SG Nußloch stellt Insolvenzantrag für Spielbetriebs-GmbH
Spielbetrieb der Handballer soll weiterlaufen - "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung"

Von Claus Weber
Nußloch. Manfred Gspandl hatte am Montagnachmittag einen schweren Gang vor sich. Der Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH der SG Nußloch stellte beim Amtsgericht Heidelberg einen Antrag auf Insolvenz. Die vergangenen Wochen und die daraus entstandene wirtschaftliche Situation hätten die Verantwortlichen dazu bewogen, hieß es in einer Pressemitteilung des Handball-Drittligisten.
Der Hintergrund: Nußlochs Hauptsponsor musste mit einem seiner Unternehmen Insolvenz anmelden und kann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Der Firmen-Inhaber, ein Freund der Nußlocher Handballer, der den Verein schon seit fast zwei Jahrzehnten unterstützt und in dieser Zeit weit über zwei Millionen Euro in die Abteilung gepumpt hat, trug auch in dieser Saison den Löwenanteil des Etats. Die nun entstandene Lücke, so erklärten die Nußlocher gegenüber der RNZ, sei derzeit anderweitig nicht zu schließen.
Der Spielbetrieb – die Männer sind Tabellenvierter der Dritten Liga, die Frauen Spitzenreiter der Badenliga – soll allerdings weitergeführt werden wie bisher. Die vorläufige Insolvenz gebe der SG Nußloch Handball-GmbH nun drei Monate Zeit, um eine positive Fortführungsprognose stellen zu lassen, heißt es. Für diese Zeit seien die Gehälter gesichert. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung und versuchen unser Bestmögliches, um gemeinsam die GmbH zu retten", erklärte Manfred Gspandl, "wir suchen in den nächsten Tagen und Wochen mit all unseren Sponsoren das Gespräch, um sie aus erster Hand zu informieren."
Mehrere Szenarien sind für die nächsten Monate denkbar: Im günstigsten Fall ist der Hauptsponsor wieder zahlungsfähig oder die SG Nußloch schafft es, neue Sponsoren zu finden und den Etat anderweitig zu decken – notfalls auch durch Gehaltseinbußen von Spielern und Mitarbeitern. Im schlimmsten Fall würde es zu einer endgültigen Insolvenz kommen. Dann wäre mit höherklassigem Handball in Nußloch wohl aber erstmal Schluss.
Dabei wollte die SG in naher Zukunft hoch hinaus. "Wir haben nach der letzten Runde einen Cut gemacht, uns mit neuen, jungen Leuten verstärkt, die das Potenzial haben, in der zweiten Liga zu spielen", sagte Teammanager Philipp Müller, "und mit Marc Nagel haben wir einen Top-Trainer verpflichtet, der diesen Weg mit uns gehen wollte."
Vor diesem Hintergrund sei auch die Verpflichtung von Maximilian Trost zu verstehen, einem Nußlocher Eigengewächs, der in der Winterpause vom Zweitligisten Bietigheim zu seinem Heimatverein zurückkehrte und sich beim 29:24-Heimsieg am Sonntag gegen Bad Neustadt mit starker Abwehrleistung und sieben Toren gut einführte. "Wir haben ihn Anfang Dezember verpflichtet, als wir der Meinung waren, dass wir keinen Insolvenzantrag stellen müssen", stellte Müller klar.
Beim Sieg über das Schlusslicht schien es nicht so, als würde sich die Mannschaft hängenlassen. Marc Nagel sprach von einem guten Abend, weil sein Team eine starke Leistung gezeigt und sich mit dem Sieg belohnt habe, und kündigte bis zum Derby am 22. Januar bei der HG Oftersheim/Schwetzingen intensives Training an.
"Wir im Team dahinter haben eine Jetzt-erst-recht-Mentalität entwickelt", meinte Teammanager Philipp Müller, "und auch die Mannschaft hat angekündigt, definitiv weiter spielen zu wollen."
Wie lange, das hängt nun vor allem vom Einsatz und Geschick der SG-Macher ab. Der Drittligist hat nur einen Vollprofi beschäftigt, die meisten Spieler sind Studenten, die sich allerdings mit ihrem Sport ihre Ausbildung finanzieren und auf ihre Gehälter angewiesen sind.
Kritik, man habe sich zu sehr auf einen einzigen Sponsor verlassen, wiesen Müller und Gspandl zurück: "Es ist ein Unterschied, ob das eine Firma ist oder jemand, der das 18 Jahre lang aus Liebe zum Verein gemacht macht."