Hardheim

Pläne für Wohnungen auf "Glashaus"-Areal hängen in der Luft

Zähe Gespräche über Geländeerwerb - Historische Chance soll nicht vertan werden

27.11.2019 UPDATE: 27.11.2019 19:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Blick vom Steinernen Turm auf das seit Jahren brachliegende „Glashaus“-Areal: Das „Glashaus“ und das hinten angrenzende Gebäude möchte ein Investor abbrechen lassen und auf der frei werdenden Fläche 30 Wohnungen errichten. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim. (rüb) Einst war es ein Sinnbild für eine moderne und exklusive Bauweise. Später war es ein beliebter Treffpunkt für Generationen von Kneipenbummlern aus nah und fern. Heute ist es leider – man kann es nicht anders sagen – ein Schandfleck im Herzen von Hardheim: das "Glashaus"-Gebäude. Doch es gibt Pläne, das seit Jahren brachliegende Areal wieder mit Leben zu füllen.

Ein Wohnkomplex mit 30 Wohnungen könnte dort entstehen – vor allem für die in den nächsten Jahren nach Hardheim kommenden Soldaten. Die Bundeswehr hat nach Aussage des Planers vor, Belegungsrechte für die Wohnungen zu erwerben. Momentan hängt aber alles in der Luft, da der Geländeerwerb stockt. Möglicherweise bleibt dadurch diese historische Chance für Hardheim ungenutzt.

Hintergrund

> Das "Glashaus"-Gebäude wird oft mit dem gleichnamigen Bistro gleichgesetzt, das über viele Jahre Hauptanziehungspunkt des Gesamtkomplexes war. Dabei entfällt weniger als ein Zehntel der Gesamtnutzfläche auf diesen Bereich des Areals.

> Der Komplex wurde in den

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> Das "Glashaus"-Gebäude wird oft mit dem gleichnamigen Bistro gleichgesetzt, das über viele Jahre Hauptanziehungspunkt des Gesamtkomplexes war. Dabei entfällt weniger als ein Zehntel der Gesamtnutzfläche auf diesen Bereich des Areals.

> Der Komplex wurde in den 70er Jahren vom Hardheimer Unternehmer Bertram Bermayer errichtet, der zu Hochzeiten über 500 Mitarbeiter beschäftigte. Ursprünglich wollte der erfolgreiche Architekt und Ladenbauer dort seine innovativen Einrichtungsideen für Schuhgeschäfte präsentieren und auch einen Schuhladen dort ansiedeln. Nachdem diese Pläne nicht realisiert worden waren, eröffnete Bermayer dort 1981 das Einrichtungshaus "interior" mit hochwertigen Designermöbeln.

> Nach dem Konkurs der Bermayer-Gruppe 1983 übernahmen Herbert Kampmann und Klaus Fleischer das Gebäude. Fleischer, der für Bermayer den Bau des Komplexes betreut hatte und dann Geschäftsführer des Möbelhauses war, führte dieses zunächst für einige Jahre fort. Die anderen Teilbereiche wurden Zug um Zug vermietet. Zu den ersten Mietern zählten Gerald Katzenmaier mit Saunaausstellung und Fitnesstudio sowie Wolfgang Gärtner, der das Bistro "Glashaus" ausbaute und über Jahre führte.

> Im "Glashaus" gab es in den folgenden Jahren zwar einige Pächterwechsel, doch es war bis 2011 ein beliebter Treffpunkt. Die übrigen Flächen wurden unter anderem als Friseursalon, Sonnenstudio, Bistro oder Telefonladen genutzt. Der Großteil des Untergeschosses war über Jahre als Büroflächen von der Maschinenfabrik Gustav Eirich genutzt worden. Seit 2012 steht das ortsbildprägende Gebäude komplett leer. rüb

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Um Perspektiven für das Areal zu entwickeln, hatte der damalige Gemeinderat die Fläche bereits 2015 ins laufende Sanierungsprogramm "Ried" aufgenommen. Ein guter Entschluss, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Denn durch die Wiederbelebung der Carl-Schurz-Kaserne und in Erwartung von bis zu 700 Soldaten am Standort stellt sich aktuell die Frage, ob Hardheim im Bedarfsfall der Nachfrage nach Wohnungen gewachsen ist. Die Verantwortlichen nehmen diese Frage ernst, und seit Monaten laufen Gespräche, die Eigentümer zu Verkauf oder Investition zu gewinnen.

"Ein Wohnkomplex mit 30 Wohnungen könnte direkt am Bachlauf entstehen", so Projektentwickler Reiner Geiß (Firma Eigentum und Wohnen, Rimbach), der sich im Auftrag des Haupteigentümers Herbert Kampmann um die Vermarktung des Areals kümmert. Seine Pläne sehen den Abriss des "Glashaus"-Gebäudes und des angrenzenden Nachbargebäudes im hinteren Bereich des Areals vor.

Auf der dann entstehenden Freifläche – rund 3000 Quadratmeter – könnte ein dreigeschossiger Wohnkomplex entstehen. Als künftige Mieter hat Geiss vor allem Bundeswehrsoldaten im Blick, aber auch Einheimische, die näher im Zentrum wohnen möchten – in barrierefreien Wohnungen mit kleiner Terrasse.

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Tristesse pur: Auf der Terrasse des „Glashauses“ wurde früher so manche Party gefeiert. Foto: Busch

"Momentan ist aber alles in der Schwebe", beschreibt Reiner Geiss die Situation. Um die Pläne zu verwirklichen, ist ein 1300 Quadratmeter großer Teil des Nachbargrundstücks erforderlich. Das dort stehende Gebäude ist nämlich baulich mit dem "Glashaus" verbunden, sodass sich dessen angestrebter Abriss sonst nicht verwirklichen ließe. Das Nachbargrundstück befindet sich im Besitz der Familie Bermayer. "Die Verkaufsverhandlungen sind leider sehr zäh", berichtet Geiss.

"Jeder der Beteiligten hat unterschiedliche Vorstellungen", weiß Geiss. "Es wäre schade, wenn dies dazu führen würde, dass diese einmalige Gelegenheit für Hardheim nicht genutzt werden kann." Schließlich wird der zu erwartende Zuzug von Bundeswehrangehörigen durch die Wiederbelebung der Carl-Schurz-Kaserne – bis zu 700 Soldaten werden am Standort erwartet – zu einer starken Nachfrage nach Wohnungen in Hardheim und Umgebung führen. Wird das Projekt realisiert, könnten aus Gemeindesicht zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Es entstünde dringend benötigter Wohnraum, und gleichzeitig würde eine Brachfläche neu genutzt.

Die Schriftzüge im Eingangsbereich zeugen von den verschiedenen Nutzungen. Foto: Busch

Denn: Ein Abriss und eine anschließende Neubebauung dürften das einzig realistische Vorgehen sein, um das Areal wieder mit Leben zu erfüllen. Eine Neunutzung des Bestands ist unrealistisch: Der bauliche Zustand ist äußerst schlecht. Ein Teilabschnitt des Dachs ist undicht, elektrische Leitungen müssten neu verlegt, Wasserleitungen teilweise saniert werden. Der lange Leerstand hat zudem nicht zur Verbesserung der Situation beigetragen. Wegen nicht erfüllter Brandschutzauflagen besteht sogar eine Nutzungsuntersagung.

Deshalb bleibt nur zu hoffen, dass die Verhandlungen doch noch zu einem positiven Ergebnis führen werden. Damit das Areal im Herzen von Hardheim nicht nur eine glorreiche Vergangenheit, sondern auch eine gute Zukunft hat.

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