Hardheim

So geht es mit dem Pfarrheim weiter

Es wird zum Selbstversorgerhaus - Verein und Hausmeister können gewohnte Bewirtung nicht mehr leisten - Verkaufsgerüchte stimmen nicht

07.05.2019 UPDATE: 07.05.2019 18:00 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden

Das katholische Pfarrheim in Hardheim ist ein beliebter Treffpunkt - nicht nur für kirchliche Gruppen. Die gewohnte - und bei den Nutzern sehr geschätzte - Bewirtung wird es ab 1. Juli aber nicht mehr geben. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim. (rüb) Die Gerüchteküche brodelt seit Tagen in Hardheim: Wie geht es mit dem Pfarrheim weiter? Wird es wirklich geschlossen oder sogar verkauft? Die gute Nachricht: Da ist nichts dran.

Doch wie bei so vielen Gerüchten gibt es einen wahren Kern. Und der besteht darin, dass sich ab 1. Juli bei der Nutzung des Pfarrheims als Veranstaltungsort gravierende Veränderungen ergeben. So kann das Pfarrheim nicht mehr wie gewohnt mit Bewirtung gemietet werden. Diese war über Jahrzehnte vom Verein "Freunde des Pfarrheims" in Zusammenarbeit mit dem Hausmeister geleistet worden. Da dem Verein jedoch immer weniger Helfer zur Verfügung stehen und Hausmeister Josef Keller mit seinen weiteren Aufgaben in der Seelsorgeeinheit mehr als ausgelastet ist, muss der beliebte Service aufgegeben werden.

Simone Schmidt, die den Verein "Freunde des Pfarrheims" seit 2016 führt, bestätigte dies der RNZ. Der Verein besteht seit 1975 und feierte 2015 sein 40- jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest. Am 16. Juli findet eine Mitgliederversammlung statt. Wichtigster Tagesordnungspunkt: die Auflösung des Vereins. "Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen", sagte Simone Schmidt der RNZ.

Aber die schwierige Situation habe den Verantwortlichen keine andere Wahl gelassen. Dies ist in einer Stellungnahme des Vorstands herauszulesen. Darin heißt es unter anderem: "Der Verein ,Freunde des Pfarrheims e.V.’ war über sehr lange Zeit ein aktiver Verein mit vielen Ehrenamtlichen, welche dazu beigetragen haben, dass das Pfarrheim in der Form, nämlich als gaststättenähnliche Einrichtung, genutzt werden konnte. Leider lassen sich immer weniger Ehrenamtliche finden, die mit anpacken."

Zudem könne der Verein kurz- und mittelfristig die Ausführung seiner satzungsgemäßen Aufgaben nicht mehr sicherstellen. Dies bedeute, dass auch die finanzielle Lage es nicht mehr hergebe, das Pfarrheim in dieser Form zu betreiben.

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Auch aus Sicht der Seelsorgeeinheit bestand Änderungsbedarf, wie Stiftungsratsvorsitzender Horst Saling bestätigt: "Wir hatten das Ziel, den Aufwand für unseren Hausmeister zu reduzieren. Auslöser für die Neuregelung war letztlich aber die anstehende Auflösung des Vereins." Das katholische Pfarrheim - beziehungsweise einzelne Säle und Räume sowie die Küche - könne auch in Zukunft gemietet werden, allerdings größtenteils nur als so genanntes Selbstversorgerhaus, wie Horst Saling betont: "Wer mehr Service dazu buchen möchte, muss einen höheren Beitrag zahlen."

Das Sekretariat des Pfarramts steht als Ansprechpartner für potenzielle Mieter parat. Die Übernahme sowie Übergabe der Räumlichkeiten wird von Hausmeister Keller durchgeführt.

Dass sich viele treue Nutzer des Hauses mit den Neuerungen schwer tun, liegt auf der Hand. Das Pfarrheim hat sich in den letzten 40 Jahren auch durch die exzellente Rund-um-Betreuung durch das Helferteam und den Hausmeister zu einem ungemein beliebten Veranstaltungsort entwickelt.

Ob Weißer Sonntag, Leichentrunk, runder Geburtstag oder Vortrag: Viele Familien und viele Vereine waren und sind Stammgäste im Pfarrheim. Sie müssen sich nun umgewöhnen, selbst für die Bewirtung sorgen und selbst bestuhlen - oder mehr zahlen.

Pfarrer Andreas Rapp hat Verständnis dafür, dass viele die Entwicklung bedauern. Zugleich weiß er aber auch, dass der Verein zu wenig Helfer hat, um das gewohnte Engagement aufrechtzuerhalten. Hausmeister Keller könne "die ganze Last nicht allein tragen".

Er hoffe, "dass das Pfarrheim auch als Selbstversorgerhaus Heimat für die Gruppen in der Seelsorgeeinheit und darüber hinaus bleiben kann, wie ich es in früheren Pfarreien auch erlebt habe, wo die Pfarrheime ganz selbstverständlich Selbstversorgerhäuser waren".

An eine solche Entwicklung, wie sie sich jetzt darstellt, war vor mehr als 40 Jahren nicht zu denken, als das Pfarrheim gebaut wurde, um ein Zentrum der Begegnung und eine Heimat für die kirchlichen Vereine der katholischen Pfarrgemeinde zu schaffen. Am 20. Januar 1975, also kurz nach der Einweihung des Gemeindezentrums, bildete sich der Verein "Freunde des Pfarrheims Hardheim" mit dem Ziel, die Pflege, Erhaltung und Unterhaltung des katholischen Pfarrheims zu fördern.

Aus den 21 Gründungsmitgliedern wurden wenig später 90 Mitglieder. Diese Zahl schrumpfte im Lauf der Jahre aber, ebenso wie die der Helfer. Während sich von 1982 bis 2002 das Hausmeisterehepaar Stefanie und Walter Bechtold in besonderer Weise verdient gemacht hat, führte anschließend deren Nachfolger Josef Keller das Haus vorbildlich weiter. Große Verdienste erwarben sich über die Jahre auch die Pfarrheimfrauen unter der Leitung von Elisabeth Hauck, die sich unentgeltlich für den Dienst bei Veranstaltungen zur Verfügung stellten und ihre Vergütung immer komplett spendeten.

Ort des Geschehens

Allein in den ersten 25 Jahren leisteten die Pfarrheimfrauen 26.000 Arbeitsstunden. Das dabei gespendete Geld wurde für die Renovierung des Pfarrheims und Projekte im Erftaldom verwendet. Auch bei der Sanierung des Pfarrheims vor einigen Jahren haben die Ehrenamtlichen unzählige Arbeitsstunden geleistet - umso schmerzhafter ist für sie alle nun diese Entwicklung.

Auch Familienfeiern wie etwa Weiße Sonntage finden dort regelmäßig statt. Foto: Rüdiger Busch

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