Ein spannendes und erfolgreiches Jahr
Vertreterversammlung der Volksbank Kraichgau - Einhellige Zustimmung zur Fusion mit der Raiffeisenbank Kraichgau

Otto Steinmann, Vorsitzender des Aufsichtsrats, führte durch die Vertreterversammlung der Volksbank Kraichgau. Die rund 200 Vertreter beschlossen unter anderem eine Dividende von fünf Prozent. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (rö) Die Fusion ist vollzogen: Nachdem ihr bereits die Vertreterversammlung der Raiffeisenbank Kraichgau mit 95,4 Prozent zugestimmt hatte, folgten nun am Montagabend auch die Vertreter der Volksbank Kraichgau der Empfehlung des Vorstands, und das sogar mit 100 Prozent der insgesamt 181 Stimmen. Damit verschmelzen die beiden Banken rückwirkend zum 1. Januar 2019 (vorbehaltlich der Eintragung der Verschmelzung, die im Juli erfolgen soll).
Als Name bleibt "Volksbank Kraichgau" erhalten, nicht zuletzt, weil die übernehmende Bank die deutlich größere Bilanzsumme aufweist: 4,47 Milliarden Euro wurden für 2018 bekannt gegeben, die kleinere Raiffeisenbank mit Sitz in Kirchardt bringt eine Bilanzsumme von 400 Millionen Euro und ein Grundvermögen von 4,85 Millionen in die "Ehe" ein.

Nach der Zustimmung der beiden Vertreterversammlungen zur Fusion (von links): die bisherigen Vorstände der Raiffeisenbank Kraichgau, Wolfgang Schön und Volker Häcker, sowie die alten und neuen Vorstandsmitglieder der Volksbank Kraichgau, Klaus Bieler, Matthias Zander und Thomas Geier. Foto: Pfeifer
Während Matthias Zander, Thomas Geier und Klaus Bieler auch nach der Fusion das Vorstandstrio bilden, erlischt das Vorstandsamt der bisherigen Raiffeisenbank-Vorstände Wolfgang Schön und Volker Häcker mit der Eintragung der Verschmelzung. Sie sind künftig als leitende Angestellte und Prokuristen für die Bank tätig. Der Aufsichtsrat wächst zunächst auf 24 Mitglieder, darunter 8 Arbeitnehmervertreter. Neu hinzugewählt wurden von der Vertreterversammlung aus dem Einzugsbereich des neuen "Regionalmarkts Kirchardt" Uwe Abele, Ralf Bär, Gerd Kreiter und Andreas Uhler. 2023 soll das Gremium auf 21 Personen reduziert werden.
Ähnlich harmonisch wie diese Beschlüsse ging auch der überwiegende Rest der Vertreterversammlung, durch die der Aufsichtsratsvorsitzende Otto Steinmann führte, im Staufersaal des Palatins über die Bühne. Die wesentlichen Zahlen waren bereits beim Bilanzpressegespräch bekannt gegeben worden, an ihnen hat sich kaum etwas geändert, wie aus den zufriedenen Ausführungen von Vorstandssprecher Matthias Zander und seinen Kollegen Thomas Geier und Klaus Bieler deutlich wurde. "Ein spannendes, aber auch sehr erfolgreiches Jahr", sagte Geier.
Mit der gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent auf 4,47 Milliarden Euro angewachsenen Bilanzsumme - ein Wert über dem Verbandsdurchschnitt - belegt die Volksbank Kraichgau unter den Volksbanken in Baden-Württemberg Platz drei, bundesweit ist man unter den 875 genossenschaftlichen Instituten auf Platz 15. Mit dem Betriebsergebnis vor Bewertung von 29,4 Millionen Euro "sind wir vor dem Hintergrund der aktuellen Rahmenbedingungen zufrieden", sagte Bieler. 19,5 Millionen führt man dem wirtschaftlichen Eigenkapital zu, das auf 353,6 Millionen steigt. Bei einem Jahresüberschuss von 6,83 Millionen und einem Bilanzgewinn von 5,5 Millionen, wurde der Vertreterversammlung die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von fünf Prozent (1,22 Millionen) vorgeschlagen - dem stimmten die Vertreter einhellig zu.
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Motor des Wachstums bleibt nach den Ausführungen der Vorstände das Kreditgeschäft: So hat sich das Kundenkreditvolumen um 11,9 Prozent oder 319 Millionen Euro auf 2,99 Milliarden erhöht. Speziell im Baufinanzierungsbereich wurden laut Geier "so viele Kredite vergeben wie in keinem Jahr zuvor", nämlich 1500 mit einem Volumen von 180 Millionen Euro. Zentrale Herausforderungen sind laut Zander auch in Zukunft Niedrigzins, Regulatorik und Wettbewerbsdruck bei zunehmender Digitalisierung. Fusionsbedingte Kündigungen schlossen die Vorstände aus, auch das Filialnetz soll erhalten bleiben. Man beschäftige sich aber mit der "Optimierung von Öffnungszeiten".
Otto Steinmann berichtete über die Tätigkeit des Aufsichtsrats, sein Stellvertreter Thomas Essenpreis über das Ergebnis der gesetzlichen Prüfung. Als einziger Vertreter meldete sich Klaus Rothenhöfer (Wiesloch) zu Wort, der zwei Punkte kritisierte: Die Volksbank lasse in Wiesloch ein wertvolles Baugrundstück brachliegen, mit dem man seiner Ansicht nach auf den Markt gehen müsse. Zudem müsse die Frauenquote im Aufsichtsrat (derzeit 16,7 Prozent) erhöht werden. Als Konsequenz kündigte Rothenhöfer an, gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen.
"Wir als Kommune freuen uns über eine starke regionale Bank", sagte Wieslochs OB Dirk Elkemann, der als Hausherr im Palatin die Abstimmung über die Entlastung leitete: Der Vorstand wurde bei zwei Gegenstimmen entlastet, der Aufsichtsrat bei einer Gegenstimme. Im Anschluss waren noch verschiedene Formalitäten für die Fusion der Banken zu erledigen, darunter die Verlesung des Prüfungsgutachtens des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands durch Wirtschaftsprüfer Karlheinz Krauß, in dem die Verschmelzung befürwortet wurde. Nach der Fusion hat die neue Bank etwa 130.000 Kunden, über 62.000 Mitglieder und 629 Mitarbeiter in 44 Filialen.