Heidelberg

Klares Votum für die Wolfsgärten

Kirchheimer und Stadtverwaltung sind sich einig: Ankunftszentrum soll nicht auf Gäulschlag

07.02.2020 UPDATE: 08.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
Großer Andrang: Die Kirchheimer Landwirte zeigten beim Bezirksbeirat Präsenz und warnten vor der Versiegelung von Ackerflächen. Foto: Alex

Von Denis Schnur

Heidelberg. So viel Aufmerksamkeit bekommen Bezirksbeiräte selten: Als das Kirchheimer Stadtteilgremium am Donnerstag zusammenkam, standen acht Traktoren vor der Tür des Bürgerzentrums, daneben ein riesiges Plakat mit der Aufschrift "Regionale Lebensmittel – oder Beton?". Drinnen saßen zudem rund 80 Gäste – vor allem Landwirte, aber auch viele Stadträte. Und auch von Seiten der Stadt kam Prominenz: Oberbürgermeister Eckart Würzner leitete die Sitzung selbst – sonst übernehmen das Mitarbeiter der Sitzungsdienste – und hatte auch Sozialbürgermeister Joachim Gerner dabei.

"Sie sehen, wir behandeln heute große Themen", eröffnete Würzner die Sitzung. Denn der Bezirksbeirat machte am Donnerstag den Auftakt bei der Diskussion über den künftigen Standort des Ankunftszentrums für Geflüchtete. Ende März soll der Gemeinderat entscheiden, ob er dem Land dafür das Gewann Wolfsgärten bei Wieblingen anbietet – oder das Gewann Gäulschlag, das südlich von Patrick Henry Village auf Kirchheimer Gemarkung liegt.

Doch so groß das Interesse an der Sitzung war, so einig waren sich fast alle Anwesenden. Denn Würzner befürwortet eine Verlagerung auf die Wolfsgärten – und sieht sich durch die detaillierte Gegenüberstellung der beiden Standorte darin bestätigt: Vor allem, weil in Wieblingen nur ein Landwirt aus Edingen-Neckarhausen seine Ackerfläche verlieren würde. In Kirchheim wären es nicht nur mehr, es wären Heidelberger, die dadurch zudem ihre Existenz bedroht sehen – zumal in unmittelbarer Nähe 18 Hektar Acker für die Erweiterung von PHV wegfallen sollen.

Dagegen – und gegen ein Ankunftszentrum im Gäulschlag – gibt es in Kirchheim große Vorbehalte. Das zeigten auch die 800 Unterschriften gegen den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen, die der Stadtteilvereinsvorsitzende Jörn Fuchs dem OB übergab.

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Deshalb war es kaum verwunderlich, dass der Bezirksbeirat mit großer Mehrheit dem Antrag der Stadtverwaltung zustimmte, dem Land die Wolfsgärten vorzuschlagen. Dagegen stimmte lediglich der Vertreter der AfD (seine Partei lehnt ein Ankunftszentrum in Heidelberg grundsätzlich ab), die beiden SPD-Räte enthielten sich – ihre Partei war immer vehement gegen die Wolfsgärten.

Die restlichen 13 Räte votierten für den Wieblinger Standort – und damit gegen den Kirchheimer. "Mein erster Impuls war, das kann man den Leuten nicht antun", erklärte Fritz Engbarth-Schuff (Grüne). Doch da man sich einig sei, dass das Zentrum in Heidelberg bleiben soll, und es keine echte Alternative gebe, stimme er "schweren Herzens aber doch mit einer gewissen Überzeugung" für die Wolfsgärten. Da die Stadt das genauso sehe und die Argumente eindeutig seien, ist er sicher: "Der Gäulschlag ist vom Tisch."

Anders werden das vermutlich seine Kollegen in Wieblingen am Dienstag sehen: Dann tagt der dortige Bezirksbeirat (18 Uhr, Evangelisches Gemeindehaus, Mannheimer Straße 252), der sich bereits Ende 2018 einstimmig gegen eine Verlagerung auf die Wolfsgärten ausgesprochen hatte.

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