Klinik-Erweiterung wird kleinen Park verschwinden lassen
Erweiterungsbau für Praxen und "betreutes Wohnen" – Um die großen Bäume tut es allen leid

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Die Klinik St. Elisabeth - seit 1976 in Handschuhsheim - plant einen Erweiterungsbau an der Furtwängler Straße. Dass diesem sieben große Bäume zum Opfer fallen müssen, gefällt weder der Verwaltung selbst, noch dem Architekten Jan van der Velden-Volkmann oder gar dem Landschaftsarchitekten Boris Olschewski. Erst recht ärgern sich die Nachbarn entlang der Blumenthalstraße, wenn sie den grünen Ausblick im Norden gegen ein dreistöckiges Gebäude mit zusätzlichem Staffelgeschoss eintauschen müssen.
Doch der Bebauungsplan aus den 60er Jahren gibt das her. Schon damals fand sich hier ein weiteres Baufenster für ein Klinikgebäude, es war praktisch ein Ensemble geplant, ehe die Nachbarhäuser entstanden. Anfang des neuen Jahrhunderts, so Geschäftsführer Norbert Lenke, dachte man beim Träger der Klinik, der Kongregation der Schwestern vom heiligen Josef, daran, ein Altenheim an diesem Platz zu errichten. Dies wurde aus Kostengründen zurückgestellt.
Jetzt bietet das geplante Gebäude vor allem den renommierten orthopädischen Praxen, der Radiologie und der Physiotherapie die Möglichkeit, ihre Räumlichkeiten dem Arbeitsablauf anzupassen und teilweise sogar zu verdoppeln. Auch Internist und Gynäkologe ziehen ein. Im zweiten Obergeschoss sind derzeit noch Praxisräume verfügbar. Gleichzeitig kommt ein "kleines Augustinum" dazu: 16 Zwei- bis Dreizimmer-Wohnungen und vier Penthouse-Wohnungen mit je 120 Quadratmetern ermöglichen "betreutes Wohnen": Die Mieter haben eine Notrufschaltung zum Empfang der Klinik und können nach Bedarf Mahlzeiten, Waschen, Putzen und Einkaufen dazubuchen.

Dass dieses Service-Angebot begehrt ist, weiß Norbert Lenke, auch wenn es für die Mieter nicht billig wird. Er hat schon eine Warteliste mit über 20 Interessenten angelegt. "Vor allem ältere Bewohner aus der Umgebung wollen nicht mehr mit Gartenarbeit belastet sein und ihre Häuser gegen Wohnungen tauschen", meint Lenke, und: "Sozial ist auch, eine Heimat im ehemaligen Umfeld zu bieten."
Die St. Elisabeth Pflege gGmbH kostet der Neubau inklusive 24 Tiefgaragenplätzen für die Wohnungen rund 14 Millionen Euro. Finanziert wird das laut Lenke vom Orden, der kürzlich ein Krankenhaus verkaufen musste und der zusätzlich Kredite aufnehmen wird.
Als die Klinik die Planungen im Januar den Nachbarn vorstellte, waren die Bäume - darunter ein 25 Meter hoher Riesenmammutbaum -, ein großes Thema. Sie sind zwar nach der Heidelberger Satzung über den Schutz von Bäumen geschützt, aber sie sind keine Naturdenkmale, sodass man ihre Entfernung beantragen kann.
Auch der Gestaltungsbeirat der Stadt, der das Bauvorhaben am Dienstag besprach, musste bei der Besichtigung schlucken. "Natürlich ist das Recht auf Ihrer Seite, die Bäume zu fällen, aber man ist doch sehr betroffen", sagte Prof. Christiane Sörensen dann im Ratssaal. "Der Park ist nicht mehr der Park", bedauerte auch Prof. Markus Neppl. Architekt Jan van der Velden-Volkmann verwies darauf, dass für die sieben Bäume Ersatzpflanzungen auf dem Gelände vorgenommen würden, für die Nachbarn gibt es eine Hecke als Sichtschutz. Es sei wichtig, solch kleinen Klinikstandorten Zukunft zu geben, fand Neppl schließlich. Für das Gebäude, dem das Gremium hohe Planungsqualität bescheinigte, suchten die Architekturprofessoren dennoch theoretisch nach kleinen Veränderungen. Könnte man es teilen, um einen grünen Durchblick durch alle Gebäude zu erhalten? Wie kann man in die Ecke des Baukörpers Bewegung bringen, sie anders ausformen? Könnte man den Betonschlund der Tiefgarageneinfahrt verbessern? Wie entsteht wieder ein einladender Grünraum?
Jetzt sind die Architekten am Ball, wie sie mit den Empfehlungen des Gestaltungsbeirates umgehen. Das will van der Velden-Volkmann mit der Stadt besprechen. Seine Planungen, der Furtwängler Straße mit dem Bau eine ruhige Kante zu geben und nicht feingliedriger zu werden, hält er nach wie vor für richtig. Wenn die Baugenehmigung rechtzeitig kommt, können die Arbeiten im Spätherbst beginnen. Dann wäre der Erweiterungsbau von St. Elisabeth im Frühjahr 2021 fertig.