Werke von Christian Adam und Dik Juengling in der Stadtbücherei
Präsentation der Willibald-Kramm-Preisstiftung - Beängstigend präzise

Christian Adam und Dik Juengling in ihrer Ausstellung in der Stadtbücherei. Foto: Susann Behnke-Pfuhl
Von Susann Behnke-Pfuhl
Heidelberg. Beide sind große Zeichner, beide erhielten bereits den Willibald-Kramm-Preis. In der Heidelberger Stadtbücherei stellen nun Christian Adam und Dik Juengling gemeinsam aus. Dabei zeigt sich, dass die beiden Künstler ein sehr gegensätzliches Werk aufweisen.
Eingeladen wurden die Künstler von der Kramm-Preisstiftung, deren Mitglied Stefan Hohenadl in die Doppelausstellung einführte. Er wies auf die Retrospektive von Christian Adam hin, Juengling bezeichnete er als "Meister des Stifts". Trefflich umriss der Regisseur Rainer Kleinstück in seinem kurzen Schauspiel die künstlerischen Eigenheiten der beiden und ihre philosophischen Gedanken zu unserer Zeit.
Von Christian Adam (Jahrgang 1941) sind rund 20 satirische Tuschezeichnungen zu sehen, deren Aussagen durch beigegebene Texte vertiefend auf den Punkt gebracht werden. Die Werke des in Mannheim lebenden Künstlers sind in vielen öffentlichen Sammlungen der Region zu finden. Er ist bekannt für seine Malerei der "Makrobiologischen Organismen", mit der er kraftvoll aus der Farbe neue "Ordnungen" erschafft, die die Materie neu organisieren.
Wie der Titel der Ausstellung schon andeutet, geht es in dieser Werkreihe um das absichtliche Wegschauen und die Verlogenheit in der Gesellschaft. Auch die Selbstzufriedenheit der Menschen bringt Adam treffsicher und scharfzüngig auf den Punkt. Viele seiner Werke entstehen im engen Austausch mit Rainer Kleinstück.
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Das "Klerikale Schachspiel" prangert den Machthunger der Kirche an. In einer anderen Zeichnung versinnbildlicht ein dämonisches Gesicht den Verlust der Gefühle. Sarkastische Kommentare auch zum Stand der Beziehungen. Wie 2014 in seinen Installationen im Forum für Kunst wird auch die Vergangenheit des Dritten Reiches abgehandelt. Virtuos umreißen dabei seine Konturlinien das Sujet, halten beängstigend präzise das Geschehen fest.
Der 1942 geborene Dik Juengling, von dem wunderbare Porträtzeichnungen in Erinnerung geblieben sind, bezeichnet sich inzwischen als Cartoonist. Ihn interessiert das Andere, Komische. Seine Arbeiten stammen aus den Jahren 2018 und 2019; er zeichnet am I-Pad und ergänzt die Arbeit später mit dem Farbstift. Für das Auge ist kaum zu unterscheiden, welche Teile des Bildes analog entstanden und welche mit der Software gezeichnet wurden. In "élephantique", das wie die anderen handkolorierten Drucke in einer Auflage von fünf Exemplaren vorliegt, bilden Kopf, Rumpf und Beine ein fließendes Ganzes. Mit wenigen Strichen entsteht ein fantastisches "wisnwesn".
Die leuchtenden Farben seines Oeuvres zeigen eine Abkehr vom Gegenstand. Die Technik, so schreibt er in einer Ausstellungsbroschüre, bietet ganz neuartige Formen der Gestaltung. Sie beeinflusst auch seine Farbstiftzeichnungen, in denen Lichtreflexe starke Akzente setzen.
Info: "ab-sicht-lich" - Christian Adam und Dik Juengling" im Foyer der Heidelberger Stadtbücherei, Poststraße 15, bis 28. August. Geöffnet dienstags bis freitags 10 bis 20 Uhr, samstags 10 bis 16 Uhr.