Beim Radschnellweg sind jetzt die Bürger dran
Im Planungsprozess für den Radschnellweg Mannheim-Heidelberg hat die Online-Beteiligung begonnen - Auftakt in Feudenheim

Bürgerbeteiligung im Netz: Auf einer interaktiven Karte setzt man farblich nach Themen geordnet Marken an der Route und notiert Anregungen, die auch kommentiert werden können. Foto: Kreutzner
Von Carsten Blaue
Mannheim. Mit einer Info-Veranstaltung in der Kulturhalle in Mannheim-Feudenheim hat die nächste Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung im Planungsprozess für den Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg begonnen. Und die spielt sich online ab. Auf der gut gemachten, interaktiven Homepage www.radschnellweg-hd-ma.de kann jeder, der will, Anregungen, Kritik und Meinungen zum gut 23 Kilometer langen Trassenverlauf loswerden. Und das zwei Monate lang. Doch auch schon beim Info-Abend, zu dem das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) als federführende Behörde eingeladen hatte, war das möglich. In Mannheim wurde deutlich: Die Bürger freuen sich auf den Radschnellweg, haben aber erheblichen Gesprächsbedarf.

So fährt man heute Rad zwischen Edingen und Wieblingen. Der Radweg kreuzt Straßen, und Autos haben Vorfahrt. Das soll der Radschnellweg ändern, so oft es geht. Fotos: Kreutzer
Natürlich kamen viele mit dem Fahrrad. Für die 21,5 Kilometer vom Heidelberger Bismarckplatz bis vor die Tür der Kulturhalle brauchte man fast genau eine Stunde. Ohne Radschnellverbindung. Schon heute gibt es an der Strecke ganz gute Radwege. Knifflig und nicht ganz ungefährlich ist es aber auf den Straßen durch Wieblingen, Edingen oder Seckenheim. Wenn man den direkten Weg sucht. Auch das soll der Radschnellweg ändern. Er soll das Radfahren zwischen den beiden Städten sicherer, zügiger, komfortabler und barrierefreier machen - damit auch Berufspendler öfter vom Auto aufs Rad umsatteln. Dass es auf dem Radschnellweg durch die Rheinebene aber gar keine Begegnungen mit Autos, Traktoren, Bussen oder Bahnen mehr gibt, ist unwahrscheinlich. Das ging schon aus dem Vortrag von RP-Projektleiterin Tanith Braun hervor.
80 Prozent der Route müssen nach den Radschnellweg-Standard ausgebaut sein - also vier Meter breit, mit separatem Fußweg und unberührt von anderen Verkehrsmitteln. Vor allem innerorts wird das nicht zu machen sein. Egal, wie die Trassenführung letztlich in der Entwurfsplanung aussehen wird. Die Streckenvariante, die das RP vorzieht, ist nämlich nicht endgültig. Sonst bräuchte man das aufwendige Beteiligungsverfahren auch nicht.
Vielmehr soll das Wissen der Bürger vor Ort genutzt werden, um bei der Route nachjustieren zu können - wenn auch nur in einem Korridor von 100 Metern links und rechts der Vorzugsroute und sofern sich daraus wirklich entscheidende Verbesserungen ergeben. Auch das Ergebnis des Variantenvergleichs darf durch Änderungen nicht sonderlich beeinflusst werden. Ursprünglich ergab die Machbarkeitsstudie drei Streckenverläufe, zwei südlich des Neckars, eine nördlich des Flusses. Um daraus die beste Lösung abzuleiten, legte das RP Bewertungskriterien für die Aspekte Umwelt, Verkehr und Kosten fest. Die Kriterien wurden für jede Trasse nach einem Punktesystem gewichtet. Dann wurde addiert, der Durchschnitt ermittelt und verglichen. Danach war klar, dass die südlichste Variante zwischen Seckenheim und Neuostheim durchfällt - unerlaubte Eingriffe in den Naturschutz, erheblicher Bedarf an privatem Grund und Boden, größter Flächenverbrauch.
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Hintergrund
Beim Informationsabend zum neuen Radschnellweg Mannheim-Heidelberg gab es im Saal der Feudenheimer Kulturhalle verschiedene, nach Themen geordnete Stationen. Hier konnten die Bürger Fragen, Kritik und Anregungen auf Karteikarten schreiben. Hier ein
Beim Informationsabend zum neuen Radschnellweg Mannheim-Heidelberg gab es im Saal der Feudenheimer Kulturhalle verschiedene, nach Themen geordnete Stationen. Hier konnten die Bürger Fragen, Kritik und Anregungen auf Karteikarten schreiben. Hier ein Auszug:
> Heidelberg. In der Trassenführung wurde der Anschluss an die neue Neckarquerung bei Wieblingen vermisst. Bei Bergheim am Neckar entlang sei die Strecke zu schmal. Als Wunsch wurde ein sicherer Radweg zwischen dem Arbeitsgericht und dem Bismarckplatz formuliert. Zudem wurden rechte Winkel in der Trassenführung als "abschreckend" bezeichnet. Diese sieht bei Wieblingen eine 650 Meter lange Verschwenkung nach Norden vor, um unter der A5 durchzukommen. Klare Bürgerforderung nach einer neuen Unterführung: "Das wird doch wohl noch begradigt". Eine alternative Route über die Bahnstadt und den Hauptbahnhof in die Innenstadt ist noch nicht vom Tisch und wird weitergeprüft.
> Mannheim. Hier forderte ein Bürger: "Radweg für Mofas/Mopeds rigoros sperren!". Außerdem wurde vor gefährlichen Kreuzungen gewarnt. Eine weitere Forderung: "Anschluss nach LU planen." Die Weiterführung nach Ludwigshafen ist ein Thema. Denn der Radschnellweg Mannheim-Heidelberg soll Teil der Strecke Schifferstadt-Heidelberg sein.
> Zwischen MA und HD. Für Ladenburg wurde ein Zubringer nach Dossenheim gefordert. Das wäre wohl Sache der Kommunen. Ein Anschluss an die Ortsumgehung Seckenheim kam als Anregung aus Edingen-Neckarhausen. In Ilvesheim verläuft die Trasse nicht durch den Ortskern. Daher wurde eine Anbindung vorgeschlagen, ebenso eine Verlagerung der Route direkt auf die Nordseite des Neckarkanals.
> Allgemein. Bestehende Radwege sollten optimiert werden. Zudem müsse der neue Radschnellweg gut ausgeschildert und beleuchtet sein. Beim Licht verweist das Regierungspräsidium auf Umweltfolgen, Stichwort Lichtverschmutzung. Ein Bürger wollte wissen, wie viel Fläche durch den Radschnellweg versiegelt wird. Ein anderer regte Fahrradkurse für Erwachsene an, "speziell nach Schlaganfall und Gelenkersatz". Außerdem müssten Radweg-Anlieger öfter ihre Hecken schneiden. (cab)
Blieben die beiden Nord-Varianten. Da aber die Radwege zwischen Ladenburg und Heidelberg schon heute gut und daher die Aussichten auf viele neue Nutzer gering sind, entschied sich das RP für die Kombi-Lösung, die nun weiterverfolgt wird: Vom Mannheimer Paradeplatz zur Ebert-Brücke, hier auf die nördliche Neckarseite und über Wohlgelegen und Feudenheim weiter bis vor die westlichen Tore Ladenburgs. Von dort über die Neckar-Brücke der künftigen L597 zurück auf die Südseite des Flusses, an Neckarhausen vorbei, dann scharf links und über Edingen und Wieblingen in Richtung Bismarckplatz. Bei Trassenbegehungen werden Interessierte Gelegenheit dazu haben, sich Routenabschnitte aus der Nähe anzuschauen - voraussichtlich am 17. September in Ilvesheim und Ladenburg, am 18. September in Edingen-Neckarhausen und am 25. September in Wieblingen. Ein weiterer Beitrag zur Einbindung der Bürger, auf deren Anregungen das RP so viel Wert legt. "Denn nur dann wird der Radschnellweg richtig gut", sagte eingangs Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder. Über gute Tipps und konstruktive Kritik konnte sie sich schon in der Kulturhalle nicht beklagen (siehe weiteren Bericht).
Pro Kilometer rechnet das RP mit Baukosten in Höhe von 400.000 bis 600.000 Euro. Gebaut werden soll ab 2020, und zwar in Abschnitten. 2025 will die Behörde die Fertigstellung der L 9000 feiern. So wird der Radschnellweg dann heißen, der anschließend in Sachen Wartung behandelt wird die eine Landesstraße. Man muss mit dem Umsteigen aufs Fahrrad aber eigentlich gar nicht warten, bis alles fertig ist. Man kann seine Strecke von Mannheim nach Heidelberg sogar etwas variieren. So dauerte der Rückweg nach der Veranstaltung von der Kulturhalle bis in die Heidelberger Altstadt sogar nur 55 Minuten und war gut einen Kilometer kürzer als der Hinweg.



