Weinheim

Kommandant Sven Lillig verlässt die Feuerwehr (Update)

Für seinen Rücktritt gibt Lillig persönliche Gründe an. Die Kosten für seine Fortbildungen will er zurückzahlen.

13.10.2020 UPDATE: 13.10.2020 13:51 Uhr 3 Minuten, 17 Sekunden
Feuerwehrkommandant Sven Lillig. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. An OB Manuel Just und am Ersten Bürgermeister Torsten Fetzner hat es nicht gelegen. Jedenfalls wird der hauptamtliche Feuerwehrkommandant Sven Lillig (41) in einer Pressemitteilung der Stadt Weinheim entsprechend zitiert. Demnach nannte er persönliche Gründe für seine Entscheidung – und verwies ausdrücklich auf das Vertrauensverhältnis, das ihn mit den Weinheimer Stadtspitzen verbunden habe. Die Frauen und Männer von der Freiwilligen Feuerwehr in Weinheim werden in diesem Zusammenhang nicht erwähnt. Fakt ist: Feuerwehrkommandant Lillig will Weinheim "in absehbarer Zeit" verlassen. Das Feuerwehrkommando wird dann neu besetzt.

Hauptversammlung
geriet zum Eklat

Wie es in den Vor-Corona-Monaten um das Innenleben der Feuerwehr bestellt war, erfuhr die breite Öffentlichkeit Anfang Februar. Damals hatte die ehrenamtliche Führung der Feuerwehrabteilung Stadt Medien, Fraktionen und nicht zuletzt OB Just zur Jahreshauptversammlung eingeladen. Abteilungsleiter Ralf Mittelbach, dessen Reputation in Feuerwehr und Stadtgesellschaft unbestritten ist, hielt eine Brandrede. Darin benannte er Missstände innerhalb der Feuerwehr, kritisierte aber auch Lillig persönlich, weil dieser zu selten Präsenz zeige und nun trotz interner Krise wegen eines Skiurlaubs fehle. Inhaltlicher Aufhänger von Mittelbachs Rede waren zwei feuerwehrinterne Rücktritte; einer davon betraf Wehrlegende Rolf Tilger, der sich aus dem Feuerwehrausschuss zurückgezogen hatte.

Tilger sorgte persönlich für den "Höhepunkt" des Abends, als er seine Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft bei der Weinheimer Wehr gerade noch annahm, um dann in den Saal zu schmettern, dass es mit der Feuerwehr bergab gehe: "Und das hat mit einem Kommandanten zu tun, der nie da ist." Es waren beklemmende Momente: Denn Kritik hin oder her – gerade bei Hauptamtlichen geht es am Ende des Tages um Menschen und deren berufliche Existenz. Just und Fetzner reagierten, sie stellten sich vor ihren Feuerwehrkommandanten. Sie versprachen aber auch mehrfach, die atmosphärischen Störungen auszuräumen. Doch dann zog die "Karawane" weiter, es kamen andere Themen und wenig später die Pandemie. Inzwischen ist klar, dass die Freiwillige Feuerwehr nicht um einen Neuanfang herumkommt.

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Den hatte es eigentlich auch Anfang 2018 gegeben, als Lillig hauptamtlicher Feuerwehrkommandant der Wehr wurde. Er folgte Reinhold Albrecht nach, dem langjährigen und Anfang 2019 verstorbenen Alt-Kommandanten. Der hatte große Fußstapfen hinterlassen, schon allein, was die fachliche Expertise betrifft: Kraft Amtes ist der Kommandant innerhalb der Weinheimer Stadtverwaltung auch Sachverständiger für Brandschutzfragen.

Lillig kam von der Firma Siemens, wo er zuvor als Projektingenieur für Brand- und Explosionsschutz tätig gewesen war. Zuvor hatte er ein Studium des Rettungsingenieurwesens absolviert. In Diensten der Stadt Weinheim musste er jedoch weitere Qualifikationen erwerben. Die Folge: Er hatte oft Termine außerhalb der Zweiburgenstadt wahrzunehmen und konnte nicht vor Ort sein, wenn es brannte – zum Teil im wahrsten Wortsinne. Auch das stieß auf Kritik. Und als die Fortbildungen endlich endeten, war es offensichtlich zu spät, weil schon zu viel Porzellan zerschlagen worden war.

Lillig und Erster Bürgermeister Fetzner betonen nun, dass die Kosten für die Vermittlung und Inhalte der Fortbildung, die nun dem nächsten Arbeitgeber zugutekommen, vom scheidenden Kommandanten an die Stadt zurückgezahlt werden. Das sei vertraglich vereinbart. Den weitaus größeren Teil der Ausbildung habe eh die Landesfeuerwehrschule übernommen. Die Stelle des Kommandanten wird nun wieder öffentlich ausgeschrieben, die Neubesetzung dann im Hauptausschuss des Gemeinderats beschlossen. Lilligs Entschluss zu gehen, verdient derweil vor allem eins: Respekt.

Update: Dienstag, 13. Oktober 2020, 19.30 Uhr


Weinheim. (RNZ) Bei der Weinheimer Feuerwehr wird es in absehbarer Zeit einen Wechsel an der Spitze geben. Sven Lillig (41), seit Januar 2018 hauptamtlicher Feuerwehrkommandant der Wehr, hat den Stadtspitzen mitgeteilt, dass er sich beruflich an einen anderen Ort orientieren will. Das teilt die Stadt Weinheim mit. "Wir bedauern das Ausscheiden dieses kompetenten Kommandanten und loyalen Menschen, aber respektieren selbstverständlich seine Entscheidung", wird Oberbürgermeister Manuel Just zitiert.

Lillig selbst habe "persönliche Gründe" für seinen Weggang aus Weinheim genannt. Er verwies aber auch auf das Vertrauensverhältnis, das ihn insbesondere mit OB Just sowie mit dem Ersten Bürgermeister und Feuerwehrdezernenten Dr. Torsten Fetzner verbunden habe.

Am Wochenende hatten Just und Fetzner zunächst den Gemeinderat und die Abteilungsleiter der Freiwilligen Feuerwehr über die Kündigung Lilligs informiert. Kraft Amtes ist der Kommandant in der Weinheimer Stadtverwaltung auch Brandschutz-Sachverständiger.

Der Hauptausschuss des Gemeinderates hatte den damals 38-jährigen Ingenieur für Brand- und Explosionsschutz im September 2017 zum Nachfolger des langjährigen Kommandanten Reinhold Albrecht gewählt. Lillig war zuvor als Projektingenieur für Brand- und Explosionsschutz bei der Firma Siemens tätig. Sein Studium des Rettungsingenieurwesens hatte er mit einer Bachelorarbeit zum Thema "Qualitätssicherung der Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Mainz" abgeschlossen.

Im Verlauf seiner Tätigkeit musste Lillig auch noch in Diensten der Stadt Weinheim weitere Qualifikationen erwerben. "Dass er hierfür jeweils außerhalb von Weinheim gebunden war, stieß bei einigen Feuerwehr-Angehörigen auf Kritik", räumt die Pressestelle von sich aus ein.

Lillig und Erster Bürgermeister Fetzner betonten, dass die Kosten für die Vermittlung und Inhalte der Fortbildung, die nun dem nächsten Arbeitgeber zugutekommen, vom scheidenden Kommandanten an die Stadt zurückgezahlt werden. Das sei sogar vertraglich vereinbart. Den weitaus größeren Teil der Ausbildung habe aber die Landesfeuerwehrschule übernommen. Dabei seien der Stadt keine Kosten entstanden.

Fetzner und Just erklärten, dass die Einsatzstärke der Feuerwehr "selbstverständlich" auch in einer Übergangsphase in vollem Umfang erhalten bleibt. Die Stelle des Kommandanten wird – wie vor drei Jahren – öffentlich ausgeschrieben, die Neubesetzung dann im Hauptausschuss des Gemeinderates beschlossen.

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