Baden-Württemberg

355 Kilogramm Müll pro Einwohner

Leichter Anstieg im Südwesten - Gesamtmenge aber rückläufig - Es wird zu wenig Biomüll gesammelt

03.08.2020 UPDATE: 04.08.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Biomüll gilt als wichtige Ressource: Derzeit fallen im Jahr 51 Kilo pro Einwohner an. Foto: dpa

Von Jens Schmitz, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Trotz gestiegener Bevölkerungszahl hat Baden-Württemberg 2019 etwas weniger Müll produziert als im Vorjahr. Das geht aus dem neuesten Abfallbericht hervor, den Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag vorgestellt hat. Das Ziel von 60 Kilogramm getrennt gesammeltem Biomüll pro Kopf wird das Land dieses Jahr dennoch verfehlen – aufgrund starker Unterschiede zwischen den Kreisen.

Der Bericht erfasst nur das kommunale Abfallaufkommen, also kein Material, das von Industrie und Gewerbe an private Entsorger gegeben wird. Er bewegt sich in ähnlichen Dimensionen wie 2018: Die öffentlich-rechtlichen Entsorger haben mit 12,24 Millionen Tonnen etwas weniger Müll angenommen als 2018 (12,44 Millionen Tonnen). Der größte Teil davon entfiel mit 55 Prozent auf Baumassenabfälle, also Bauschutt, Straßenaufbruch oder Bodenaushub. Er schrumpfte von 6,97 Millionen Tonnen auf 6,73 Millionen Tonnen, die zu 80 Prozent deponiert wurden. Die Menge der Siedlungsabfälle wuchs zwar leicht, von 5,22 Millionen Tonnen auf 5,29 Millionen Tonnen. Sie wurden dafür nahezu vollständig verwertet: Weniger als ein Prozent landete auf der Halde.

Häusliche Abfälle im engeren Sinn (Haus- und Sperrmüll, Wertstoffe, Biotonne) entfielen auf jeden Einwohner im Schnitt 355 Kilogramm (2018: 353 Kilogramm). Die Entsorgungsgebühren für einen Vier-Personen-Haushalt sind von durchschnittlich 152,04 Euro im Jahr 2018 auf 156,42 Euro geklettert. 2020 betragen sie nach erneuten Aufschlägen im Schnitt gut 165 Euro. Zwischen den einzelnen Kreisen gibt es erhebliche Abweichungen, was auch damit zusammenhängt, dass sie unterschiedliche Leistungen anbieten.

Für den Gesamtanstieg macht Untersteller neben den wachsenden Anforderungen geringe Erlöse bei der Wiederverwertung von Papier, Alttextilien oder Kunststoffen verantwortlich. Gleichzeitig sei die Verbrennung teurer geworden. Anfang der 2000er Jahre hätten die Gebühren auch schon höher gelegen als heute.

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"Wir haben in Baden-Württemberg eine vorbildliche Abfallwirtschaft", sagte der Umweltminister, "aber wir ruhen uns da nicht aus." Unzufrieden ist er unter anderem mit den nach wie vor stark unterschiedlichen Bilanzen der Kreise beim Biomüll. 2019 lag das Durchschnittsaufkommen bei 51 Kilogramm je Einwohner (2018: 50 Kilogramm). Das Land hatte sich allerdings vorgenommen, diesen Wert bis 2020 auf 60 Kilogramm zu steigern. Untersteller zufolge ist bereits jetzt klar, dass da Ziel verfehlt wird.

Zwar gibt es mit Baden-Baden (126 Kilogramm) oder Konstanz (104 Kilo) Kreise, die es weit übertreffen. Auch ländliche Gegenden wie der Main-Tauber-Kreis (108 Kilogramm) oder der Hohenlohekreis (94 Kilo) zählen dazu. Am unteren Ende des Spektrums rangieren dafür der Enzkreis (15 Kilogramm) oder Göppingen (sechs Kilo) – obwohl es Stadtkreise sind, in denen vergleichsweise wenig Gartenkomposthaufen stehen.

Die Unterschiede seien nur durch unterschiedliche Erfassungssysteme zu erklären, sagte Untersteller. In Göppingen wird etwa ein Beutel verwendet statt der verbreiteten braunen Tonne. "Mir wäre es natürlich lieb, um es mal deutlich zu sagen, dass Göppingen sich an Hohenlohe orientiert und nicht meint, der Beutel, wie man ihn heute in Göppingen hat, ist der Weisheit letzter Schluss."

In Göppingen lande der Bioabfall im Wesentlichen im Restmüll. Dort stehe eine Müllverbrennungsanlage, die auch einen Betreiber habe. Lokale Rücksichten hält der Minister aber für überflüssig: "Man braucht keine Angst zu haben, dass die Anlage nicht dennoch voll wird, wenn die Bioabfälle aus den Restabfällen herauskommen." Die Verbrennungsanlagen im Land seien zu weit über 90 Prozent ausgelastet.

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