Hygiene ist wichtiger als ein Mundschutz
Wie man sich vor dem Coronavirus und anderen Infektionskrankheiten schützen kann

tmn/csw. Es gibt keinen Grund zur Panik wegen des neuen Coronavirus – und doch sorgt das Thema für erhebliche Unsicherheit. Muss ich mich schützen? Wann muss ich zum Arzt? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Muss ich mich vor Ansteckung schützen? Auch wenn in Deutschland kein Anlass besteht, Angst vor dem Coronavirus zu haben, ist es trotzdem sinnvoll, sich generell vor ansteckenden Krankheiten zu schützen. Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie und des Westdeutschen Zentrums für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen, rät deshalb auch zu einer Grippeschutzimpfung. Das schütze nicht nur vor einer Grippe. Damit kann es auch nicht zur Verwechslung mit der Lungenkrankheit kommen.
Ist das Tragen eines Mundschutzes sinnvoll? Eine Atemmaske sei keine geeignete Schutzmaßnahme für Nicht-Infizierte, sagt Oliver Witzke. "Da jetzt loszurennen und die zu kaufen wäre eine sinnlose Panikreaktion." Auch der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, hält das Tragen eines Mundschutzes derzeit für unnötig. Von den aktuellen Bildern aus China dürfe man sich nicht täuschen lassen: Dort würden Masken sowieso sehr häufig getragen, vor allem wegen der Luftverschmutzung, so Salzberger. Der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts, Lars Schaade, verwies kürzlich darauf, dass es in Asien "in gewisser Weise ein Akt der Höflichkeit" sei, als Kranker einen Mundschutz aufzusetzen, um weniger Erreger zu verbreiten. "Aber der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht damit", so Salzberger.
Wie schütze ich mich am besten? Das beste Mittel gegen ansteckende Atemwegskrankheiten – ob Grippe, Coronavirus oder Erkältung – ist Hygiene. Viel Händewaschen also, wenig Händeschütteln, und Vorsicht beim Niesen und Husten. "Wenn man es nicht unterdrücken kann, sollte man in den eigenen Ärmel oder die Armbeuge niesen", rät Witzke.
Nur die Hände unters Wasser zu halten genügt für ausreichende Hygiene nicht. Wichtig ist, die Hände gründlich einzuseifen. Das schließt die Handinnenflächen und Handrücken ein – ebenso wie Fingerspitzen und die Zwischenräume. Auch die Fingernägel nicht vernachlässigen. Außerdem ist es wichtig, die Hände lange genug zu waschen – ein einfacher Trick: währenddessen zweimal "Happy Birthday" summen.
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Zahlreichen Keime gelangen über die Schleimhäute in den Körper. In der Regel fassen wir uns unbewusst dutzende Male über den Tag verteilt ins Gesicht – hilfreich kann es sein, bewusst darauf zu achten mit den Händen so selten wie möglich Augen, Mund und Nase zu berühren.
Was ist mit Desinfektionsmitteln? Im privaten Umfeld sollten Desinfektionsmittel in der Regel nicht eingesetzt werden. Die Inhaltsstoffe vieler Produkte strapazieren die Haut, zum anderen fördern sie Allergien. Darauf weist die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hin. Außerdem vernichten die Desinfektionsmittel auch die guten Bakterien. Die gesundheitlich unbedenklichen stärken die Abwehr des Menschen.
Wo finde ich weitere Infos? Das Robert-Koch-Institut und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben Internetseiten mit Antworten auf die wichtigsten Fragen veröffentlicht. Für telefonische Nachfragen hat die Krankenkasse Barmer eine kostenlose Hotline (0800/84 84.111) eingerichtet, die rund um die Uhr Fragen aller Bundesbürger beantworten soll – nicht nur die der eigenen Kunden.
Wann muss ich zum Arzt? Ein Schnupfen ist kein Alarmzeichen für eine mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus. Typische Symptome sind eher trockener Husten, Fieber, Abgeschlagenheit, auch Atemnot. Klar ist außerdem: Wer krank ist, sollte zum Arzt gehen. Übertreiben sollte man es aber nicht. "In Situationen wie dieser besteht die Gefahr, dass Menschen, die gar nichts haben, plötzlich in der Notaufnahme stehen", sagt Witzke. Das gefährde das System der Notfallversorgung. "Wenn man sich aus irgendwelchen Gründen Sorgen macht, ob man mit dem Coronavirus infiziert ist, ist die Notaufnahme nicht die richtige Anlaufstelle – sondern das Gesundheitsamt vor Ort."



