Böse Überraschungen in der Salierbrücke
Schadstofffunde und mangelhafte Pläne verzögern die Sanierung. Die Sperrung dauert wohl ein Jahr länger und die Sanierungsarbeiten sollen erst im Frühjahr 2022 beendet sein.

Die sogenannte Vorlandbrücke hat die schlimmsten Mängel und muss mit Stahl und Spritzbeton verstärkt werden. Foto: RP Karlsruhe
Von Harald Berlinghof
Speyer/Hockenheim. Die Region hat kein Glück mit ihren Rheinquerungen. Nach dem Drama um die Ludwigshafener Hochstraßen mit kaum zu beziffernden wirtschaftlichen Schäden für die Unternehmen und Bürger kommt jetzt auch noch die Hiobsbotschaft, dass die Salierbrücke zwischen Hockenheim und Speyer noch ein Jahr länger komplett für Autofahrer gesperrt bleiben muss als bisher geplant.
Schuld sind unerwartete Funde des Schadstoffs PCB und Abweichungen der Bestandspläne von der tatsächlich vorhandenen Bausubstanz. Das wiederum hat dazu geführt, dass man mit den Arbeiten wegen der dadurch ausgelösten Verzögerungen in die witterungsbedingt schwierige Jahreszeit gerät. Was weitere Verzögerungen auslöst. Ein Dominoeffekt.
Also zieht sich die Bauzeit um ein weiteres Jahr hin. Die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia Felder musste die schlechte Nachricht am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung in Hockenheim überbringen. Die Freigabe der sanierten Brücke kann nicht im März 2021 erfolgen wie angekündigt, sondern erst im Frühjahr 2022. Noch im August war Projektleiter Volker Staudacker zuversichtlich gewesen, dass man die verlorene Zeit, verursacht durch den Fund des PCB, wieder aufholen könnte. Da wusste er allerdings noch nichts von den Planabweichungen, die viel gravierendere Folgen haben.
Die Brückensanierung war auch ohne zusätzliche Problemfelder schon anspruchsvoll genug. Bleihaltiger Korrosionsschutz musste unter hohen Sicherheitsvorkehrungen abgetragen, gesammelt und entsorgt werden. 1500 Bohrlöcher wurden im ersten Bauabschnitt bis zur Brückenmitte gesetzt, 3700 stählerne Verbundanker zur Verbesserung der Statik eingebaut und 600 Tonnen Beton von 2500 Quadratmetern Fahrbahnfläche entfernt und entsorgt. Im Februar dann, relativ früh nach Beginn der Sanierungsarbeiten, hatte man im abgestrahlten Beton der Vorlandbrücke das PCB gefunden.
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Mit der Folge, dass das Wasser des Abstrahlgerätes damit belastet war und gereinigt werden musste, bevor es in den Rhein zurück gegeben werden konnte, wie Michael Lumpp, Leiter des Baureferats Nord im Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) ausführte. Eine große Reinigungsanlage war kurzfristig in Deutschland nicht aufzutreiben, also hat man eine aus Österreich angemietet. "Das war eine unvorhersehbare Situation. Wir haben öfter PCB-Belastungen in Gebäuden, die Ende der Sechziger und in den Siebzigerjahren gebaut wurden. In einer Brücke gab es das aber noch nie", ergänzte Walter Katzik, Referatsleiter Ingenieurbau im RP.
Doch der PCB-Fund und der Umgang mit dem Schadstoff löste eine eher geringe zeitliche Verzögerung aus. Die Abweichungen der Baupläne von der Realität waren wesentlich schwerwiegender. Alleine durch nicht erwartete, aber statisch unverzichtbare Schweißarbeiten an den Stahlhöckern links und rechts der Fahrbahn, wurde eine zeitliche Verzögerung von 35 Wochen ausgelöst. Vier Spezialschweißer mussten diese Arbeiten erledigen, weil ansonsten angesichts der boomenden Bauwirtschaft keine solchen Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden waren.
Allerdings, so Lumpp, könne man den Personalbestand angesichts des stark räumlich eingegrenzten Baufeldes auf der Brücke nicht beliebig erhöhen, ohne die Qualität der Arbeitsabläufe zu beeinträchtigen. Zwischen 14 und 20 Arbeiter sind täglich auf der Brücke im Einsatz. Bei noch mehr Personal würde eher eine gegenseitige Behinderung statt finden.
Nicht nur die Zeitabläufe sind jetzt durcheinander gewirbelt worden. Auch die Kosten werden sich deutlich erhöhen. Statt der geplanten elf Millionen Euro wird die Sanierung laut gegenwärtiger Fortschreibung 16,7 Millionen Euro teuer. "Und ich fürchte, das wird nicht die letzte Zahl sein, die wir nennen müssen", so Lumpp.
Update: Freitag, 29. November 2019, 19.30 Uhr
Spexer/Hockenheim. (dpa-lsw) Schlechte Nachrichten für Pendler: Die Sanierung der wichtigen Salierbrücke zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz dauert mindestens ein Jahr länger. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Frühjahr 2022 abgeschlossen, sagte die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder am Donnerstagabend in Hockenheim. Ein Grund sei, dass kurz nach Baubeginn Anfang des Jahres Schadstoffe gefunden worden seien.
Die giftigen Stoffe sind den Angaben zufolge zum ersten Mal bei Brückenarbeiten nachgewiesen worden. Bislang habe man den Stoff nur in Gebäuden gefunden, etwa in Fußböden oder Elektroinstallationen, sagte Walter Katzik vom federführenden Regierungspräsidium in Karlsruhe. Die Schadstoffe mussten demnach aufwendig entsorgt werden. Hinzu komme, dass die Pläne der Brücke aus den fünfziger Jahren erheblich von der Wirklichkeit abwichen.
Die Probleme seien nicht vorhersehbar gewesen, sagte Felder. Durch die Umplanungen habe sich der Zeitplan beträchtlich verschoben. So müssen nach ihren Worten nun viele Arbeiten im Winter durchgeführt werden, was zu weiteren Verzögerungen führt. Neben der Dauer steigen auch die Kosten: Ursprünglich waren rund elf Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt. Das Regierungspräsidium rechnet nun mit einer Summe von mindestens 16,7 Millionen Euro.
Die rund 600 Meter lange Brücke bei Speyer ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Rhein-Neckar-Region. In den vergangenen Jahren überquerten täglich etwa 28 000 Fahrzeuge auf ihr den Rhein. Eine Untersuchung hatte vor gut fünf Jahren erhebliche Defizite in der Tragfähigkeit gezeigt. Die Arbeiten an dem Bauwerk sollten ursprünglich 26 Monate dauern.
Die Salierbrücke ist nicht der einzige Sanierungsfall in der Metropolregion. Seit Ende August ist etwa die Hochstraße Süd in Ludwigshafen wegen gravierender Schäden gesperrt. Über die einsturzgefährdete Straße waren zuvor etwa 60 000 Fahrzeuge am Tag gerollt. Die Süd-Trasse (B37) gilt mit der ebenfalls maroden Hochstraße Nord (B44) als wichtige Verkehrsader der Region.
Update: Freitag, 29. November 2019, 11.15 Uhr
Speyer/Hockenheim. (dpa) Die Sanierung der wichtigen Salierbrücke zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg dauert mindestens ein Jahr länger. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Frühjahr 2022 abgeschlossen, sagte Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder am Donnerstagabend in Hockenheim.
Ein Grund sei, dass kurz nach Baubeginn Anfang des Jahres Schadstoffe gefunden worden seien. Diese mussten demnach erst aufwendig beseitigt werden.
Die Pläne der Brücke aus den fünfziger Jahren weichen den Angaben nach auch erheblich von der Realität ab. Diese Probleme seien nicht vorhersehbar gewesen, sagte Felder. Neben der Dauer steigen auch die Kosten: Ursprünglich waren rund elf Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt. Das federführende Regierungspräsidium in Karlsruhe rechnet nun mit mindestens 16,7 Millionen Euro.
Die rund 600 Meter lange Brücke bei Speyer ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Rhein-Neckar-Region. In den vergangenen Jahren überquerten täglich etwa 28 000 Fahrzeuge auf ihr den Rhein. Die Arbeiten an dem Bauwerk sollten ursprünglich 26 Monate dauern.