"So etwas verändert die Hotellandschaft"
Melanie von Görtz äußert sich zu Hotelfrage

Weinheim. (web) "Wir verstehen uns als Branchenverband und wollen neue Hotels nicht grundsätzlich verhindern. Selbstverständlich erkennen wir die Mechanismen der Marktwirtschaft an", sagt Melanie von Görtz. Die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Heidelberg bezieht auf Anfrage dieser Zeitung noch einmal Stellung zur Weinheimer Hotelfrage – die weiter offen ist.
Der Gemeinderat hatte am Mittwoch die Entscheidung über eines von zwei Konzepten für ein Hotel im Westen des Hauptbahnhofs vertagt. Einer der Gründe dafür war ein Schreiben, das einem Teil des Gremiums vorab zugegangen war. Darin äußert sich der Heidelberger Dehoga sehr skeptisch zu einer weiteren Hotelansiedlung in Weinheim und zieht ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Bedarfsgutachten in Zweifel. In dem angegriffenen Gutachten waren stellenweise sogar Zimmer- und Bettenzahlen verwechselt worden.
In dem Brief habe sie die bereits im Frühjahr 2018 vorgebrachten Argumente aufgegriffen und fortgeschrieben, so die Dehoga-Vertreterin. Damals hatte sich der Gemeinderat grundsätzlich für den Standort am Bahnhof entschieden. Die Situation der Hoteliers in der Region habe sich gegenüber 2018 nicht verbessert, sagt von Görtz. Die Eröffnung neuer Häuser, die abflachende Konjunktur, aber auch der schmerzhafte Wegfall aller Formel-1- und vieler DTM-Events auf dem Hockenheimring trügen dazu bei.
"Grundlage unserer Kritik ist, dass unsere Branche Weinheim nicht als Insel betrachten kann, sondern im regionalen Kontext sieht", so von Görtz. Und in der Region steige das Bettenangebot fast sprunghaft an. Das zieht Auswirkungen nach sich: "Allein in den fünf, sechs größten Heidelberger Hotels ist der Umsatz pro Zimmer im laufenden Jahr um zwölf Prozent zurückgegangen." Für die kleinen, inhabergeführten Häuser liege keine entsprechende Kennzahl vor.
2018 hatte sich von Görtz die Argumente für ein neues Weinheimer Hotel im Segment Drei Sterne Plus/Vier Sterne angehört, im Gespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Heiner Bernhard. "Er konnte mich nicht davon überzeugen, dass Bedarf an zusätzlichen Übernachtungsmöglichkeiten besteht." Auch mit den damals vorliegenden Tourismusideen, die den eingesessenen Hoteliers Gäste bescheren sollen, habe sie sich schwergetan.
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