65-Jährige aus Erfeld hat Coronavirus nach Beatmung überstanden
Sie hat es geschafft und kann nun endlich wieder durchatmen - Ihr Dank gilt den Ärzten und Pflegern der Neckar-Odenwald-Kliniken

Neckar-Odenwald-Kreis. (pm) Ein Skiurlaub im Südtiroler Kastelruth hatte für Brigitte Ried aus Erfeld ungeahnte, ja lebensbedrohliche Folgen. Kurz nach ihrer Rückkehr am 8. März 2020 bemerkte die 65-Jährige, dass sie Probleme beim Gehen hatte, sich schwach und unsicher fühlte. Dazu kamen dann noch Magen-Darm-Beschwerden und ein trockener Husten, Fieber hatte sie nicht.
Als es ihr zusehends schlechter ging, kontaktierte sie am 15. März 2020 die Integrierte Leitstelle in Mosbach, die einen Krankentransportwagen schickte, mit dem sie ins Krankenhaus Buchen transportiert wurde. Bei Ankunft in der Notaufnahme klingelten beim Personal gleich alle Alarmglocken: Eine Patientin, die in Südtirol war, mit trockenem Husten und Fieber – mittlerweile 39,5 Grad. Ried wurde auf die Isolierstation aufgenommen und dort mit der Verdachtsdiagnose "Covid-19" behandelt.
Zu diesem Zeitpunkt war die eigentlich acht Betten umfassende Isolierstation der Neckar-Odenwald-Kliniken am Standort Buchen bereits auf die doppelte Kapazität aufgestockt worden, und auch am Standort Mosbach wurde eine entsprechende Station eingerichtet. Am folgenden Wochenende wurden die "Sichtungsstellen", Zelte vor den beiden Notaufnahmen, in enger Kooperation mit dem DRK in Betrieb genommen, und Ende März 2020 wurde an beiden Klinikstandorten jeweils eine weitere Isolierstation eingerichtet.
Doch zurück zu Brigitte Ried: Nach kurzzeitiger Stabilisierung verschlechterte sich ihr Zustand weiter, sie hatte zunehmend Atemprobleme. "Ich habe zu den Schwestern gesagt: ,Hoffentlich muss ich nicht sterben!‘", erinnert sie sich. Als am 17. März das Fieber auf Werte über 40,5 Grad stieg, wurde die Patientin auf die interdisziplinäre Intensivstation aufgenommen und musste bereits einen Tag später ans Beatmungsgerät angeschlossen werden.
Dazu wurde sie ins "künstliche Koma" versetzt, weil der Beatmungsschlauch oder Tubus in der Luftröhre sonst nicht platziert werden kann. Die Versorgung übernahmen Mediziner der Inneren Medizin gemeinsam mit Kollegen der Anästhesie, ganz besonders aber das engagierte Team der Intensivpflege.
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Die Schwestern und Pfleger der Intensivstationen verbringen die meiste Zeit am Patientenbett und sind während der Intensivbehandlung wichtige Ansprechpartner für die Patienten, aber auch deren Familien. An beiden Klinikstandorten stehen jeweils acht Behandlungsplätze, davon vier mit Beatmungsmöglichkeit, zur Verfügung. Auch hier ist eine Erweiterung im Fall eines Anstiegs der Patientenzahlen vorbereitet.
Neben der hohen Körpertemperatur und den schweren Atemproblemen kamen bei Brigitte Ried noch Störungen weiterer Organsysteme hinzu: Die Nierenfunktion war beeinträchtigt, und auch ihr Leberwert, der bei vielen Covid-Patienten erhöht ist, stieg deutlich an. Sie befand sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, es drohte ein Multiorganversagen.
Über einen Zeitraum von zwei Wochen gelang es dem Behandlungsteam der Neckar-Odenwald-Kliniken mit großem Aufwand, den Zustand der Patientin zu stabilisieren, sodass am 2. April endlich der Beatmungsschlauch entfernt werden konnte. In der folgenden Nacht kam es nochmals zu einer kritischen Situation mit Beeinträchtigung der Atmung, die aber die zuständigen Intensivpflegekräfte durch kompetenten, engagierten Einsatz meisterten.
In den nächsten Tagen wurde noch zeitweise eine Atemtherapie mit dem Beatmungsgerät und einer dicht auf dem Gesicht aufsitzenden Maske durchgeführt, doch bald kam die Erfelderin völlig ohne Unterstützung des Geräts klar und konnte bereits wieder stundenweise in einem Lagerungssessel sitzen. "An die Zeit im künstlichen Koma habe ich gar keine Erinnerung", berichtet Brigitte Ried und ergänzt: "Erst für die Zeit ohne Beatmungsschlauch weiß ich wieder etwas."
Neben der Stabilisierung der Patientin und der Besserung der Entzündungs-, Nieren- und Leberwerte interessierten sich die Intensivmediziner natürlich besonders für den Nachweis der Krankheitserreger. Mehrere Tests, zuletzt am 2. April, hatten die Infektion mit Sars-CoV-2 bestätigt, sodass die gesamte Behandlung unter aufwändigen Isolations- und Sicherheitsmaßnahmen stattfinden musste.
Besuche bei der schwerkranken Patientin waren deshalb nicht möglich, aber wenigstens diente das Telefon als Verbindung zur Außenwelt. Am 8. April konnte Ried dann wieder auf die Isolierstation zurückverlegt werden, wo sie in den ersten Tagen noch etwas Sauerstoff brauchte. Nachdem weitere Abstriche durchgeführt wurden, die keinen Keimnachweis mehr ergaben, konnte sie am 16. April auf eine reguläre Station im Buchener Krankenhaus verlegt werden und soll jetzt alsbald in eine Rehaklinik verlegt werden.
Das gesamte Behandlungsteam freut sich natürlich über diesen Verlauf, der zeigt, was in unserer Region gemeinsam auch für lebensbedrohlich erkrankte Patientinnen und Patienten geleistet wer-den kann. Auch die Intensivstation am Standort Mosbach der Neckar-Odenwald-Kliniken konnte die ersten beiden Beatmungspatienten nach erfolgreicher Behandlung inzwischen wieder auf die Isolierstation verlegen.
"Ich bin allen, die an meiner Behandlung beteiligt waren, sehr dankbar", sagt Brigitte Ried und erlaubt ausdrücklich, ihre Geschichte zu erzählen. "Ich wurde in allen Bereichen immer sehr gut behandelt – auch wenn mir die vermummten Marsmenschen am Anfang doch sehr komisch vorkamen." Jetzt freut sie sich aber darauf, möglichst bald ihren Mann und ihre Familie wiederzusehen.



