Der Baggerfahrer, fünfstellige Kosten und eine "Lachplatte"
Peter-Schnellbach-Straße nach Einsturz des Gehwegs wieder befahrbar - Grundstücksbesitzer meint: "Das ist eine Lachplatte"

Neckargemünd. (cm) Seit Mittwoch um 17 Uhr ist die Vollsperrung der Peter-Schnellbach-Straße in Kleingemünd aufgehoben. Doch für Ulrich Mras ist der Ärger damit noch lange nicht vorbei. Auf den 66-Jährigen kommen nun Kosten im fünfstelligen Bereich zu. Der Taxiunternehmer und frühere Fahrlehrer hatte vor anderthalb Wochen auf eigene Faust mit einem gemieteten Bagger auf seinem Grundstück nach einem defekten Abwasserrohr gegraben – und dabei den Gehweg zum Einsturz gebracht. Ein von der Stadt eingeschalteter Gutachter sah die Gefahr, dass die Straße "nachrutschen" könnte. Eine Vollsperrung wurde eingerichtet, die auch für Fußgänger und Radfahrer galt.
"Da wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen", kritisiert Ulrich Mras. "Das ist eine Lachplatte." Er habe viel Zuspruch von Nachbarn erfahren, die das Handeln der Stadt auch übertrieben fanden. Der Kleingemünder erzählt, dass er mit von ihm beauftragten Fachfirmen das beschädigte Abwasserrohr repariert und den Gehweg bis Dienstag wieder hergestellt habe. Entgegen einer "Fristsetzung" von ihm habe es die Stadt bis Mittwochmittag nicht geschafft, die Straße freizugeben. "Es war alles in Ordnung", betont er. Trotzdem habe die Stadt darauf bestanden, dass der Gutachter noch einmal kommt. Für Mras völlig unverständlich: "Der kann doch auch nicht durch die Erde gucken – das werde ich nicht bezahlen."
Der Anwohner ärgert sich auch über Bürgermeister Frank Volk. "Ich habe mehrfach im Rathaus angerufen und um einen Rückruf von ihm gebeten", sagt Mras. Dieser sei aber nie gekommen. Für den Südwestrundfunk, der durch die RNZ-Berichterstattung auf den Fall aufmerksam wurde, habe der Bürgermeister aber Zeit gehabt, kritisiert Mras. Nachbarn hätten sogar beobachtet, wie Volk beim Filmdreh auf der angeblich einsturzgefährdeten Straße gelaufen sei, so Mras.
Auf das Landratsamt ist Ulrich Mras ebenfalls nicht gut zu sprechen. Dieses habe ihn freitags um 12 Uhr aufgefordert, ordnungsgemäße Schilder für die Sperrung für Fußgänger und Radfahrer aufzuhängen. "Wo hätte ich diese übers Wochenende herbekommen sollen?", fragt er. Deshalb habe er dem Amt gesagt, dass er die Schilder mit seinem Enkel male. "Dann hieß es, dass das eine Fälschung wäre." Daraufhin habe er die Schilder aus dem Internet heruntergeladen und ausgedruckt. Doch auch damit sei das Landratsamt nicht zufrieden gewesen.
Petra Polte verteidigt das Vorgehen der Stadt. Ohne erneute Begutachtung konnte die Straße nicht freigegeben werden, so die Stadtsprecherin. Der Gutachter sei am Mittwochmorgen zu dem Schluss gekommen, dass die Straße wieder tragfähig ist. Für die Freigabe habe aber erst noch das Landratsamt eine verkehrsrechtliche Anordnung erteilen müssen. Die Stadtsprecherin betont außerdem, dass Bürgermeister Volk bei dem Filmdreh nicht im gesperrten Baustellenbereich gelaufen sei. Außerdem sei nur der Durchgang verboten gewesen, Anwohner hätten auch weiter zu ihren Häusern gedurft. Es sei zudem für die Stadt "nicht ersichtlich" gewesen, dass Mras unbedingt ein Gespräch mit dem Bürgermeister persönlich wollte.
Auf den Anwohner könnten nun Kosten im fünfstelligen Bereich zukommen, schätzt Polte. Neben den von ihm beauftragten Fachfirmen soll er auch das Gutachten und die Absperrung bezahlen. Außerdem könnte eine Rechnung vom Stromversorger Syna für die Reparatur des beim Baggern beschädigten Kabels der Straßenbeleuchtung kommen. Ob Kosten für die Umleitung der Linienbusse entstehen, wusste die Stadtsprecherin nicht. "Wir werden das Busunternehmen nicht darauf hinweisen – der Anwohner ist gestraft genug", so Polte. Sie schätzt, dass die Reparatur des Abwasserrohrs ohne die nun zusätzlich notwendigen Arbeiten nur rund 5000 Euro gekostet hätte. Bürgermeister Frank Volk wollte sich am Dienstagabend im Gemeinderat auf Nachfrage von Dietmar Keller (SPD) lediglich nicht-öffentlich zu dem Fall äußern.
Ulrich Mras hofft, dass ihm nicht auch noch die "tagelange Anwesenheit der städtischen Mitarbeiter" in Rechnung gestellt wird. Der 66-Jährige will nun wieder in Eigenregie weiterbaggern. Der bei seiner zweieinhalbtägigen Suche nach dem Abwasserrohr völlig umgegrabene Vorgarten muss nun wieder hergestellt werden. "Was er jetzt auf seinem Grundstück macht, ist uns egal", sagt Stadtsprecherin Polte dazu.