Heidelberg

Klare Worte Würzners an die Adresse der Landwirte

Würzners Neujahrsrede: Flächenverbrauch ist "hart für die Landwirte - aber wir haben keine Option" - Appell gegen Altersarmut in Heidelberg

12.01.2020 UPDATE: 13.01.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden
Oberbürgermeister Eckart Würzner eröffnete das Bürgerfest am Vormittag mit seiner Neujahrsansprache. Rund 700 Menschen kamen, um dem gut gelaunten Stadtoberhaupt zuzuhören, der aber auch einige deutliche Worte sprach. Fotos: Philipp Rothe

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Klare Worte von Oberbürgermeister Eckart Würzner bei seiner Neujahrsrede zum Auftakt des Bürgerfests in Patrick Henry Village (PHV): "Wir wollen PHV zum urbanen Stadtteil für 10.000 Menschen machen – nicht zu einer Trabanten-, Schlaf- oder Wohnstadt." Dabei gebe es Zielkonflikte, über die man offen sprechen müsse, sagte der OB vor rund 700 Menschen im schon um halb 12 morgens voll besetzten Festzelt.

Der Zielkonflikt, den Würzner meint: Weil PHV sich nur zu einem "Zukunftsstadtteil" entwickeln könne, wenn das dort jetzt noch stehende Landesankunftszentrum für Geflüchtete umziehe, müsse man dem Land eine Alternativfläche anbieten – und da sind nur noch die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen Gäulschlag (direkt neben PHV) und Wolfsgärten in Wieblingen im Rennen.

"Ich verstehe die Proteste", so der OB. "Das ist hart für die Landwirte, aber wir haben keine Option." Im Frühjahr entscheide der Gemeinderat, welche der beiden Flächen dem Land angeboten wird.

Etwas irritierend: Würzner sprach von PHV als einem "mit 110 Hektar Riesengebiet, das bereits bebaut ist". Das stimmt aber nicht. Patrick Henry Village ist gut 97 Hektar groß – und soll laut Masterplan um 18 Hektar auf Ackerboden im Westen des Geländes erweitert werden.

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Auch sonst nahm Würzner in seiner 50-Minuten-Rede kein Blatt vor den Mund – und zeigte sich, wie schon im RNZ-Jahresinterview, genervt von mancher durch engagierte Bürger beeinflusster Entscheidung: "Man stellt immer wieder fest: Sobald es ins Konkrete geht, gibt’s einen großen Bürgerprotest und die Projekte sind perdu." Das bezog er auf die Straßenbahn nach Schwetzingen, die 2014 von den Plankstädtern per Bürgerentscheid verhindert wurde. Als Beispiel nannte er zudem den Radschnellweg Mannheim-Heidelberg: "Der sollte in Mannheim durch ein Naturschutzgebiet führen, wo jetzt schon ein Radweg ist. Dieser sollte um einen Meter verbreitert werden – das Ergebnis des Beteiligungsprozesses: ein Fünf-Kilometer-Umweg."

Locker und gut gelaunt sprach Würzner aber auch über viele Themen, bei denen er Heidelberg auf dem richtigen Weg sieht – etwa Klimaschutz, Wirtschaftsentwicklung, Bildung, Kultur und Sport. Großen Applaus gab es für diesen Satz: "Wir müssen die Gruppe der Älteren noch mehr in den Fokus nehmen, wo leider bei immer mehr Menschen die Rente nicht reicht: Da müssen wir aktiv dagegenhalten."

Der Oberbürgermeister stellte die lokalen Herausforderungen dabei in einen globalen Zusammenhang: "Weltweit sind 70 Millionen Menschen auf der Flucht." Die Menschen würden nicht fliehen, weil sie ihre Heimat verlassen wollten – sondern weil sie sie verlassen müssten. "Uns muss immer klar sein, wenn wir über unsere Probleme hier reden, wie gut es uns im Vergleich geht." Die Situation in Deutschland und besonders in Heidelberg suche ihresgleichen.

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