Neckar-Odenwald-Kreis

Dem Wald droht eine neue Käferplage

Minister Peter Hauk bewertet den Zustand des Waldes als "kritisch" - Peter Baust (Nabu) berichtet von extremen Trockenheitsschäden

24.05.2020 UPDATE: 25.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Ein Lichtblick: Forstminister Peter Hauk MdL zeigt sich davon überzeugt, dass der Klimaretter Wald gerettet werden kann. Dazu müssten allerdings alle gesellschaftlichen Gruppen an einem Strang ziehen. Foto: Alexander Rechner

Von Alexander Rechner

Neckar-Odenwald-Kreis. Das neuartige Coronavirus wirbelt den Alltag kräftig durcheinander und schränkt das Leben ein. Bei einem Spaziergang im Wald sucht der Mensch seit jeher Erholung und Kraft. Aber auch der Wald im Neckar-Odenwald-Kreis ist wegen Dürre und Schädlingen sehr gebeutelt. Dabei sind die Bäume mit ihrer Fähigkeit, CO2 zu speichern, wichtig im Kampf gegen den Klimawandel.

Der Klimaretter Wald kann noch gerettet werden, davon ist der baden-württembergische Forstminister und hiesige Landtagsabgeordnete Peter Hauk (CDU) überzeugt. "Ich bin mir sicher, dass es uns gelingt, unsere Wälder gut durch den Klimawandel hindurchzubekommen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen an einem Strang ziehen." Jedoch bewertet der Diplom-Forstwirt den Zustand des Waldes als "kritisch". Von "extremen Trockenheitsschäden" berichtet auch Peter Baust vom Nabu Mosbach.

Gleich an mehreren Standorten im Landkreis hat Peter Baust abgestorbene Buchenkronen entdecken können. "In der Dimension habe ich das noch nie erlebt", sagt er. Mit Blick auf die Trockenheit sei die Situation dramatisch. Dabei werde der Wald in diesem Jahr insbesondere unter dem Borkenkäfer ächzen, erläutert Minister Peter Hauk. "Wir hatten leider keinen eisigkalten Winter mit Frost." Ideale Bedingungen für den Schädling. Deshalb sei eine erneute Käferplage zu befürchten. "Derzeit gehen wir von drei Generationen des Schädlings aus, worunter unser Wald schwer leiden wird", erklärt der Minister. Konsequent müsse deshalb dem Borkenkäfer in den Revieren die Nahrungsgrundlage entzogen werden. "Wenn ein Käfer einen Baum befallen hat, muss dieser geschlagen und sofort aus dem Wald gefahren werden", erklärt der Diplom-Forstwirt. Somit könne man verhindern, dass sich der Schädling ausbreitet und Schaden anrichtet.

Auf dem Holzmarkt sehen die wirtschaftlichen Prognosen auch nicht rosig aus. Die Coronakrise habe teilweise dazu geführt, dass exportorientierte Sägewerke ihre Produktion gedrosselt haben. "Die Nachfrage aus dem Ausland ist eingebrochen", erläutert Hauk. In der Folge habe das verarbeitete Holz keinen Abnehmer gefunden, wodurch die Lager der Sägewerke volle seien. Angesichts des Überangebotes seien die Holzpreise europaweit eingebrochen. Davon werde auch der Neckar-Odenwald-Kreis betroffen sein. Außerdem schmerzt es die Gemeinden und Städte, die sich früher noch mit dem Holzverkauf ihr Budget aufbessern konnten. Mittlerweile seien rote Zahlen nicht mehr die Seltenheit.

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Um den geschädigten Waldbesitzern schnell zu helfen, hat Minister Hauk auf Landesebene einen Notfallplan auf den Weg gebracht. "So kommen die Waldbesitzer in den Genuss einer finanziellen Aufarbeitungshilfe, die ihren Mehraufwand zum Teil ausgleichen soll", sagt Hauk. Jedoch reiche dies nicht aus: In seinem Ministerium prüfe man gerade, ob man den Waldbesitzern bei der Aufforstung eine Prämie zahlen soll. "Um letztlich die Verluste in den Jahren, in denen sie mit den jungen Bäumen kein Geld verdienen können, auszugleichen", so Peter Hauk.

Hingegen hegt der Minister derzeit keine allzu große Hoffnung, dass die Coronakrise langfristig positive Auswirkungen auf den Klimawandel haben könnte. "Die Verschnaufpause wird nicht dazu beitragen, den Klimawandel signifikant zu verzögern", prognostiziert der Minister. Darin ist er sich mit Peter Baust einig, der die Corona-Auswirkungen auf den Klimawandel als "marginal bis gar keine" bewertet. "Das ist eine Momentaufnahme", meint Peter Baust. Dem Klimawandel lägen größere Zeithorizonte zu Grunde, erläutern Hauk und Baust.

Stattdessen will Minister Hauk die Wälder langfristig fit für den Klimawandel machen. Mit der "Waldstrategie 2050" möchte er vor allem seinen Fokus auf Forschung und Vernetzung, aber auch auf Fördermittel für den Waldumbau setzen. Darüber hinaus müsse nun die Politik in Europa, im Bund und im Land in Zukunft daran arbeiten, den CO2-Ausstoß zu verringern. Peter Baust vom Nabu Mosbach sieht die Coronakrise auch als eine Chance für die Menschen, "Erfahrungen für ein klimagerechtes Leben zu sammeln". Damit wäre dann auch die Rettung des Klimaretters Wald möglich.

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