Projekt Schönau-Stausee

Peter Göttmann will Bade-Stausee im Steinachtal errichten

Wie realistisch ist der Vorschlag des Bürgermeisterkandidaten? - Die RNZ hat nachgefragt

10.09.2019 UPDATE: 11.09.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 22 Sekunden

Zwischen Schönau und Altneudorf soll der See entstehen - angrenzend ans Sportzentrum Oberes Tal (im Hintergrund) befindet sich aber der Tiefbrunnen der Wasserversorgung. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Schönau. Am 20. Oktober wählt das Klosterstädtchen einen neuen Bürgermeister. Langsam aber sicher nimmt der Wahlkampf Fahrt auf. Ein Thema sorgt besonders für Diskussionen: der Bau eines Stausees zum Baden im Steinachtal zwischen Schönau und dessen Stadtteil Altneudorf. Dieser Vorschlag kommt von Peter Göttmann (parteilos). "Wir brauchen Anziehungspunkte für Gäste und Neubürger", sagt der 54-jährige Inhaber einer Werbeagentur. "Das wäre eine Attraktion." Klar ist: Die Idee ist nicht ganz neu. Das gibt auch Göttmann zu. Doch wie realistisch ist ein See? Die RNZ hat die Idee auf den Prüfstand gestellt.

Das sagt der Ex-Bürgermeister

Marcus Zeitler hat in zwölf Jahren als Bürgermeister nur einmal von der Idee gehört. "Ein Bürger hat mich mal auf einem Fest zu vorgerückter Stunde nach einem Stausee gefragt", erinnert sich der neue Oberbürgermeister von Hockenheim. Dabei ging es aber um einen See im Tal der Steinach zwischen Altneudorf und Heiligkreuzsteinach. Darüber sei vor 40 oder 50 Jahren diskutiert worden. Zwischen Schönau und Altneudorf sei ein See allein schon deshalb unmöglich, da sich dort der Tiefbrunnen für die Wasserversorgung befindet. "Ich finde es interessant, dass die Diskussion wieder aufkommt", sagt Zeitler. "Aber da versagt selbst meine Fantasie." Zeitler glaubt nicht, dass die Idee umsetzbar ist. "Der Eingriff in die Natur wäre gigantisch, das kriegt man heute nicht mehr durch", sagt er. Schon eine Zusammenführung mehrerer Bäche für die Stromerzeugung sei gescheitert: "Alle Ämter waren entsetzt, weil der Eingriff schon zu groß war."

Das sagt das Landratsamt

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Bei einem Stausee auf jeden Fall mitreden würde das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg, wo Untere Naturschutzbehörde und Wasserrechtsamt angesiedelt sind. Dessen Sprecher Ralph Adameit erklärt auf RNZ-Anfrage, dass es sich bei der Errichtung eines Stausees um einen Gewässerausbau handelt. "Dafür wäre ein Planfeststellungsverfahren samt integrierter Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich", so Adameit. "In dieser würden dann beispielsweise auch naturschutzrechtliche Belange und Fragestellungen erörtert und geklärt." Beim Bau eines Stausees würde Land abgetragen, weshalb der Antragsteller auch in Besitz sämtlicher Grundstücke im Bereich des Stausees sein müsste. Zudem verursache der Bau einer Staumauer enorme Kosten, da sehr viele technische Regelwerke zu beachten seien - es handele sich schließlich nicht um eine normale Betonmauer, die einfach hochgezogen werden kann. Und was ist mit dem Tourismus? Dazu wollte sich das Amt nicht äußern, weil es kein konkretes Projekt gebe und man als Behörde keine wertende Haltung einnehmen möchte.

Das sagen Naturschützer

"In meinen Augen ist diese Idee verrückt und utopisch", spricht Kurt Steiner vom BUND Steinachtal Klartext. "Das ist Wunschdenken." Der 76-jährige Schönauer ist - abgesehen von Fragen des Naturschutzes - allein deshalb schon skeptisch, weil die Stadt für ein solches Projekt kein Geld habe. Ein See müsse ja auch unterhalten werden. "Wer soll das bezahlen?", fragt Steiner. Das Tal zwischen Schönau und Altneudorf sei wegen seiner großen Breite für einen See ungeeignet. Und das Gebiet zwischen Altneudorf und Heiligkreuzsteinach sei besonders schützenswert. "Der BUND würde das nicht gerne sehen", formuliert das Mitglied des erweiterten Vorstands vorsichtig. Kurt Steiner sagt aber auch: "Ich hätte nichts dagegen, wenn die Schönauer am Ort baden gehen könnten - da würden sich viele Leute sicher freuen." Steiners BUND-Kollege Hans-Eckhart Köster aus Heiligkreuzsteinach muss erst einmal lachen, als er auf das Thema angesprochen wird. "Ich kann mir das nicht einmal entfernt vorstellen", sagt er. Köster kann sich allerdings "dunkel erinnern", dass "im letzten Jahrhundert" schon einmal über das Thema diskutiert wurde. Ein Gegenargument seien damals auch der zusätzliche Verkehr und die notwendigen Parkplätze gewesen. Die Folgen für die Umwelt seien gar nicht abzuschätzen, meint er. Das Gelände sei zudem ohnehin sehr flach, sodass nur "Pfützen" entstehen würden. Köster hatte aber eine andere Idee: Er wollte im Winter einmal die Wiesen fluten, um darauf Schlittschuhlaufen zu können. "Das geht aber schon wegen der milden Winter nicht mehr", sagt er.

Das sagen Kommunalpolitiker

Auch die Schönauer Kommunalpolitik reagiert zurückhaltend. Heinrich Ludwig Runz spricht von einer "utopischen Vorstellung" und von einem "tollen Werbegag". "So einfach geht das nicht", sagt der CDU-Chef. Er gibt zu bedenken, dass es sich um Flächen in privater Hand handle, die von Landwirten genutzt werden. Und auch er meint, dass die Stadt dafür kein Geld habe. Da müsse man schon realistisch bleiben. Zudem verweist Runz darauf, dass im Steinachtal zwischen Altneudorf und Heiligkreuzsteinach der "wunderschöne und toll frequentierte Fahrradweg" verlaufe, der dann "untergehen" würde. "Das wäre überhaupt nicht akzeptabel", sagt er. "Ich denke wir haben in Schönau andere Probleme, die wir zeitnah lösen müssen."

SPD-Fraktionschefin Annette Gärtner sieht die Idee "mit einem Augenzwinkern", wie sie sagt. "Als Witz ist das ganz nett, aber ich sehe keine Möglichkeit dazu." Die Ärztin will aber dafür kämpfen, dass es wieder ein Schwimmbad im Steinachtal gibt - eventuell als Gemeinschaftsprojekt der Gemeinden. "Da wäre ein See grundsätzlich nicht schlecht", meint sie. Im Tal der Steinach sei ein solcher aber schlecht vorstellbar. Man wolle lieber die Kulturlandschaft fördern. "Die kann man nicht versenken", meint Gärtner. Auch die Freien Wähler sind skeptisch: "Die Idee könnte durchaus interessant sein, ist aber nicht umsetzbar", meint Stadtrat Darko Krcmar. "Wir beschäftigen uns damit nicht, weil die Hürden viel zu hoch sind."

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