Stop & Go - Über den Rhein nach Ludwigshafen
Durch die Sperrung der Hochstraße Süd steht man zwischen Mannheim und Ludwigshafen bis zu einer Stunde lang im Stau

Stoßstange an Stoßstange schieben sich die Autos im Schneckentempo von Mannheim aus in Richtung Ludwigshafen. Bei vielen Autofahrern liegen irgendwann die Nerven blank. Doch alles Drängeln und Fluchen hilft nicht. Die Hochstraße Süd bleibt dicht. Foto: Gerold
Von Harald Berlinghof
Mannheim/Ludwigshafen. Im Auto geht’s durch den Mannheimer Fahrlachtunnel. Ludwigshafen auf der anderen Rheinseite ist das Ziel. Bis vor ein paar Wochen war das auch gar kein Problem mit dem Pkw. Für Lastwagen war die an die Konrad-Adenauer-Brücke anschließende Hochstraße Süd in Ludwigshafen zwar schon länger gesperrt. Aber dann kam vor drei Wochen die Hiobsbotschaft, dass wegen Rissen im Tragwerk der Hochstraße eine wochenlange Komplettsperrung nötig wird. Seither ist der tägliche Stau im Berufsverkehr vorprogrammiert. Und das wird bis auf Weiteres so bleiben, wurden inzwischen doch weitaus größere Schäden gefunden als bislang befürchtet.
Es ist jetzt 15.45 Uhr an einem Werktag. Also gerade einmal am Anfang des nachmittäglichen Stoßverkehrs. Die Auffahrt hinauf zur Konrad-Adenauer-Rheinbrücke ist bereits mit Blechkarossen voll. Im Schritttempo geht es vorwärts. Also probieren wir es lieber auf der zweiten Rheinbrücke, der Kurt-Schumacher-Brücke, die zur Hochstraße Nord übersetzt.
Rheinfähre bei Altrip ist eine Alternative
Dort gibt es zwar keine Sperrung, aber durch die bloße Verlagerung des gesamten Pendlerverkehrs auf die letzte verbliebene Rheinquerung im Mannheimer Stadtzentrum ist der Verkehr dort auch schon zusammengebrochen. Aus Richtung Lindenhof und aus der Gegenrichtung, von der Jungbuschbrücke her kommend, staut sich der Verkehr. Zwischen 30 und 60 Minuten verlieren die Pendler nachmittags täglich an Zeit.
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Neben uns trippelt ein Autofahrer, geschätzt Mitte Vierzig, in einem roten Golf mit den Fingern nervös auf dem Lenkrad herum. Hinter uns gestikuliert einer wild und versucht seiner Begleiterin offenbar zu erklären, was die anderen in ihren Autos alles falsch machen. Aber tatsächlich gibt es im Stau wenig mehr zu tun als Kupplung treten, ersten Gang einlegen, anrollen, bremsen, Kupplung treten und wieder anhalten. Und darauf warten, dass es weiter geht. Ein Drängler in seiner metallic-roten Poser-Karre will unbedingt alle paar Meter die Fahrspur wechseln. Die Nerven liegen bei vielen blank, aber solche Drängler finden sich eigentlich immer. Es sind stets dieselben, die sich auch dann auf die vermeintlich schnellere Fahrspur drängen. Das machen sie auch sonst. Also auch ohne Sperrung der Hochstraße Süd. Dabei hilft nur ruhig Blut, wenn man mitten im Stau steckt. Wer sich aufregt, kommt auch nicht schneller voran. Eine Chance auf einen Zeitgewinn bekommen dagegen diejenigen, die sich zuvor Gedanken gemacht haben.
Die Autobahnbrücken bei Viernheim/Frankenthal oder bei Hockenheim sind ein großer Umweg. Aber die Altriper Rheinfähre schippert direkt beim Mannheimer Großkraftwerk gemütlich über den Rhein. Dort herrscht freie Fahrt. Viertelstündlich quert die Fähre den Fluss. Die Fahrzeit beträgt keine fünf Minuten. Wenn der Bedarf größer ist, kann die Fähre auch häufiger fahren - so lange es der Schiffsverkehr zulässt. "Die Zahl der Nutzer schwankt bei uns immer. Je nach Tageszeit und ob irgendwo Baustellen sind", erklärt Fährleiter Richard Deuter, während die Autos auf seine Fähre rollen. Seit der Sperrung der Hochstraße Süd könne man einen leichten Anstieg der Autos verzeichnen. "Aber nicht viel", meint er.