Mit Messer unterwegs – Polizei nahm 45-Jährigen fest (Update)
Der "Psychisch Auffällige" soll Autofahrer bedroht haben. Mehrere Nachbarn berichten von früheren Konflikten.

Von Lukas Werthenbach
Leimen. Nur Blutflecken vor der Haustür und im Treppenhaus deuten gut eine Stunde danach noch auf den Polizeieinsatz in der Wilhelm-Haug-Straße hin: Ein Polizeihund hat hier einem 45-Jährigen in die Hand gebissen, als ihn Beamte überwältigten und festnahmen. Der Mann wollte dabei gerade wieder in seine Wohnung zurück, nachdem er zuvor in der Hirtenwiesenstraße zwei Autofahrer mit einem Messer bedroht haben soll. Die Polizei bezeichnet den Mann in einer Pressemitteilung als "polizeibekannt und psychisch auffällig". Nachbarn erklären gegenüber der RNZ, dass der 45-Jährige schon häufig andere Anwohner bedroht habe.
"Das ging unheimlich schnell", schildert eine Augenzeugin den gestrigen Polizeieinsatz. Mit sechs Fahrzeugen seien die Beamten demnach angerückt. Polizeisprecher Dieter Klumpp berichtet auf Nachfrage von "etwa einem Dutzend" Einsatzkräften. "Sie hatten einen Hund und eine Art Schutzschild dabei", erzählt die Anwohnerin. Nachdem die ersten Polizisten das Gebäude betreten hätten, habe sie Geschrei und das Bellen des Vierbeiners gehört. "Es hat gepoltert und dann haben sie ihn blutend nach draußen geschleift", sagt die Frau über die Festnahme des 45-Jährigen. Anschließend sei der Mann in einem Krankenwagen behandelt worden.
Wenig überrascht über das Blut am Boden wirken zwei gerade nach Hause kommende Nachbarn. Sie wohnen im selben Haus wie der Festgenommene. "Wir sind schon öfter aneinandergeraten", berichtet etwa Pierre Schwartz. "Er macht hier andauernd Sachen kaputt", sagt der 25-Jährige. Demnach habe der Mann schon im Vorgarten eingelassene Steinplatten beschädigt und aus nicht ersichtlichem Grund weggetragen. Und an den Klingeln habe er handgeschriebene Schilder mit abgewandelten Namen der Nachbarn angebracht. Einige Anwohner seien wegen der vielen Störungen und Drohungen sogar schon aus dem Haus ausgezogen, erzählt Schwartz. Er teilt den Eindruck, dass der Mann psychiatrische Hilfe brauche.
Besonders schlimm seien die Momente gewesen, in denen der 45-Jährige andere Anwohner zum Beispiel mit einer Eisenstange bedroht habe. "Wir haben die Polizei schon oft gerufen, aber da heißt es dann immer, dass sie nichts machen könnten und erst etwas passieren müsse", sagt Schwartz. Diesen Vorwurf weist Polizeisprecher Klumpp energisch zurück: "Das ist keine Antwort, die ein Polizist gibt, und die wurde auch nicht gegeben." Wenn etwas angezeigt werde, gehe die Polizei dem auch nach, betont Klumpp.
Auch Werner Porr wohnt mit dem am gestrigen Montag Festgenommenen in einem Haus. "Er schreit ständig laut hier rum", erzählt er. Der 56-Jährige gibt ebenfalls an, bereits mehrmals die Polizei über dessen aggressives Verhalten informiert zu haben. Konsequenzen habe es aber bisher keine gegeben, bedauert er.
"Der Mann wird noch ärztlich behandelt, wir haben ihn noch nicht vernommen", erklärt Klumpp am Nachmittag. Auch die beiden mutmaßlich bedrohten Autofahrer müssten noch gehört werden. "Dann gilt es zu prüfen, ob es tatsächlich eine Bedrohungslage war." Klumpp bestätigt bisher nur, dass der 45-Jährige mit einem Messer durch die Hirtenwiesenstraße gelaufen sei. Weil seine Adresse wegen früherer Vorfälle bei der Polizei bekannt sei, hätten die Beamten nach dem Notruf gleich gewusst, "in welches Haus er reingegangen ist". Ob er nun vorerst in Polizeigewahrsam oder etwa in psychiatrische Behandlung komme, sei noch zu klären.
Update: 13. Januar 2020, 20.15 Uhr
Leimen. (luw/pol/rl) In Leimen läuft derzeit ein Großeinsatz der Polizei. Das bestätigte deren Pressesprecher Dieter Klumpp auf Nachfrage. Auslöser war eine "Bedrohungslage" durch einen mit Messer bewaffneten Mann.
Nach RNZ-Informationen hatte eine Person in der Nähe der Haltestelle "Leimen Friedhof" mehrere Autofahrer mit dem Messer bedroht.
Wie die Polizei dann am Nachmittag mitteilte, war kurz vor 13.30 Uhr per Notruf ein Hinweis eingegangen: Eine vermummte Person laufe in der Hirtenwiesenstraße mit einem Messer herum und würde damit Autofahrer bedrohen. Der Mann soll danach in ein Mehrfamilienhaus in der Wilhelm-Haug-Straße gegangen sein.
Mehrere Einsatzfahrzeuge wurden dort zusammengezogen. Kurze Zeit später wurde der polizeibekannte und psychisch auffällige 45-Jährige beim Öffnen seiner Wohnungstüre überwältigt und festgenommen. Bei der Festnahme wurde der Verdächtige durch den Biss eines Polizeihundes an der Hand verletzt.
Nach der ärztlichen Erstversorgung wurde der Tatverdächtige unter Polizeibegleitung zunächst zur weiteren Behandlung in eine Klinik nach Heidelberg gebracht.
Update: Montag, 13. Januar 2020, 16 Uhr