Neckar-Odenwald-Kliniken

Sechs von acht Beatmungsplätzen sind aktuell belegt

"Wenn es eng wird, werden wir verlegen" - Kapazitäten könnten weiter erhöht werden

05.04.2020 UPDATE: 06.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 59 Sekunden
„Wir haben die Lage aktuell im Griff“, sagt der Ärztliche Direktor der Neckar-Odenwald-Kliniken, Dr. Harald Genzwürker, der mit seinem Team in Buchen und Mosbach Tag für Tag für die Menschen in der Region da ist. Foto: Rüdiger Busch

Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb) Die Corona-Pandemie hat die Neckar-Odenwald-Kliniken fest im Griff: Sechs von acht Beatmungsplätzen, die in Buchen und Mosbach zur Verfügung stehen, sind derzeit belegt (Stand: Sonntag, 17 Uhr). Ein Grund zur Panik besteht aber keineswegs, wie der Ärztliche Direktor der Kliniken, Dr. Harald Genzwürker, im Gespräch mit der RNZ betont: Zum einen lässt sich die Kapazität im Fall der Fälle noch erhöhen.

Zum anderen sind die Verantwortlichen der Kliniken im ständigen Austausch mit großen medizinischen Zentren in den Nachbarkreisen, so dass Patienten aus dem Neckar-Odenwald-Kreis beispielsweise nach Heidelberg, Würzburg, Heilbronn oder Bad Mergentheim verlegt werden könnten, wenn es in Buchen oder Mosbach keine Beatmungsplätze mehr geben sollte.

Im Normalfall reichen den beiden Häusern der Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen und Mosbach zusammen sechs Beatmungsplätze aus. Diese Zahl wurde vorausschauend schon auf acht – also vier pro Standort – erhöht. Doch auch dies könnte nicht ausreichen: Denn noch immer steigt auch im Landkreis die Zahl der Menschen, bei denen eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen wird. Gleichzeitig wächst auch die Zahl derer, die aufgrund der Erkrankung mit Covid-19 eine intensivmedizinische Hilfe benötigen.

Dies zeigt der Blick auf die aktuellen Daten: In Buchen sind zwei der vier Beatmungsplätze belegt und zwar mit Covid-19-Patienten. In Mosbach sind die Kapazitäten aktuell sogar komplett ausgeschöpft, wobei einer dieser vier Patienten an einer anderen Krankheit leidet und bei einem weiteren eine Infektion mit Corona noch nicht definitiv nachgewiesen ist. Insgesamt gibt es in Buchen aktuell sieben bestätigte und drei Corona-Verdachtsfälle, in Mosbach sind es fünf bestätigte und neun, bei denen ein möglicher Nachweis noch aussteht. Bei annähernd 90 Patienten wurde die Verdachtsdiagnose in den letzten Wochen gestellt und zum Teil bestätigt, aber auch häufig ausgeschlossen.

Wie Dr. Genzwürker erläutert, sind die Beatmungsgeräte, die für den Patienten die Versorgung mit Sauerstoff ganz oder teilweise übernehmen, transportabel. Das heißt, sie sind an jedem Intensivplatz einsetzbar. Zu den vier Geräten kommen noch jeweils ein Ersatzgerät in Buchen und in Mosbach, wodurch sich die Kapazität auf insgesamt zehn erhöhen würde. Doch auch damit wäre das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: Auch Narkosegeräte könnten zur Beatmung von Patienten eingesetzt werden, zwar nicht dauerhaft und bei besonders schweren Fällen. Aber zur Überbrückung seien sie auf jeden Fall geeignet.

Auch interessant
Corona-Ticker Neckar-Odenwald: LGA meldet Zahlen nicht mehr täglich
Neckar-Odenwald-Kreis: In Sachen Corona sind wir "längst nicht über den Berg"
Mosbach/Buchen: Neckar-Odenwald-Kliniken erhöht Anzahl der Beatmungsplätze
91-Jährige gestorben: Gesundheitsamt meldet ersten Corona-Todesfall im Neckar-Odenwald-Kreis
Neckar-Odenwald-Kliniken: "Wenn die Welle kommt, sind wir da"

Die Frage nach der Zahl der Geräte sei am Ende aber nicht die entscheidende, betont Harald Genzwürker: "Das qualifizierte Personal ist der Knackpunkt!" Und das steht eben nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Die Betreuung eines Beatmungspatienten sei naturgemäß schon aufwändiger. Hinzu kämen die besonderen Isolationsmaßnahmen wie das Anlegen der Schutzkleidung, für das jedes Mal mindestens fünf Minuten zu veranschlagen seien. Da auf den Intensivstationen nur Fachkräfte und geschultes Personal arbeiten, könne man in diesem Punkt auch nicht so einfach nachsteuern.

Was dann passiert, wenn die Kapazitäten tatsächlich an ihre Grenzen stoßen, darüber machen sich die Verantwortlichen natürlich auch ihre Gedanken – und das mehrmals Tag für Tag. "Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Kollegen von anderen Kliniken", berichtet Genzwürker. "erst heute Vormittag habe ich mit dem Kollegen der Heidelberger Koordinierungsstelle telefoniert." Dort werden beispielsweise alle freien Betten in Heidelberg und im gesamten Rhein-Neckar-Kreis koordiniert. Man kennt sich, man schätzt sich, man tauscht sich aus – und man hilft sich natürlich kollegial, auch und gerade in Notzeiten wie diesen.

Derzeit sind im Rhein-Neckar-Kreis noch Beatmungsplätze frei. Dorthin könnten Patienten aus Mosbach oder Buchen verlegt werden, wenn es hier keine Plätze mehr geben sollte: "Wenn wir merken, dass es eng wird, dann werden wir verlegen!" Aber auch bei besonders schweren Verläufen müssen Patienten in die großen Zentren verlegt werden, wenn etwa eine so genannte extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) nötig ist, ein High-Tech-Verfahren, das bei Lungenversagen angewandt wird.

"Es kann gut sein, dass sich die Situation, während wir gerade telefonieren, verschärft", erläutert Dr. Genzwürker und verdeutlicht damit die Dynamik der aktuellen Lage. Minütlich könnten neue Patienten eingeliefert werden, aber parallel könnte es bei anderen auch Entwarnung geben. So befänden sich die Covid-19-Patienten in den Kliniken derzeit alle in einem stabilen Zustand, so dass schon bald wieder Beatmungsplätze frei werden dürften.

"Das alles sind aber nur Momentaufnahmen", betont der Ärztliche Direktor und gibt zu bedenken: "Man muss davon ausgehen, dass wir den Höhepunkt der Infektionswelle noch nicht erreicht haben." Aber: "Wir haben die Lage aktuell im Griff, und wir tun alles dafür, dass dies so bleibt", betont Dr. Genzwürker. Denn nicht nur in Zeiten der Pandemie gilt in den Kliniken: "Wir arbeiten Tag und Nacht dafür, dass jeder, der medizinische Hilfe benötigt, sie auch bekommt."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.