Gegossen wird jeden Tag den ganzen Tag
In den vergangenen Jahren hat sich der Arbeitsaufwand für die Bewässerung der Pflanzungen im Stadtgebiet deutlich erhöht

Von Heiko Schattauer
Mosbach. Gießen, gießen, gießen – Thomas Vieten macht derzeit, zumindest in seiner Arbeitszeit, nicht anderes. Täglich ab 7 Uhr in der Früh ist er als Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs mit seinem Fendt-Schlepper und einem angehängten 3000-Liter-Wasserfass in der Stadt unterwegs, um das, was in Mosbach blühen soll, mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. "In den letzten Jahren ist es immer mehr geworden, wir müssen einfach häufiger und mehr gießen", sagt Vieten beim kurzen Austausch am Pflanzkübel eingangs der Farbgasse. Viel Zeit hat der Bauhof-Mann nicht, die Liste der zu bewässernden Pflanzen ist lang.

"Die Mitarbeiter des Bauhofs sind derzeit fünf Tage die Woche am Gießen, normalerweise sind es zwei- bis maximal dreimal die Woche. Wässern zählt somit derzeit zu einer der Haupttätigkeiten des Bauhofs", erklärt dazu passend Meike Wendt, Pressereferentin der Stadt Mosbach. Um die notwendigen Arbeiten zu beschleunigen, hat man zum genannten 3000-Liter-Fass einen weiteren, 2800 Liter fassenden Wasserbehälter beschafft. So sei es möglich, auch parallel zu gießen, schließlich müssten auch die Pflanzungen in den Ortsteilen versorgt werden.
Hintergrund
Keine Verbote in der Region - Wasserentnahme weiter erlaubt
Im Neckar-Odenwald-Kreis muss man ein Entnahmeverbot wie im Landkreis Heilbronn noch nicht aussprechen, wie ein Sprecher des
Keine Verbote in der Region - Wasserentnahme weiter erlaubt
Im Neckar-Odenwald-Kreis muss man ein Entnahmeverbot wie im Landkreis Heilbronn noch nicht aussprechen, wie ein Sprecher des Landratsamts auf Nachfrage bestätigt. Zwar sei es auch hier in den vergangenen Jahren verstärkt zur Niedrigpegelständen gekommen. Allerdings habe man viele eher schnellfließende, tiefere Gewässer, die teils zudem recht gut beschattet seien. Was wiederum in Bezug auf die Pegelstände und den Sauerstoffgehalt des Wassers von Vorteil sei.
Aktuell, so die Auskunft der Unteren Wasserbehörde, sehe man keine Veranlassung für Entnahmeverbote. Gleichwohl werden die Pegel an festgelegten Messstellen (etwa an Elz, Schefflenz etc.) täglich aufs Neue kontrolliert. Für das Entnehmen von Wasser aus einem offenen Gewässer und die Wiedereinleitung ist in jedem Fall eine wasserrechtliche Erlaubnis erforderlich. Jede Entnahmegenehmigung werde individuell geprüft bzw. ausgesprochen, in der Regel sind es vor allem Landwirte oder Gartenbaubetriebe die zu Bewässerungszwecken eine entsprechende Genehmigung beantragen.
Für Privatleute gilt ohnehin: Die Entnahme von Wasser nur mit Schöpfgefäßen, beispielsweise zum Garten gießen oder in geringen Mengen fällt unter den sogenannten Gemeingebrauch und bedarf keiner Erlaubnis. (schat)
Auf rund 4500 beziffert Meike Wendt die Zahl der Bäume, die allein im Stadtgebiet an Straßen, Plätzen, Anlagen, Parks, Friedhöfe, Schulen usw. stehen. Dazu gebe es etliche weitere Pflanzungen und Blühpunkte. Der weitaus größte Baumanteil finde sich aber natürlich im Stadtwald. "Dass die Wälder unter den Klimabedingungen der letzten Jahre stark leiden, ist ein landläufig bekanntes Problem", so Wendt. Wie dem Wald am sinnvollsten geholfen werden kann, diese Frage beschäftigt Forstexperten schon geraume Zeit. Seit Längerem schon pflanzt man auch im Stadtgebiet (also außerhalb der großen Waldflächen) Bäume an, die als resistenter gegen Trockenheit gelten. Bei Neupflanzungen leiste zudem das Baumkataster wertvolle Hinweise, um geeignete Standorte zu finden bzw. zu bewerten. "Entsprechend gestaltet sich die Artenauswahl, Pflanzung und Folgepflege inklusive Wässerung", so die Auskunft der Stadt.
Insbesondere Straßenbäume leiden aufgrund ihres Standortes in Hitzephasen wie aktuell besonders. "Die letzten drei Sommer waren gerade für diese Bäume verheerend", berichtet Meike Wendt. Aber auch Bäume an naturnahen Standorten würden in Mitleidenschaft gezogen, als unschönes Beispiel führt man die vier Hemlocktannen an, die auf dem Sattelbacher Friedhof aufgrund der Trockenheit verloren gegangen sind. Die Spitzahornbäumchen, die im Gartenweg gegen die Trockenheit kämpfen, unterstützt Thomas Vieten zweimal die Woche mit rund 150 Liter Wasser. Die fließen über ein im Boden eingelassenes Drainagesystem an die Wurzeln des Baumes, im kleinen Pflanzring wird dafür der Wasserschlauch angedockt. "Das dauert schon ein bisschen", verdeutlicht Thomas Vieten, eine kleine digitale Wasseruhr hilft bei der Einschätzung, wann der Spitzahorn genug genährt ist.
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Das Wasser zum Gießen bezieht der Bauhof Mosbach derzeit zum überwiegenden Teil aus einer Zisterne auf dem Betriebsgelände am Technischen Rathaus. Und die wiederum fülle sich mit Hangwasser aus der Waldstadt, heißt es vonseiten der Stadt. Aus fließenden Gewässern wie der Elz oder dem Neckar entnehme die Stadt kein Wasser, eine entsprechende Genehmigung habe man auch nicht beantragt. "Aus ökologischer Sicht sind wird froh, dass wir diese Möglichkeit haben", erklärt Meike Wendt in Bezug auf das Quellwasser vom Waldstadthang.
Neben der Trockenheit macht den Pflanzungen aber auch noch was anderes zu schaffen. "Blöd ist, wenn die Leute sich wie beispielsweise am Boulevard auf die Pflanzkübel setzen", sagt Thomas Vieten: "Die drücken dann die Pflanzen oft kaputt." Auch Müll sei ein großes Ärgernis. Regelmäßig müssen er und die Mitarbeiter der Gärtnerei Arbeiter, die ebenfalls im Stadtbereich bewässern, nicht nur die Pflanzenversorgung, sondern auch die Abfallentsorgung übernehmen. Hinter den Pflanzkübeln am Rathaus habe er neulich sogar ein Bierflaschenlager gefunden, erzählt Vieten und schüttelt den Kopf. Die 150 Liter für den Spitzahornbaum gegenüber der RNZ sind inzwischen in die Drainage gelaufen, der Bauhofmitarbeiter rollt den Schlauch ein und zieht mit seinem Wasserschlepper weiter. Die Liste ist schließlich noch lang.



