Brustkrebs-Bluttest

Auch Jürgen Harder ist an der Vermarktung beteiligt

Diese Firmen vermarkten den Brustkrebs-Bluttest

25.03.2019 UPDATE: 25.03.2019 21:30 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Der neue Bluttest für die Früherkennung von Brustkrebs entwickelte sich zum Skandal. Foto: Labor/Universitätsklinikum Heidelberg

Heidelberg. (rie) Fünf Firmen sind an der Vermarktung des am Uniklinikum entwickelten Bluttests für Brustkrebs beteiligt. Eine Übersicht über die Firmen und ihre Eigentümer laut Handelsregister:

> Die Heiscreen GmbH ist die einzige, die bisher öffentlich in Erscheinung getreten ist. Von ihr stammt die Formulierung vom "marktreifen Bluttest" - die vom Uniklinikum verbreitet wurde - und sie hat auch die exklusive Medienpartnerschaft mit der Bild-Zeitung ("Weltsensation") eingefädelt. Gegründet wurde die Firma im Oktober 2017 zum Zweck der "Entwicklung eines Tests zur Früherkennung von Brust-, Eierstock- und Pankreaskrebs und anderen Tumorentitäten" sowie der "Kommerzialisierung" dieses Tests. Die Technology Transfer Heidelberg GmbH, eine Tochterfirma des Uniklinikums (siehe unten), hält 48,6 Prozent der Anteile, Frauenklinik-Chef Christof Sohn 4,9 Prozent und seine Mitarbeiterin Sarah Schott 7,3 Prozent. Dem Unternehmer Jürgen Harder gehören über seine MSB Mammascreen Beteiligungs-GmbH 39,2 Prozent der Firma. Die Geschäftsführung haben Sohn und ein Mann namens Theodor Özen inne.

> Die MSB Mammascreen Beteiligungs GmbH gehört dem bekannten Hockenheimer Unternehmer Jürgen Harder. Der Lebensgefährte von Ex-Schwimmstar Franziska van Almsick kennt Frauenklinik-Chef Christof Sohn schon viele Jahre: Im Januar 2007 entband Sohn persönlich das erste gemeinsame Kind der beiden. Die MSB Mammascreen wurde am 18. Juli 2017 - also vor den beiden Firmen Heiscreen und Heiscreen NKY (siehe unten) - gegründet. Ihr Zweck ist "der Erwerb und die Verwaltung von Beteiligungen an Kapitalgesellschaften (...), die im medizinischen Bereich (...) tätig sind, unter anderem zur Früherkennung von Brustkrebs". Am 7. November 2017 stieg Harders Firma bei der Heiscreen GmbH ein: Sie übernahm 39,2 Prozent der Anteile. Und Harder hat - im Gegensatz zu den anderen drei Gesellschaftern - ein Vorzugsrecht: Wichtige Beschlüsse kann die Firma ohne seine Zustimmung nicht treffen.

> Die Technology Transfer Heidelberg GmbH (TTHD) wurde Ende 2011 gegründet, um am Uniklinikum entwickelte Erfindungen zu vermarkten - gemeinsam mit Partnern aus der Industrie. Die Firma, die im Neuenheimer Feld sitzt, gehört zu 90 Prozent dem Uniklinikum. Zwei der drei Geschäftsführer von TTHD, Volker Cleeves und Jörg Rauch, halten persönlich je fünf Prozent der Anteile. Als dritter Geschäftsführer fungiert der Leiter der Rechtsabteilung des Uniklinikums, Markus Jones. Die TTHD ist mit 48,6 Prozent an der Heiscreen GmbH beteiligt - und mit 80 Prozent an der Heiscreen NKY GmbH (siehe unten).

> Die Heiscreen NKY GmbH wurde bisher von allen Beteiligten verschwiegen. Sie wurde zeitgleich mit der Heiscreen GmbH im Oktober 2017 gegründet. Ihr offizieller Unternehmenszweck: die Entwicklung eines Tests zur Früherkennung von Brust-, Eierstock- und Pankreaskrebs "für die Region China" samt der Kommerzialisierung dieses Tests. Die TTHD hält 80 Prozent der Anteile, Christof Sohn acht Prozent und Sarah Schott zwölf Prozent.

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> Die NKY Medical Holdings ist ein chinesisches Chemie-Unternehmen. Der Medizin-Bereich ist eine der größten Sparten der Firma. Frauenklinik-Chef Christof Sohn und seine Mitarbeiterin Sarah Schott waren diverse Male bei der Firma zu Besuch. So unterzeichnete Sohn schon im November 2017 als Vertreter des Uniklinikums eine Kooperationsvereinbarung mit der Firma. Vor gut drei Wochen, Anfang März, eröffneten Sohn und Schott im chinesischen Wuhan ein Brustkrebs-Forschungszentrum, bei dem NKY Medical und das Uniklinikum zusammenarbeiten.