Sperrzeiten in Heidelberg

Die Kläger geben sich siegessicher

Reaktionen auf die Sperrzeit-Entscheidung - Berufungsverhandlung im nächsten Jahr?

18.10.2019 UPDATE: 19.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Nachtschwärmer in der Unteren Straße in der Heidelberger Altstadt. Archiv-Foto: Philipp Rothe

Heidelberg. (hob) Scharfe Kritik und verhaltene Freude: Die Entscheidung zu den Sperrzeiten in der Altstadt ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. Die Stadträte hatten am Donnerstag mit knapper Mehrheit für Kneipenöffnungszeiten bis 1 Uhr werktags und 4 Uhr am Wochenende votiert. Zuvor hatten sie entschieden, gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Berufung einzulegen. Wann die Verhandlung beim Verwaltungsgerichtshof stattfinden wird, ist offen. "Die Berufungsbegründung ging noch nicht bei uns ein", so Gerichtssprecher Matthias Hettich. Es sei möglich, dass bereits im nächsten Jahr erneut über die Sperrzeiten entschieden werde.

> Der Anwalt der Kläger, Werner Finger, reagiert barsch auf den Gemeinderatsbeschluss: "Damit missachten die Stadträte zum zweiten Mal in eklatanter Weise eindeutige gerichtliche Vorgaben." Dies sei ein "unvergleichlicher Vorgang". Der Gemeinderat nehme bewusst in Kauf, dass die Altstadtbewohner gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt werden. Dies sei "unerträglich" und auch aus "rechtsstaatlichen Gesichtspunkten beunruhigend". Seine Mandanten seien entschlossen, entschieden zu reagieren. Bereits im Vorfeld der Sitzung hatte Finger damit gedroht, dass die Anwohner ihrerseits gegen das Urteil in Berufung zu gehen, um noch strengere Sperrzeiten zu erwirken. Jetzt zeigt er sich zuversichtlich, dass die "Sperrzeitenfrage bald endgültig im Sinne der Altstadtbewohner geklärt ist".

> Die Bürgerinitiative "Leben in der Altstadt" (Linda) ist laut deren Sprecher Doris Hemler und Martin Kölle "verwundert". Die Mehrheit der Stadträte missachte den vom Gericht konstatierten Grundsatz, dass der durch das Grundgesetz garantierte Schutz auf körperliche Unversehrtheit der Anwohner unbedingt zu beachten sei und Vorrang vor den Interessen der Wirte habe. Nun will Linda in aller Ruhe die Berufung abwarten.

> Melanie von Görtz, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes begrüßt, dass der Gemeinderat in Berufung geht. "Wir teilen das Bekenntnis zur jungen Ausgehstadt Heidelberg." Wegen der liberalen Sperrzeitentscheidung müsse die Stadt jetzt aber alle beschlossenen begleitenden Maßnahmen zur Lärmreduzierung umsetzen. Auch viele Altstädter empfänden die vom Gericht verordneten Kneipenöffnungszeiten als viel zu restriktiv. "Deshalb hoffen wir, dass die Kläger der neuen Sperrzeitregelung eine Chance geben und es gelingt, den gefundenen Kompromiss dauerhaft zu etablieren."

> Altstadtwirt Daniel Wilson ist skeptisch, dass die neue Regelung akzeptiert wird, solange die Verwaltung vor Gericht nicht klar mache, dass die Situation sich seit 2016 verbessert habe - nämlich, dass abends deutlich weniger Gäste unterwegs seien und es seltener Lärmbeschwerden gebe. Er sagt, dass weitere lärmmindernde Maßnahmen schnell umgesetzt werden müssen. "Es muss sich eine Taskforce mit diesem Thema beschäftigen."

Auch interessant
Sperrzeiten in Heidelberg: Gemeinderat geht auf Konfrontationskurs (Update)
Sperrzeiten in Heidelberg: Nächste Runde im Streit um die Sperrzeiten
RNZ-Forum Altstadt Lärm: Existenzielle Fragen – wenige Lösungen (plus Aufzeichnung der Veranstaltung)
Sperrzeiten in Heidelberg: Wie sieht eine lebenswerte Altstadt aus? - RNZ-Forum am Mittwoch
Gemeinderat: Nußlocher können laue Nächte künftig länger draußen genießen
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.