Edingen-Neckarhausen

Neckarhäuser Fähre pausiert gerade in Neckarsteinach

Ihr Betrieb ist für einige Wochen ausgesetzt - Von nun an ist alles in der Hand der Gemeinde - Die Preise sollen stabil bleiben

07.04.2020 UPDATE: 08.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Am Dienstagmorgen startete das Schubschiff „Stoss“ mit dem Neckarhäuser Wahrzeichen, der Fähre, nach Neckarsteinach, wo sie gründlich untersucht wird. Foto: Pilz

Edingen-Neckarhausen. (nip) Sichtlich verwundert und auch ein wenig neugierig steigt am frühen Dienstagmorgen ein Radfahrer am Fährkopf in Neckarhausen ab, um sich zu erkundigen, was los sei. Stabstellenleiterin Thea-Patricia Arras erklärt ihm, dass an diesem Morgen die Fähre zur Werft Philipp Ebert & Söhne in Neckarsteinach gebracht wird. Mit dem Schubschiff "Stoss" der Firma Becker und Grießhaber aus Ludwigshafen.

In der Werft in Neckarsteinach wird die Fähre, ursprünglich in Ostdeutschland beheimatet, einer umfassenden Überprüfung unterzogen, wobei die Bodenuntersuchung am interessantesten sei, wie Arras sagt. "Ob es da Schäden gibt, weiß man erst, wenn sie aus dem Wasser ist."

Das 31 Jahre alte Transportmittel ist im Vergleich zu ihrer Vorgängerin, die 105 Jahre alt wurde, noch jung – und seit Sonntag, 5. April ist sie nun in kommunaler Hand. Nachdem im vergangenen Juni die Hauptanteilseigner ihren Ausstieg aus der Fährgemeinschaft verkündet hatten, suchten die verbliebenen sechs Familien um deren Sprecher Jochen Krauß im Gespräch mit Bürgermeister Simon Michler nach einer Lösung.

Im Herbst teilte der Bürgermeister mit, dass die Kommune das Neckarhäuser Wahrzeichen weiter betreiben wird. Zurzeit hat die Gemeinde zwei Vollzeitkräfte, darunter die erfahrene Fährfrau Martina Kreuzer, und vier Minijobber eingestellt. "Plus Jochen Krauß als technischen Leiter", sagte Stabstellenleiterin Arras, in deren Zuständigkeit die Fähre fällt. "Er war gerade in den vergangenen Wochen eine große Hilfe." Auch für Arras war der Dienstagmorgen ein "bedeutsamer Moment", wie sie sagte. "Die Arbeit des letzten halben Jahres nahm Gestalt an", meinte sie.

Zeitgleich mit der Übernahme lief das Fährzeugnis aus. Seine Erneuerung ist alle fünf Jahre ein turnusgemäßer Vorgang, in dessen Zusammenhang auch eventuell erforderliche Reparaturen erledigt werden. Und die Neckarhäuser Fähre wird auch kosmetisch aufgehübscht, damit sie bei der ersten Fahrt unter Gemeindeflagge in einigen Wochen "wie neu aussieht", wie Arras anmerkte. Eine Rundumerneuerung inklusive frischem Anstrich. Für die Stabstellenleiterin sei "schön zu sehen", dass am Dienstagmorgen alle Hand in Hand gearbeitet hätten: Die Feuerwehr schickte die Drehleiter, um das Gierseil von der Fähre abzuhängen und an den Masten am Fährkopf zu befestigen. Der Bauhof kam mit einem Radlader, um das Beiboot auf die Fähre zu heben und die Landeklappe nach oben zu schieben, damit sie auf dem Fährboot verankert werden konnte.

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"Die Fahrt zur Werft ist immer etwas Besonderes", meinte Fährfrau Martina Kreuzer, die zum dritten Mal eine solche Fahrt mitmachte. Holger Allert, Geschäftsführer von Becker und Grießhaber, hat dafür fünf Stunden den Neckar aufwärts eingeplant.

Im April wird der Gemeinderat in seiner Sitzung eine Benutzungsverordnung und ein Gebührenverzeichnis für den neuen "kommunalen Regiebetrieb" beschließen. Die Preise bleiben wie bisher, die Fahrzeiten sind für April und Mai zunächst einmal bis 18 Uhr geplant. Zwei der neuen Angestellten müssten noch eine sogenannte "Streckenerweiterungsprüfung" als praktische Prüfung auf der Fähre ablegen, sagte Arras. Doch wegen der Corona-Pandemie sind im Moment alle Prüfungen abgesagt.

Für die Übertragung der Fähre, des historischen Fährhauses von 1815 inklusive des knapp 60 Quadratmeter großem Grundstücks nebst vorhandener Betriebseinrichtungen, Ersatz- und Verschleißteilen hat die Kommune 35.000 Euro Gesamtablöse bezahlt. Die Kosten für die Erneuerung des Fährzeugnisses liegen bei rund 50.000 Euro. In dieser Höhe wird sich auch der jährliche Zuschussbedarf bewegen.

Bürgermeister Michler erklärte schon im Herbst, er glaube nicht, dass der Betrieb im ersten Jahr der Übernahme kostendeckend sei. Im Falle roter Zahlen hat Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz finanzielle Unterstützung zugesagt. Beide Bürgermeister sind auch Gründungsmitglieder des neuen Fördervereins "Neckarhäuser Fähre", der am 6. März aus der Taufe gehoben wurde. Wann die Fähre von der Werft zurückkommt, ist noch offen – zwei, drei Wochen können dabei ins Land gehen.

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