Die Stadt verbessert die Situation für Fahrradfahrer
"Erledigt" bedeutet nicht gleich "umgesetzt" - Die Stadt ist für einige Maßnahmen gar nicht zuständig

Das Geländer der Eisenbahnbrücke ist bereits erhöht worden, auf der B 37 hingegen ist noch nichts für Radler passiert. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Was ist aus dem Radverkehrskonzept geworden? Diese Frage wurde in der zurückliegenden öffentlichen Sitzung des Gemeinderates beantwortet. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde das Konzept erstmals vorgestellt. Größter Aufreger damals: Obwohl die Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs bereits bekannt waren, wurden sie bei der Sanierung der kompletten Ortsdurchfahrt der B37 nicht berücksichtigt. Der aktuelle Bericht zur Umsetzung des Konzepts zeigt aber: Viele der insgesamt 67 Maßnahmen sind bereits erledigt oder zumindest in Bearbeitung.
"Das Konzept ist ein dicker Wälzer", sagte Uwe Seiz von der Stadtverwaltung. Die Maßnahmen sollten laut Beschluss des Gemeinderates bei Sanierungen von Straßen angegangen werden. Unabhängig davon habe die Stadt das Eppelheimer Büro Schwegler beauftragt, ein Konzept für Radwege zwischen den einzelnen Ortsteilen zu entwickeln. Ziel sei eine bessere innerörtliche Beschilderung, so Seiz. "Für die überörtlichen Verbindungen sind das Regierungspräsidium und das Landratsamt zuständig."
Bei den Maßnahmen sei die Bahnhofstraße ein "dicker Batzen", der noch offen sei. Die dortigen Maßnahmen würden aber auch in Verbindung mit der noch offenen Entscheidung stehen, ob hier im Rahmen des Lärmaktionsplans ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde kommt. Es würden verschiedene Szenarien - Tempo 30 beziehungsweise 50 mit und ohne Radweg - geprüft.
In der Liste des Konzepts sind 31 der 67 Maßnahmen bereits grün unterlegt, was "erledigt" bedeutet. Wobei "erledigt" noch nicht "umgesetzt" heißt. So liegt beispielsweise für die Jahn- und die Kümmelbachstraße die mündliche Zustimmung der Verkehrskommission vor, dass die Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben werden.
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Bereits wirklich umgesetzt ist die Erhöhung des Geländers auf der Eisenbahnbrücke, sodass Radler hier auch offiziell nun nicht mehr absteigen müssen. "Erledigt" kann aber auch "abgelehnt" heißen, wie zum Beispiel ein Schutzstreifen für Radler in der Julius-Menzer-Straße. Weitere 13 Maßnahmen sind "in Bearbeitung", für fünf ist sie Stadt gar nicht zuständig - wie zum Beispiel die neuen Radwege zwischen Neckargemünd und Heidelberg sowie Bammental.
Hermino Katzenstein (Grüne) sah "viel Erfreuliches". Auch kleine Maßnahmen wie das Flicken von Löchern und das Öffnen von Einbahnstraßen für Radler seien wichtig. "Vieles ist aber noch nicht umgesetzt, sondern nur beschlossen oder beauftragt", merkte Katzenstein an. "Sie sind nur für die Stadt erledigt." Der passionierte Radfahrer bat die Stadt, "auch bei großen Maßnahmen dranzubleiben und nicht nachzulassen". Nach wie vor unbefriedigend sei die Situation in der Wiesenbacher Straße. Der dortige Radweg neben der Fahrbahn müsse benutzt werden, obwohl dort Mülltonnen und Grundstücksausfahrten für Gefahr sorgen würden. Positiv fand Katzenstein, dass die "Rampen" von der Schwimmbadstraße zum Radweg am Neckar in Kleingemünd nun erneuert werden.

Das Geländer der Eisenbahnbrücke ist bereits erhöht worden, auf der B 37 hingegen ist noch nichts für Radler passiert. Fotos: Alex
Nicht optimal sei der Radweg am Neckar zwischen Rainbach und dem Campingplatz unterm Dilsberg. Dort sei ein Abschnitt lediglich geschottert, was die Lust am Radeln nehme, so Katzenstein. Uwe Seiz betonte, dass es sich hier um einen privaten Weg handle, der dem Freiherren von Warsberg aus Neckarsteinach gehöre. Vor einem Dreivierteljahr seien Mineralbeton und Zement aufgebracht worden, was auch eine Zeit lang gehalten habe. Inzwischen sei der Zustand wieder schlechter. "Außer Asphaltieren hilft nichts", meinte Seiz. Katzenstein drängte auf eine Einigung mit dem Freiherren. Zum von Katzenstein angesprochenen schlechten Zustand der Schiffsgasse sagte Bürgermeister Volk, dass diese im Rahmen der Altstadtsanierung im nächsten oder übernächsten Jahr zusammen mit dem Hanfmarkt erneuert werden soll.
Als Landtagsabgeordneter wusste Katzenstein zudem über den neuesten Stand beim Radweg zwischen Neckargemünd und Schlierbach zu berichten: Hier gibt es bekanntlich die Idee, eine der vier Fahrspuren der B 37 für Radler zu reservieren - zunächst testweise. "Ich stehe in Kontakt mit der Stadt Heidelberg und warte auf eine Antwort", so Katzenstein. Das Vorhaben genieße dort aber nicht die höchste Priorität. Nach den Sommerferien sei ein Planungstreffen mit den Bürgermeistern beider Städte sowie Vertretern des Landratsamts anberaumt.
"Es dauert alles unheimlich lange", kritisierte Dietmar Keller (SPD). Es sei ein "Unding", dass auch Kinder mit dem Rad zwischen Neckargemünd und Schlierbach direkt an der Straße fahren sollen. Das müsse endlich in Angriff genommen werden. Die Lücke im Radweg am Neckar beim Neckarhäuserhof müsse ebenfalls geschlossen werden. Hier müssen Radler bekanntlich für etwa 200 Meter auf die Straße ausweichen, auf der Tempo 100 erlaubt ist. Hierfür sei das Landratsamt zuständig, da es sich um eine Kreisstraße handle, meinte Bürgermeister Volk. Jens Hertel (SPD) bat abschließend generell darum, bei abgelehnten Vorschlägen andere praktikable Maßnahmen zu suchen.



