Stadträte sichern den Weinheimer Bühnenbetrieb
Gemeinderat hob 40.000-Euro-Sperrvermerk zugunsten der Kulturgemeinde auf - Oberbürgermeister Manuel Just verlangt ein langfristiges Konzept bis zur kommenden Spielzeit

Seit einiger Zeit werden die Veranstaltungen der Kulturgemeinde intensiver beworben als bisher gewohnt. Es greifen aber auch schon erste Sparmaßnahmen. Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) "Die Kulturgemeinde unterbreitet ein über den Bereich Theater hinausreichendes wertvolles und den freien Markt bereicherndes Angebot." Und: "Ihr Verschwinden von der Bild- und Spielfläche wäre ein herber Verlust nicht nur für das Kulturangebot der Stadt Weinheim." Es waren mehr als nur Lippenbekenntnisse "pro Kulturgemeinde", die Oberbürgermeister Manuel Just und die Stadträte quer durch alle Fraktionen im Verlauf der jüngsten Ratssitzung am vergangenen Mittwoch abgaben.
Die unter anderem wegen permanent rückläufiger Abonnentenzahlen eingetretene finanzielle Schieflage des Vereins sei weder dessen Vorsitzender Angelika Hauß-Kessler noch Geschäftsführer Martin Grieb anzulasten, waren sich die Lokalpolitiker einig. Damit stand der Freigabe des bis dato im Haushaltsplan mit einem Sperrvermerk versehenen Zuschusses in Höhe von 40.000 Euro nichts im Weg. Die Kulturgemeinde braucht das Geld dringend, um die Liquidität und den Handlungsspielraum für die Theatersaison 2019/20 zu sichern.
Just machte aber unmissverständlich deutlich: Die qualitative wie quantitative Programmgestaltung müsse in den kommenden Wochen und Monaten ebenso auf den Prüfstand gestellt werden wie die organisatorische Struktur des Vereins. Noch vor Beginn der Spielzeit 2020/21 gelte es, ein Ergebnis zu präsentieren, "wie es mit der Kulturgemeinde belastbar weitergehen kann und soll".
Die bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen wirken sich allerdings durchaus auf den Spielplan aus. Unter anderem wurde die Anzahl der aufgeführten Stücke von 26 auf 24 verringert. Neben den gewohnten Dienstag- und Donnerstagvorstellungen finden sechs Aufführungen künftig an Wochenenden statt. Darüber hinaus wurde bei den Honoraren gespart, indem preiswerte Stücke ausgewählt wurden.
Es werde nicht einfach sein, neue Wege für eine bessere Zukunft des Theaterbetriebs in der Stadthalle zu finden, sagte Frieda Fiedler. Trotzdem seien die Fraktionsmitglieder der GAL zuversichtlich, dass es "wieder bessere Zeiten" für die Kulturgemeinde gibt und deren Angebot auch für Jugendliche interessant wird. Nicht verhehlen mochte Fiedler, dass das Kulturangebot insgesamt für viele Menschen nicht attraktiv genug sei. Es sollte einen "bunten Mix" beinhalten, aus dem sich jedermann das Passende heraussuchen könne.
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Kultur stelle ein hohes Gut dar und sei ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, befand Oliver Kümmerle (Freie Wähler). Die Kulturgemeinde bereichere das Angebot zu vernünftigen Preisen. Niveau und Qualität seien nicht zum Nulltarif zu haben. Als zuverlässiger Partner und Hauptmieter der Stadthalle trage die Kulturgemeinde zudem zur Auslastung von Weinheims guter Stube bei. Eine Nicht-Freigabe des Sperrvermerks würde nicht nur die Existenz der Kulturgemeinde, sondern auch die Mieteinnahmen zugunsten der Stadt Weinheim gefährden.
Auch die CDU unterstütze die Freigabe der Mittel, versah Heiko Fändrich sein "Ja" allerdings mit der Forderung nach Vorlage des von der CDU seit Jahren angemahnten Kulturkonzepts. Würde dieses Konzept nicht zeitnah vorlegt, werde die Fraktion im nächsten Jahr die notwendige Zustimmung für den städtischen Zuschuss verweigern. Auch andere Veranstaltungen wie das "Theater am Teich" stünden auf dem Prüfstand, erklärte Just. In einem "atmenden System" müsse viel geboten, zugleich aber der Einsatz der finanziellen Mittel besser gestaltet werden.
Dass die Entwicklung der Kulturgemeinde nicht zufriedenstellend sei, räumte Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) ein. Das ideale Gremium, um eine Lösung zu finden, sei der Kulturausschuss. Dort säßen die Spezialisten. Dass dieser Ausschuss in den vergangenen Jahren allerdings "kaum getagt" habe, rief bei Just Kopfschütteln hervor.
Auch wenn diese weniger gut besucht würden: "Nicht an den anspruchsvollen Stücken und der künstlerischen Qualität sparen", mahnte Matthias Hördt ("Die Linke)" an. Lob für die bereits eingeleiteten Maßnahmen zu Rentabilitätssteigerung kam von Karl Bär (FDP).
Die Verwaltungsvorlage sei "schwach, inhaltsarm und wenig aussagekräftig", sagte Günter Deckert (DL). Darüber hinaus bat der frühere NPD-Politiker, "zu definieren, was man auf städtischer Seite unter Kultur versteht".
Die Freigabe des 40.000- Euro-Sperrvermerks erfolgte indes einstimmig, es gab keine Enthaltung.
Info: Kulturgemeinde und Stadt wollen offensiv für das Bühnenprogramm in der Stadthalle werben. Daher findet am Mittwoch, 25. September, 19 Uhr, in der Stadthalle eine öffentliche Saisonvorstellung mit Programmauszügen statt.