Der Weg zur schnellen Fahrrad-Trasse ist holprig
Nicht jeder freut sich über den geplanten Verlauf des Radschnellwegs Mannheim-Heidelberg - Viel Kritik beim ersten Vor-Ort-Termin

Von Marco Partner
Mannheim. Eine Idee, viele Ansichten - und noch mehr Sorgen und Befürchtungen. Beim Vorhaben, Heidelberg und Mannheim mit einem Radschnellweg zu verbinden, prallen die Interessen aufeinander. Bei einem Vor-Ort-Besuch in Feudenheim möchte das Karlsruher Regierungspräsidium seine Vorzugstrasse präsentieren, Hinweise aus der Bevölkerung aufnehmen und diskutieren. Auf einen gemeinsamen Nenner kommt man aber kaum. Rund 150 Besucher finden sich in der Spessartstraße ein, und ebenso viele Meinungen scheint es zu geben.
Mehr Radverkehr ja, aber doch bitte nicht vor meiner Haustür! Das ist der Tenor vieler Anwohner. Fred Schaebsdau hat dafür einen triftigen Grund und sticht mit seinem Protestschild aus der Menge hervor. "Radschnellweg HD-MA trennt, ist lebensgefährlich, kann tödlich sein", steht darauf. "Vor einem Jahr wurde mein Kind von einem Radfahrer angefahren und hat eine Gehirnerschütterung erlitten. Direkt vor unserer Haustür. Ich möchte nicht, dass so etwas nochmal passiert. Ich bin nicht grundsätzlich gegen einen Radschnellweg, aber warum läuft er durch ein Wohngebiet?", wundert er sich. Die aktuelle Vorzugsvariante startet in der Mannheimer City, läuft auf südlicher Seite den Neckar entlang, überquert an der Universitätsklinik den Fluss, führt durch Feudenheim und Ilvesheim, überbrückt kurz vor Ladenburg erneut den Neckar, um fast senkrecht und an Neckarhausen vorbei nach Seckenheim und Edingen und von dort nach einem Knick bis zum Heidelberger Bismarckplatz zu führen. Ein Blick auf die Karte zeigt aber auch: Auf südlicher Neckarseite verläuft schon ein Radweg am Mannheimer Airport und Seckenheim vorbei bis zu den Quadraten, ohne nach Feudenheim und Ladenburg abzuknicken.
Warum nicht einfach der vorhandene Radweg zum Radschnellweg umgewandelt wird, wollen viele wissen. "Weil es ein Naturschutzgebiet ist", klärt Projektleiterin Tanith Braun auf. Der Neckarradweg bleibe aber bestehen, könne genutzt, aber eben nicht ausgebaut werden. "Es geht in dem Projekt ja darum, Ergänzungen und Anreize zu schaffen, dass der Radverkehr auch über längere Distanzen attraktiver und CO2 reduziert wird und Staus vermieden werden, wenn man das Rad statt den Pkw nutzt", betont sie.
Das macht Renate Raffelsiefen schon lange. Die Feudenheimerin ist eine klare Befürworterin der Vorzugstrasse und täglich auf dem Neckarradweg unterwegs. "Ich fahre immer in die Mannheimer Innenstadt, aber viele Jogger, Spaziergänger und Hundegassigeher kommen da zusammen. Ich habe schon einige haarige Situationen erlebt, der Weg ist einfach zu schmal für alle", betont sie. Mit dem neuen Radschnellweg könnten neue Möglichkeiten geschaffen werden. "Dann kommt vieles von alleine, und manche steigen vielleicht doch aufs Rad statt ins Auto, wie in Holland", hofft sie.
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Doch sie kann mit ihrer Meinung nicht alle überzeugen. Schule, Bushaltestelle, Vereinsleben, Hockeystadion, Kulturhalle: viel Interessen und Konfliktpotenziale scheinen sich laut der Anwohner auf der Spessartstraße zu überschneiden. Sie befürchten, dass die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h nicht eingehalten werde, ihre Straße sich in eine "Pendler-Raser-Piste" verwandle. Jedoch sollen die innerörtlichen Abschnitte lediglich als "Fahrradstraße" definiert werden, stellt Axel Speer von der Straßenplanung klar. Diese sei nicht mit einem Radweg zu verwechseln. Fahrräder hätten demnach Vorrang vor Autos, diese sollen jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Soweit die Theorie, doch an der Praxis zweifelt selbst manch eingefleischter Radfahrer. 21 Einmündungen müssten die Velo-Pendler auf ihrem Weg durch Feudenheim queren. Und dabei, auf die eigene Sicherheit bedacht, wohl viel nach rechts und links schauen, Vorfahrt hin oder her.
"Wir wollen keine Mischmasch-Variante, sondern die Südtrasse", stellt ein Radler klar. Mit der vorgestellten Lösung ist aktuell also kaum einer zufrieden. Weder Fußgänger noch (alle) Pedalritter, geschweige denn Autofahrer oder Anwohner. Es wartet noch viel Arbeit aufs Regierungspräsidium. Die schnelle, flache Verbindung zwischen Heidelberg und Mannheim, sie verläuft in der Planung holpriger als gedacht.
Info: Weitere Vor-Ort-Begehungen: Dienstag, 17. September: Ilvesheim und Ladenburg, Treffpunkt Wendeplatte der Siemensstraße bei Münzer Sanitär. Mittwoch, 18. September: Edingen-Neckarhausen, Treffpunkt Parkplatz beim Blumenfeld gegenüber des Edinger Bahnhofs. Mittwoch, 25. September: Heidelberg-Wieblingen, Treffpunkt OEG-Bahnhof Heidelberg-Wieblingen Mitte Beginn ist jeweils um 16 Uhr, in Edingen-Neckarhausen um 16.30 Uhr. Auf der Homepage www.radschnellweg-hd-ma.de werden Bürger über das Projekt informiert. Dort können sie über eine interaktive Karte noch bis Ende September ihre Ideen zum Radschnellweg einbringen.



