Das fordern die streikenden Schüler in Heidelberg (plus Video/Fotogalerie)
Gut 800 Menschen demonstrierten trotz Regen und Ferien – Städtische Klimaschutzbemühungen reichen ihnen nicht

Von Denis Schnur
Heidelberg. Auch in den Ferien machen sie Druck: am Freitagvormittag demonstrierten im Rahmen der "Fridays for Future"-Bewegung wieder gut 800 Menschen in Heidelberg für mehr Klimaschutz. Das sind zwar weniger als beim internationalen Aktionstag am 15. März, als etwa 2800 in der Innenstadt unterwegs waren.
Aber die Organisatoren sind zufrieden: "Für eine normale Demo in einer Ferienwoche war das richtig gut", findet Schülerin Anna Helfrich. "Damit haben wir gezeigt, dass die Vorurteile, uns gehe es nicht um die Sache, einfach nicht stimmen", betonte auch Organisator Lukas Weber.
Doch was will die Bewegung? In den letzten Wochen haben die Heidelberger Organisatoren an konkreten Forderungen gefeilt, die sie am Freitag im Gespräch mit der RNZ vorstellten. Ihnen geht es um fünf Punkte:
> Strukturen: Die Stadt soll die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens – also das 1,5-Grad-Ziel – als zentrales Ziel anerkennen. Ob ihre bisher gesetzten CO2-Reduktionsziele dafür ausreichen, müsse wissenschaftlich geprüft werden. Für Bereiche wie Bauen oder Verkehr müsse im Anschluss konkret festgelegt werden, wie viel CO2 bis 2025 und 2030 eingespart werden soll und wissenschaftlich begründet dargelegt werden, wie das gelingen kann. Eine "Ombudsperson für zukünftige Generationen" soll zudem ein Veto gegen Entscheidungen des Gemeinderates einlegen können, falls diese künftigen Generationen schaden.
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> Verkehr: "Die Stadt muss die Verkehrswende ernsthaft vorantreiben", fordert Helfrich. Dazu müsse die Attraktivität des Nahverkehrs steigen – die Frequenz höher, die Fahrtzeiten kürzer und die Tickets billiger werden. Ein Beispiel könne man sich an Tübingen nehmen, wo der ÖPNV samstags kostenlos ist. Ein Ausbau der Radinfrastruktur und höhere Parkgebühren sollen zudem dafür sorgen, dass mehr Autofahrer auf das Rad umsteigen.
> Bauen und Sanieren: Hier sieht man die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH am Zug: "Die muss in ihren über 5000 Wohnungen die energetische Sanierung forcieren", betont Weber. Bei Baugenehmigungen solle künftig auch der Klimaschutz eine Rolle spielen. Zudem fordern die Aktivisten, dass auf neuen Flächen mehr Wohn- als Arbeitsraum entsteht, damit die Zahl der Pendler nicht steigt.
> Energie und Wärme: Die Bewegung stört sich daran, dass Heidelberg Fernwärme vom Kohlekraftwerk Mannheim bezieht: "Natürlich erhöht das den Wirkungsgrad – aber eben auch die wirtschaftliche Rentabilität. Man finanziert so die Kohlekraft mit", so Weber. Deshalb solle der Bezugsvertrag, der 2023 ausläuft, nicht verlängert werden. Dafür soll der Energiebedarf vor allem durch Solar- und Windenergie gestillt werden. Für letztere sollten bald mögliche Standorte ausgewiesen werden.
> Privater Konsum: "Bei diesem Punkt sollen sich auch die Verbraucher angesprochen fühlen", erklärt Helfrich – auch wenn die Forderungen sich an die Politik richten. Die soll einen Rahmen schaffen, der Klimaschutz im Alltag fördert: Öffentliche Kantinen sollen dazu verstärkt auf regionale, saisonale und pflanzliche Produkte setzen. Außerdem soll Heidelberg eine kommunale Steuer auf Einweg-Plastikprodukte einführen, um den Plastikmüll zu reduzieren – wie es Tübingen getan hat.