Auf der Suche nach dem Echo des Öls
Weinheim/Hirschberg. Die Firma Rhein Petroleum vermutet im Gebiet um Weinheim förderwürdige Vorkommen und setzt Infoveranstaltungen an

Weinheim/Hirschberg. (guz) Liegt unter Weinheim ein Erdölfeld? Darf sich die Stadt möglicherweise bald über neue sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen freuen? Ganz unwahrscheinlich ist das nicht. Das nehmen zumindest die Verantwortlichen der Rhein Petroleum GmbH an, die noch im Herbst das rund 75 Quadratkilometer große Gebiet zwischen Hirschberg, Heddesheim, Hemsbach und Weinheim bis zur A 67 bei Viernheim auf Öl und Gasvorkommen hin untersuchen will. Die Lizenz dafür wurde bereits erteilt.
"Unterhalb von Weinheim besteht eine interessante Struktur", erläuterte gestern Dr. Michael Suana, Geschäftsführer der Rhein Petroleum, den Hintergrund der geplanten Aktion. Dass im nahegelegen Speyer nach einem Zufallsfund bei Erdwärmebohrungen bereits seit einiger Zeit Öl gefördert wird, ist ein weiteres Indiz dafür, dass im Untergrund der Region förderwürdige Ölvorkommen schlummern. Weil es aber teuer ist, solche Lagerstätten zu erschließen, versuchen Unternehmen die finanziellen Risiken zu minimieren, indem sie vorab die Gebiete mit Schallwellen untersuchen.
Erst wenn dabei ein Gebiet eingegrenzt werden kann, in dem gute Erfolgschancen bestehen, wird tatsächlich probehalber gebohrt. Im Herbst soll daher der Boden zunächst über das 3-D-Seismik-Verfahren erkundet werden. Dabei werden von Spezialfahrzeugen der Rhein Petroleum über eine Bodenplatte etwa zehn Sekunden lang Schallwellen in die Erde geschickt. Die Echos werden mit Spezialmikrofonen aufgefangen und in einen Computer eingespeist. Auf der Grundlage dieser Daten können Geologen dann Rückschlüsse über die verschiedenen Gesteinsschichten des Untergrundes ziehen und Ansatzpunkte für lohnende Bohrungen ableiten. Dieses Verfahren beschreibt die Gesellschaft als ", sehr schonend".
Manche Bürger und auch Kommunalpolitiker sind sich jedoch unsicher, ob durch die Sondierung tatsächlich kein Schaden oder eine Lärmbelästigung entstehen kann. So wurde das Thema beispielsweise im Hirschberger Gemeinderat mehrfach diskutiert (RNZ berichtete). Die Räte hatten gefordert, dass Rhein Petroleum vor Beginn der Untersuchungen eine Informationsveranstaltung für die Bürger abhält, und das weitere Prozedere genau erläutert. Gestern hat das Unternehmen nun für Juli je einen Termin für Weinheim und Hirschberg bekannt gegeben.
Um überhaupt messen zu können, braucht die Gesellschaft aber die Einwilligung der jeweiligen Grundstückseigentümer. Mit der Stadt Weinheim sei man darüber bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte Unternehmenssprecher Marcus Gernsbeck mit. Außerdem würden in den kommenden Tagen und Wochen Mitarbeiter der von Rhein Petroleum beauftragten Firma Geo-Service K. Bittner mit allen Grundstückseigentümern und Behörden persönlich sprechen. Wenn deren Genehmigungen vorliegen, würden zuerst Punkte im Gelände per GPS eingemessen und dann mit Holzpflöcken markiert. Voraussichtlich ab September wird dann die drei Vibroseis-Fahrzeuge im Bereich Weinheim unterwegs sein. Beim Aussenden der Schallwellen sei lediglich unmittelbar neben den Fahrzeugen ein leichtes Vibrieren zu spüren. Darüber hinaus würden die Messungen und die Einhaltung behördlich vorgegebener Richtlinien ständig überwacht, betonte Gernsbeck, der eine frühzeitige und offene Kommunikation mit den Bürgern versprach. Er wies auch darauf hin, dass Rhein Petroleum in den vergangenen Monaten bereits im bayerischen Unterallgäu, nördlich von Karlsruhe sowie im hessischen Ried auf über 600 Quadratkilometer solche seismischen Messungen erfolgreich durchgeführt hat.
Rhein Petroleum veranstaltet am Montag, 23. Juli, um 19 Uhr im Bürgersaal des Alten Rathauses eine Bürgerversammlung zur 3-D-Seismik. Einen Tag später gibt es dann eine Veranstaltung in Hirschberg. Weitere Informationen gibt es im Projekt- und Informationsbüro (zwischen 8 und 18 Uhr) in der Alfred-Nobel-Straße 14 in Viernheim, Telefon: 01 60/2 31 01 64.