Narren ließen "Goldene Zwanziger" auferstehen
Senioren hatten Fracks und Zylinder rausgerückt - Die Jungen feierten darin - Leider brachten wieder viele Getränke von Zuhause mit

Von Günther Grosch
Weinheim. Charleston-Fransenkleider, Federboas, Schiebermütze, Knickerbocker und Glockenhüte: Weinheims Närrinnen und Narren hatten gestern tief in Großmutters Kleidertruhe gewühlt, um dem Motto der diesjährigen Marktplatz-Straßenfastnacht "Die Goldenen Zwanziger" gerecht zu werden.
Schon kurz nach dem offiziellen Beginn um 14.11 Uhr zeichnete sich trotz viel wolkigem Grau in Grau und Nass von oben ab: "Babylon" liegt nicht nur in Berlin. Auch die Zweiburgenstadt weiß mit ourewäller-hessischem Sprachengewirr, ausgelassener Fröhlichkeit und überschäumender Lebenslust in Sachen Retro-Look zu punkten.
"Hey, das geht ab – Wir feiern die ganze Nacht": Mit Hits und Evergreens von damals und heute ließen die DJs Cebel und Andi die Plattenteller rotieren. Sie fuhren die Lautstärkeregler bis zum Anschlag hoch und ließen, unterstützt von OB Manuel Just, Blüten-Prinzessin Julia I., Cavaillons Corsokönigin Océane sowie Kinderprinzessin Finja I. Gutsel und Konfetti von der Bühne herabregnen, die mit goldfarbenen Luftballons geschmückt war. Mit dem Ergebnis, dass es unterhalb der St. Laurentiuskirche und oberhalb des Rathausbrunnens zwischen den zahlreichen "Gigolos", "Bel Amis", "feschen Lolas" und "mondänen Lulus" Polonaisen-lang auf und ab wogte und hin und her swingte.
Als "kleiner grüner Kaktus" und einem mit mehr als 1000 Zahnstochern gespickten Kostüm hatte im Vorjahr Annette Bär einen von der "Interessengemeinschaft Historischer Marktplatz" ausgelobten Preis gewonnen. Ihr 83-jähriger Schwiegervater hatte diesmal für Annettes Charlie-Chaplin-Anzug seinen alten Hochzeitsfrack samt Zylinder, ein Nachbar dazu den legendären Chaplin-Spazierstock zur Verfügung gestellt.
Von Kopf bis Fuß auf Nostalgie und die Mode der Zwanziger eingestellt: So zeigten sich auch Barbara, Hermann und Sohnemann Moritz Hillen aus der Weinheimer Altstadt. Ihnen als Trio in Nichts nach standen Lutz Rheinschmidt, seine Schwägerin Melanie sowie Michael Rettenberger aus Hirschberg-Großsachsen. Ein Leichtes für die IG-Jury um Carmen Hau und Juan Salazar, die Preise an die Richtigen zu vergeben.
Zu dem diesjährigen Motto zwar nicht ganz passend, aber dennoch lustig anzusehen und deshalb ebenfalls erwähnenswert ist ein fröhliches Asterix- und Obelix-Pärchen, das seinen mitgebrachten "Pseudo-Hamster" als "Idefix" kostümiert hatte.
Im Zeichen des Zwischenfalls beim Karnevalsumzug in Volkmarsen hatten Polizei und Feuerwehr aus Sicherheitsgründen sämtliche Zufahrten zum Marktplatz mit quer stehenden Lieferwagen blockiert. Für die Organisatoren des Spektakels war es erneut ein Ärgernis, dass viele Uneinsichtige auch diesmal wieder ihre Getränke von Zuhause mitgebracht hatten. Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich das Kopfsteinpflaster mit leeren Getränkedosen, Plastikflaschen und Glassplittern von mutwillig zerbrochenen Bierflaschen übersät.