Der Friedhof ist jetzt wie ein kleiner Park
In den letzten Wochen wurden auf dem städtischen Friedhof einige Bereiche umgestaltet - Kriegsgräber sind nun in einem würdevollen Zustand

Von Axel Sturm
Ladenburg. Regelmäßige Friedhofsgänger informierten dieser Tage die RNZ, wie gut sich der städtische Friedhof in den letzten Wochen entwickelt hat. "Die Beobachtung ist richtig. Es hat sich wirklich viel verändert – und zwar zum Positiven", sagte Friedhofsgärtner und Stadtrat Heiko Freund, für den das alles eine Herzenssache ist.
"Das Grabfeld ist so schön geworden. Das hätte meinem verstorbenen Mann sicherlich auch gefallen", sprach eine Frau Freund an. Auch Rolf Saalmüller sen. ist jeden Tag auf dem Friedhof, um das Grab seiner Frau Christel zu besuchen. "Die Veränderungen haben den Friedhof noch einmal aufgewertet", meinte der ehemalige Gastronom, der viele Jahre die "Backmulde und das Hotel "Cronberger Hof" führte.
Früher, so sagte Freund der RNZ, gab es immer wieder Beschwerden wegen der kaputten Wege, ungepflegten Ecken oder über den Zustand der Kriegsgräber. Man könne der Verwaltung nur ein großes Lob aussprechen, dass sie die Veränderungsvorschläge nun umsetzen ließ.

Heiko Freund von der Friedhofsgärtnerei Freund, Erhard Schollenberger von der Firma ERDA-Gartenservice und Thorsten Werner von der Firma Grabstein-Werner setzten sich zusammen und erarbeiteten eine Schwachstellenanalyse. Die Veränderungsvorschläge präsentierten sie dann Stadtbaumeister Andre Rehmsmeier und den Mitarbeitern des Friedhofsamtes Roger Jochim und Barbara Ebert. "Hut ab – die Verwaltung hat umgehend reagiert und die Maßnahmen genehmigt", lobte der Stadtrat: "So stelle ich mir die Zusammenarbeit vor."
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Er zeigte beim Rundgang die beseitigten Schwachstellen, die die Angehörigen zu Recht kritisierten. So war beispielsweise das Urnengrabfeld bis vor wenigen Wochen "ein vermooster Acker", wie Freund sagt. Hier wurde nun eine neue Rasenfläche geschaffen, was die Hinterbliebenen dankbar aufnahmen. Auch mit der Erneuerung der Friedhofswege wurde begonnen. Teilweise wurden Steinwege angelegt und im alten Teil des Friedhofes der Splitt erneuert.
Der neue Bereich am Eingang Alemannenweg wurde ebenfalls verändert. Neben dem Kunstwerk des Künstlers Hans Michael Kissel wurde ein neuer Baum gepflanzt. Dies sei erst der Anfang, informierte Freund, dass in den nächsten Wochen noch Sträucher und Büsche gepflanzt werden, damit es ein bisschen wie ein Wald aussieht. "Wir wollen Bestattungen wie in einem kleinen Friedwald anbieten." Freund kümmerte sich in den letzten Wochen auch um die Pflege des Jüdischen Friedhofs, der sich in Ladenburg von einer würdevollen Seite zeigt. "Ingrid Wagner vom Arbeitskreis Jüdische Geschichte wirft immer wieder mal ein Auge auf den Friedhof, und das ist hilfreich", so Freund. Er, Schollenberger und Werner waren sich auch einig, dass die Grabfelder für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs am Friedhofskreuz alles andere als angemessen waren.
"Hier musste etwas geschehen", sagte Freund, und die Gemeinschaftsaktion der drei Firmen veränderte viel: Vor dem Kreuz wurde nun ein kleiner Platz geschaffen, der den gesamten Friedhof aufwertet. Die alten Hecken wurden entfernt und die Kreuze abgetragen. Nun wurde ein Rasenfeld angelegt, auf das die restaurierten Kreuze gesetzt wurden.
Auch die Umgestaltung des Denkmals für die Gefallen des Revolutionskrieges des Jahres 1849 wurde in Angriff genommen. Großherzogliche mecklenburgisch-schwerinische Unteroffiziere und Soldaten ließen auch in Ladenburg ihr Leben, und daran erinnert nun das von Efeu und Gebüsch befreite Denkmal. Auch das ehemalige Kriegerdenkmal an der Weinheimer Straße hat gegenüber der Trauerhalle nun einen neuen Platz gefunden. Die drei Granitfindlinge lagen viele Jahrzehnte im Steinlager des Bauhofs. Nun ist der kleine Gedenkplatz für die Gefallenen fertiggestellt. Deren Namen hat der Steinmetzmeister Werner wieder lesbar gemacht, die gärtnerische Gestaltung wurde von Freund erledigt.
Freund erklärte beim Rundgang, dass der Friedhof mit seinem alten Baumbestand – hier stehen insgesamt 290 Bäume – alles andere als pflegeleicht ist. Er meint sogar, dass kein Friedhof im Rhein-Neckar-Kreis pflegeintensiver sei als dieser. "Eigentlich handelt es sich nicht nur um einen Friedhof, sondern um einen riesigen Park. Und Parks müssen bekanntlich besonders intensiv gepflegt werden", erläutert der Fachmann. An jeder Ecke gäbe es eine andere Attraktion, sagt Freund, der beispielsweise die Holzskulpturen des Kettensägenkünstlers Jochen Liebrich schätzt: "Der betende Mönch bereichert das Grabfeld sehr."
Erst kürzlich wurde er von einer Neubürgerin der benachbarten Martinshöfe angesprochen. Diese war anfangs skeptisch, als sie die Wohnung kaufte, weil sie von ihrem Balkon direkt auf den Friedhof schaute. Sie sagte nun zu Freund, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Besucher den Ausblick genießen: "Man scheint nicht auf einen Friedhof, sondern in einen toll gepflegten Park zu blicken."