Die ersten Kampfpanzer sind in Hardheim eingetroffen
44 Kampfpanzer kommen in die Carl-Schurz-Kaserne - Aufstellung des Panzerbataillons 363 dauert bis 2023

Hardheim. (jam) Es sind gestandene Soldaten, denen der bevorstehende "Einmarsch" einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Gerade schwärmen sie noch im lockeren Plausch über Zwölfzylindermotoren mit 1500 PS, beißenden Dieselgeruch, die 120-mm-Bordkanone und die alles zermalmende Kraft von 60 Tonnen Metall, die sich auf eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h beschleunigen lassen.
Dann kündigen bereits brüllende Panzermotoren und das trotz Gummipolstern unverkennbare Rattern von Ketten auf Asphalt das Herannahen an: Vier Leopard-Kampfpanzer und ein Bergepanzer Büffel rollen unter den gespannten Augen von rund 150 Soldaten und zahlreichen Zaungästen die Panzerstraße herab und biegen nacheinander zu den Klängen militärischer Marschmusik in die Carl-Schurz-Kaserne ein.
"Es ist ein historischer Tag für Hardheim", wie Bürgermeister Volker Rohm später betont. Es sind die ersten Kampfpanzer vom Typ Leopard, die in die Carl-Schurz-Kaserne einrollen. Der letzte Kampfpanzer – ein Flugabwehrkanonenpanzer Gepard – hatte Hardheim 2015 verlassen. Vier Jahre zuvor hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière die Schließung der Hardheimer Kaserne bekannt gegeben, damals endete außerdem die erfolgreiche Allianz zwischen Hardheim und der Flugabwehr.
Nun sind die ersten vier von geplanten 44 Leopard-Kampfpanzern eingetroffen und die Soldaten des Panzerbataillons 363 können ihre Ausbildung beginnen. "Das ist ein beeindruckendes Bild und ein echtes Gänsehaut-Feeling – für mich und die ganze Gemeinde", erklärt Rohm, der die Soldaten in ihrer neuen Heimat willkommen heißt. Er kündigt an: "Wir streben enge Verbindungen auf allen Ebenen an."
Dass die Carl-Schurz-Kaserne – "der einzige Standort in Deutschland, der wieder aktiviert wird" – nun mit Kampfpanzern ausgerüstet ist, freut auch Landrat Dr. Achim Brötel: "Nach vielen grausamen Nachrichten hält die spezielle Trendwende Neckar-Odenwald-Kreis Einzug." Ihm zufolge gehen mit den erwarteten knapp 500 Soldaten neue Arbeitsplätze und eine gesteigerte Kaufkraft einher.
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"Die Bundeswehr ist jetzt wieder da, wo sie hingehört", sagt das Bundestagsmitglied Alois Gerig mit großer Erleichterung. Der CDU-Politiker hat seinen "schwärzesten Tag als Abgeordneter" noch schmerzlichst in Erinnerung– und zwar den 26. Oktober 2011, als die Schließung von Kaserne und Materiallager publik wurde. "Ohne die Bundeswehr geht uns ein Stück unserer Kultur verloren", pflichtet Volker Rohm bei. Die Trendwende kam sieben Jahre später, als die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Aufstellung des neuen Panzerbataillons 363 bekannt gab. Als Grund für die Aufstockung der Panzertruppe nannte sie 2018 in Munster die veränderte Sicherheitslage in Europa und lobte die gepanzerten Truppen als "Rückgrat des Heeres".
Der offizielle Einmarsch der ersten Kampfpanzer bildet nun einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg, der im August 2019 mit der Aufstellung des sechsten Panzerbataillons der Bundeswehr beschritten wurde. Nacheinander bis ins Jahr 2022 sollen die drei Kampfkompanien des Bataillons aufgestellt werden. Seit April trägt Oberstleutnant Pascal Pane, der erste Bataillonskommandeur, die Befehlsgewalt. Daher oblag es ihm, den ersten der fünf Panzer als Kommandant in die Kaserne zu führen und die Ankunft Brigadegeneral Gunnar Brügner, dem Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37, zu melden.

Pane hat bereits angekündigt, ab Oktober die erste Kampfkompanie aufzubauen. "Im Januar steigen wir in die Panzerausbildung ein." Ein dafür geeigneter Standortübungsplatz liegt in Külsheim quasi direkt vor der Haustür. Dort sollen die Vier-Mann-Besatzungen das taktische Fahren und die Zusammenarbeit üben. Für das Schießen mit scharfer Munition müssen die Panzer und ihre Crews jedoch den weiten Weg nach Niedersachsen auf sich nehmen.
Die Hardheimer, das versichert der Kommandeur, müssen sich also keine Sorgen machen, dass von den 60-Tonnen-Ungetümen eine unverhältnismäßige Lärmbelästigung ausgeht. Im schlimmsten Fall "müssen wir mit den Panzern für eine Bahnverladung nach Tauberbischofsheim verlegen. Aber wir werden nicht durch Hardheim preschen und die Ziegel von den Dächern donnern", erklärt Pane mit einem Schmunzeln.
Sowohl der Kommandeur als auch die Kommunalpolitiker haben bei diesem offiziellen Einmarsch deutlich gemacht, dass sich die Staatsbürger in Uniform in Hardheim und im Neckar-Odenwald-Kreis wohlfühlen und auf den Rückhalt aus der Bevölkerung bauen. "Die Bundeswehr ist ein Teil der Region", betont Brötel und unterstreicht damit die Einbindung des Bataillons in ihre Garnisonsgemeinde.



