Weiteres Ausbluten der Geschäftswelt in der Hauptstraße befürchtet
Aus der Bäckerei wird eine Wohnung - Mit Bedauern stimmte der Ausschuss der Umwandlung in Wohnraum zu

Neckargemünd. (nah) Und wieder ein Geschäft in der Hauptstraße weniger. Das dachten sich wohl die Mitglieder des Ausschusses für Bau, Umwelt und Verkehr, als sie sich mit dem Bauantrag zum Schaufensterrückbau und zur Nutzungsänderung in Wohnen in der Hauptstraße 6 befassten. Wer früher gerne beim Bäcker Maier einkaufte, wird die Schließung der kleinen Bäckerei inklusive Verkaufsladen ebenso bedauern.
Eben weil man nicht tatenlos ein weiteres Ausbluten der Geschäftswelt in der Altstadt hinnehmen möchte, entspann sich um diesen Tagesordnungspunkt eine kontrovers geführte Diskussion. Die Entscheidung am Ende fiel denkbar knapp aus: Mit acht Ja-Stimmen bei sieben Nein-Stimmen wurde der Bauantrag positiv zugunsten des Inhabers entschieden. Für den Bereich der Hauptstraße 6 gibt es keinen Bebauungsplan. Beim Rückbau hält sich der Inhaber aber an die Vorgaben der Gestaltungssatzung für die Altstadt. "Es spricht nichts gegen den Antrag", stellte Thomas Hauser vom Bauamt fest.
"Wenn ein weiteres Geschäft leer steht oder in eine Wohnung umgewandelt wird, können die restlichen bald zumachen", sagte Petra Groesser (Bündnis 90/Die Grünen). "Es kommen immer weniger Leute in die Altstadt". Eben deshalb machten sich die Ausschussvertreter der Grünen-Fraktion für den Erhalt des Ladengeschäfts stark. Felix Konrad (Bündnis 90/Die Grünen) wollte der Umnutzung nur bedingt zustimmen. Schon in der Neckarstraße habe man Geschäft für Geschäft verloren: "Wir wissen genau: Stirbt ein Laden, sinken die Chancen für die anderen und wir bereiten dem Leerstand Tür und Tor." Sein Kompromissvorschlag lautete, zumindest den Verkaufsraum nicht als Wohnraum umzuwidmen. Ilka Schlüchtermann (Bündnis 90/Die Grünen) schloss sich dieser Position an. Marco La Licata (Die Linke) sah dagegen keinen baurechtlichen Grund den Antrag abzulehnen: "Der Eigentümer kann das machen. Wir können keine Entscheidung treffen, die mit geltendem Recht nicht vereinbar ist."
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Jens Hertel (SPD) sah die Rückgestaltung der Fassade, die das Haus in einen früheren Zustand versetze, positiv: "Von außen ist es ein Gewinn." Schade sei der Verlust eines Ladengeschäfts, aber auf 65 Quadratmetern Fläche einen Laden zu etablieren, sei eine Illusion. Ähnlich argumentierte Lillianne Linier (SPD) : "So bedauerlich das Ganze auch ist, bevor es leer steht, ist der Umnutzung zuzustimmen." Auch Klaus Rupp (CDU) bedauerte die Schließung der Traditionsbäckerei, die immer von derselben Familie geführt wurde. Man müsse den Leuten aber ihren Ruhestand zugestehen. Giuseppe Fritsch drängte darauf, dem Antrag des Eigentümers zuzustimmen, alles andere sei Besitztumsstörung. "Die Zeiten sind vorbei" verwahrte sich Dr. Manfred Rothe (FW) gegen das Romantisieren, denn von der eingeschränkten Verkaufsfläche könne keiner leben. Bürgermeisterstellvertreter Jürgen Rehberger, der für den verhinderten Bürgermeister Frank Volk die Bauausschusssitzung leitete, stellte vor der Abstimmung fest: "Der Ausschuss kann eine Aussage treffen, ob wir bereit sind bestehende Gewerbeflächen in der Hauptstraße in Wohnraum umzuwandeln oder nicht."



