"Tech-N-O" wächst gewaltig
Schweizer Unternehmen "Interroll" investiert 40 Millionen Euro für neue Produktionsstätte im interkommunalen Gewerbegebiet an der "Asbacher Höhe" - 16 Hektar erworben

So soll es aussehen: Knapp 17 000 m² Produktions- und Bürofläche soll der Interroll-Neubau bieten, Kostenpunkt 40 Mio. Euro. Grafik: Interroll
Von Heiko Schattauer
Mosbach/Obrigheim/Sant’Antonino. Da macht selbst die sympathische Dame, die am Rand des "Techn-N-O" großformatig für das interkommunale Gewerbegebiet wirbt, große Augen: Noch in diesem Jahr will die Schweizer Unternehmensgruppe "Interroll" damit beginnen, eine neue Produktionsstätte vor Ort zu errichten. 40 Millionen Euro investiert man in den neuen Standort. Auf 16 Hektar sollen knapp 17.000 Quadratmeter Produktions- und Büroflächen entstehen; 150 Mitarbeiter sollen im neuen Werk beschäftigt werden. Gebaut werden soll das im III. Bauabschnitt des "Tech-N-O", dessen Erschließung Interroll ebenfalls finanziert. Das bestehende Gewerbegebiet wächst damit erheblich, die Erweiterung soll auf dem Areal hinter der Firma "Aalbert Surface Treatments" realisiert werden.
"Alle Verträge sind unterschrieben, alles ist unter Dach und Fach", freut sich Alfred Schumacher, Geschäftsführer des Zweckverbands Geno, der für die Entwicklung des Technologie- und Gewerbeparks Neckar-Odenwald zuständig ist. Als "Glücksfall für die Region" bezeichnet der Verbandsvorsitzende des Gewerbeparks, Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann, die Neuansiedlung des Schweizer Unternehmens mitsamt den damit verbundenen Investitionen und entstehenden Arbeitsplätzen.
Hintergrund
Die Interroll Gruppe ist ein führender Anbieter von Lösungen für den Materialfluss. 1959 gegründet, stellt das Unternehmen Förderrollen, Motoren und Antriebe für Förderanlagen, Förderer und Sorter sowie Fließlager her. Lösungen von Interroll sind unter anderem bei Express-
Die Interroll Gruppe ist ein führender Anbieter von Lösungen für den Materialfluss. 1959 gegründet, stellt das Unternehmen Förderrollen, Motoren und Antriebe für Förderanlagen, Förderer und Sorter sowie Fließlager her. Lösungen von Interroll sind unter anderem bei Express- und Postdiensten, im E-Commerce, in Flughäfen oder in den Bereichen Food & Beverage oder Automotive im Einsatz. Zu den Kunden zählen u.a. Amazon, Bosch, Coca-Cola, DHL, Nestlé, Procter & Gamble oder Siemens. Mit Hauptsitz in der Schweiz verfügt Interroll eigenen Angaben zufolge über ein weltweites Netzwerk von 32 Unternehmungen mit einem Umsatz von ca. 560 Millionen Franken und 2300 Mitarbeitern.
Mit dem Vorhaben von Interroll kommt mächtig Bewegung in den bis dato überschaubar bebauten Gewerbepark. Der ist idyllisch gelegen, in den ersten beiden Abschnitten voll erschlossen und kann mit vergleichsweise günstigen Grundstückspreisen und niedrigem Gewerbesteuersatz punkten. Hat aber von der Geländestruktur Nachteile, die in der Vergangenheit manchen Interessenten von einer Ansiedlung Abstand nehmen ließen. Beim Blick auf den Grundstücksplan zeigt sich inzwischen dennoch, dass viele Grundstücke verkauft oder zumindest optioniert sind, wenn auch (noch) nicht bebaut.
Für das ehrgeizige Vorhaben des Schweizer Unternehmens, das unter anderem Förder- und Sortierbänder produziert und vertreibt, war in den bestehenden Bauabschnitten des Tech-N-O nicht annähernd ausreichend Platz. Bei Einrichtung des interkommunalen Gewerbegebiets (Ende der 1990er-Jahre erfolgt) war aber bereits ein dritter Bauabschnitt eingeplant, der nun für die Ansiedlung von Interroll genutzt werden soll.
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In der Region ist das Schweizer Unternehmen schon seit einigen Jahren niedergelassen. In Sinsheim hat Interroll unweit der Autobahn eine Produktionsstätte, eine weitere in Kronau. Die wird mit der Neuansiedlung in Obrigheim wegfallen, wohingegen der Standort Sinsheim laut Auskunft von Interroll-Sprecher Martin Regnet "auf jeden Fall" erhalten bleibt. Allerdings soll die bis dato in der Kraichgaumetropole verortete Produktion des Bereichs "Förderer" nach Obrigheim verlagert werden. Die dadurch frei werdenden Kapazitäten und Flächen in Sinsheim wolle man für den Geschäftsbereich "Sorter" nutzen. Der habe sich, so Regnet, zuletzt "sehr vielversprechend" entwickelt, auch dank eigener Innovationen.
Auch die Gründe, die aus Unternehmenssicht für die geplante Ansiedlung in Obrigheim sprechen, nennt Regnet. Um für zukünftige Anforderungen optimal vorbereitet zu sein, habe Interroll seine Standortplanung in Süddeutschland neu ausgerichtet. "Wir schaffen neue Kapazitäten, um für eine wachsende Nachfrage von Kunden und Anwendern nach Förderern und Sortern und weiteren Produkten gerüstet zu sein." Dafür werde ein neues Werk nicht wie ursprünglich geplant in Kronau, sondern eben in Obrigheim gebaut, wo rund 15.000 qm Produktions- und rund 1700 qm Bürofläche entstehen sollen. Starten sollen die Erschließungs- und Baumaßnahmen noch dieses Jahr, die Fertigstellung ist für Januar 2021 geplant. Den Mitarbeitern in Kronau und Sinsheim, von denen ein Gutteil in Zukunft im Neckar-Odenwald-Kreis beschäftigt sein wird, habe man die Neukonzeption bereits vorgestellt, so Regnet. Begeisterung haben die Pläne der Unternehmensleitung in der Belegschaft nicht ausgelöst. Auf RNZ-Nachfrage berichtet ein Interroll-Betriebsrat, dass so mancher Beschäftigte eine mit der Neuausrichtung einhergehende Rationalisierung fürchte. Mit Inbetriebnahme des Werks in Obrigheim werden in Sinsheim weniger Mitarbeiter beschäftigt sein als aktuell, bestätigt Regnet.
"Die Wachstumsmöglichkeiten in Obrigheim erweisen sich für unsere langfristigen Pläne als optimal", erläutert Jens Strüwing, Executive Vice-President Products & Technology der Interroll Gruppe. "Ein wichtiges Kriterium ist für uns die mittel- und langfristige Flexibilität vor Ort - auch über unsere heute bereits konkreten Pläne hinaus, die bei einer Grundstücksgröße von über 16 Hektar langfristig realisierbar sind." Für eine Ansiedlung in Obrigheim habe zudem die Nähe zur Dualen Hochschule Mosbach eine Rolle gespielt, ergänzt Martin Regnet, der die Versorgung mit den benötigten Fachkräften als gesichert sieht.
Ausschlaggebend für die Neuausrichtung in Obrigheim dürften natürlich auch die günstigeren Rahmenbedingungen gewesen sein. Zum Vergleich: In Sinsheim kostet der Quadratmeter Gewerbebauland rund 100 Euro, auf der Asbacher Höhe erschlossen 41 Euro.
Bei den Verantwortlichen der Geno und den involvierten Gemeinden (Mosbach, Obrigheim, Haßmersheim, Neckarzimmern und Schwarzach) freut man sich derweil über die bedeutende Ansiedlung. "Das ist ein gutes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit", findet Mosbachs Wirtschaftsförderer Fabian Weiß. Sein Vorgänger Alfred Schumacher ist "einfach erleichtert", dass man die seit April laufenden guten Gespräche nun zu einem sehr guten Abschluss geführt hat. Und vielleicht, so Schumachers Hoffnung, sorgt die stattliche Neuansiedlung ja auch für weitere Sogwirkung.



