können, hätten wir die Details, die zu dieser Entscheidung geführt haben, erklären können. Aber es hätte auch andere Gesprächsmöglichkeiten gegeben. Herr Dr. Brötel kann mich jederzeit anrufen, wenn ihn etwas wurmt.

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