Heilbronn schränkt Wasserentnahme ein (Update)
Entnahme von Wasser aus Seen, Bächen und Flüssen für Bewässerungszwecke untersagt - Nur Gießkannen und Eimer darf man füllen

Heilbronn. (guz) Aufgrund der schon lange anhaltenden Trockenheit war es zu erwarten: Das Landratsamt Heilbronn hat die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern per Allgemeinverfügung eingeschränkt. Diese gilt bis mindestens zum 15. September. Die Entnahme von Wasser aus Seen, Bächen und Flüssen für Bewässerungszwecke ist damit untersagt. Nur Gießkannen und Eimer darf man füllen. Bauern dürfen für die Lebensmittelproduktion nur noch die Hälfte der genehmigten Menge verwenden. Schon 2018 und 2019 hatte das Landratsamt ein Entnahmeverbot ausgesprochen.
Sinkende Pegel der Flüsse haben auch Auswirkungen auf den Warentransport und die Energieversorgung. So erhält das Kraftwerk in Heilbronn am Neckar seine Kohle fast ausschließlich auf dem Wasserweg. Auch für die Kühlung thermischer Anlagen, wie dem Atomkraftwerk in Neckarwestheim, ist das Neckarwasser unverzichtbar. Der Meiler ist zwar derzeit wegen Revisionsarbeiten nicht am Netz. Dennoch bedarf er der Kühlung. Niedrige Pegel sorgen zudem für steigende Wassertemperaturen. Schon 2018 brauchte das Atomkraftwerk daher eine Ausnahmegenehmigung, um erwärmtes Kühlwasser wieder in den Neckar einleiten zu dürfen. Hohe Wassertemperaturen gefährden auch die Fischbestände.
Update: Sonntag, 9. August 2020, 19.15 Uhr
Niedrige Pegelstände fordern sparsamen Umgang mit Wasser
Wasserstände deutlich gesunken - Tatsächliche Beschränkungen für die Wasserentnahme könnten bald folgen
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Von Armin Guzy
Landkreis Heilbronn. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit nehmen die Wassermengen in den Fließgewässern des Landkreises Heilbronn kontinuierlich ab. Das Landratsamt Heilbronn, und dort besonders das Amt für Bauen, Umwelt und Nahverkehr, weist deshalb auf eine erhöhte Gefahr von Niedrigwasser hin und empfiehlt allen Einwohnern einen eigenverantwortlichen, sparsamen und effizienten Umgang mit der Ressource Wasser. Die dringende Aufforderung ist in der Regel aber nichts anderes als die Vorstufe eines Verbotes, und es ist nicht zu erwarten, dass die Wassermengen in den kommenden Tagen wieder signifikant steigen.
Damit droht im Landkreis aller Voraussicht nach erneut eine monatelange Einschränkung bei der Wasserentnahmen: Bereits in den Jahren 2018 und 2019 hatte die Landkreisbehörde nach anhaltenden Trockenperioden per Allgemeinverfügung die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern verboten. Der niedrige Pegel des Neckars hatte außerdem zu erheblichen Problemen bei Warentransporten per Schiff geführt. Das hatte auch Auswirkungen auf die Energieversorgung, denn die Kohle für das Kraftwerk in Heilbronn gelangt fast ausschließlich per Schiffen dorthin. Außerdem ist das Wasser des Neckars unverzichtbar für die Kühlung der thermischen Anlagen.
Gleiches gilt für das Atomkraftwerk in Neckarwestheim, das derzeit noch für Revisionsarbeiten vom Netz genommen ist. Eine Kühlung ist dennoch weiter erforderlich. Da sich bei sinkenden Pegelständen auch das verbleibende Wasser schneller erwärmt, war beispielsweise 2018 eine kurzzeitige Ausnahmegenehmigung erforderlich, um das warme Kühlwasser dennoch in den Neckar zurückleiten zu dürfen.
Zum Schutz des Gewässers und der darin lebenden Tiere ist das Abpumpen des Wassers und die Einleitung nach dem Kühlvorgang normalerweise nur bis zu einer Wassertemperatur von 28 Grad Celsius erlaubt. Am Neckarpegel Mannheim wurden am Freitag bereits 24 Grad gemessen. Die nun gemeldeten niedrigen Wasserstände sind laut Landratsamt die Folge des Niederschlagsdefizits, das in den vergangenen trockenen Jahren entstanden ist. Auch wenn es in den zurückliegenden Monaten immer wieder auch stark geregnet hatte, konnte das Defizit nicht ausgeglichen werden. Die Folge sind geringe Wasserstände in den Fließgewässern sowie unterdurchschnittliche Grundwasserstände.
Durch unwetterartige Niederschläge komme es nur kurzzeitig zu lokalen Verbesserungen in den Gewässern, merkte die Fachbehörde an. Eine nachhaltige Verbesserung der Situation könne nur durch lang andauernde, ergiebige Niederschläge erreicht werden. Diese sind derzeit allerdings nicht absehbar.
Insbesondere an kleineren Gewässern sei daher damit zu rechnen, dass Niedrigwasserstände gemessen werden, was wiederum eine hohe Belastung für alle Organismen bedeutet, die in den Gewässern leben. Wenn die Pegelstände zudem durch Wasserentnahmen weiter reduziert werden, könne dies negative Auswirkungen auf die gesamte Gewässerökologie haben, warnt das Umweltamt. Insbesondere Fische können hiervon betroffen sein, zumal bei höheren Temperaturen auch der Sauerstoffgehalt des Wassers zurückgeht. Im Hitzesommer 2003 waren bei Wassertemperaturen von 28 Grad und mehr beispielsweise im Rhein bei Mannheim zahlreiche Fische verendet.




