Architekten sprechen beim Bau von neuen Gebäuden von Ghetto
Universität plant neues Rechenzentrum und fünf Gebäude im Friedrichspark

Auf einer Grünfläche nahe Jesuitenkirche und Sternwarte soll das neue Rechenzentrum entstehen. Bei einer Infoveranstaltung wurden die Anwohner vor Kurzem informiert. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Mannheim. Die Universität Mannheim plant den Bau von insgesamt sechs neuen Gebäuden. Ein Rechen- und Informationszentrum im Bereich des Quadrats A5 und fünf Blöcke entlang der Bismarckstraße auf dem Gelände des Friedrichsparks. Das stößt nicht bei jedem auf Gegenliebe. Doch um die Attraktivität der Uni zu wahren - beziehungsweise noch zu steigern -, seien die Bauten unumgänglich, findet Universitätsrektor Thomas Puhl und betont: "Wir sind für die Stadt ein wichtiger Faktor."
Immerhin kann die Hochschule einige Alleinstellungsmerkmale aufweisen: Neben der innenstadtnahen Lage zählt dazu unter anderem das internationale Renommee, besonders in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Auch das Studieren in einem Schloss dürfte durchaus lockend für Studierende sein. Gäbe es da nicht die ein oder anderen Probleme, die mit den Neubauten behoben werden sollen.
"Am dringendsten ist der Neubau eines Informations- und Rechenzentrums", konkretisiert Puhl. Noch befinden sich die Server in einem Gebäude in L15, direkt unter dem Dach. "Doch das ist technisch nicht mehr tragbar", stellt der Rektor klar.
Vor allem im Sommer stelle die Hitze, die sich unter dem Dach ansammelt, ein großes Risiko für die Computer dar. Eine ausreichende Kühlung sei nicht mehr zu gewährleisten. "Und wenn die Server ausfallen, steht die Uni still", erklärt Thomas Puhl. Um diese "mittlere Katastrophe" zu vermeiden, sollen die Server ein neues Zuhause bekommen, wo sie nicht mehr unter dem Dach untergebracht sind, sondern im Untergeschoss. In den Stockwerken darüber sollen für die Studierenden zugängliche Räume mit diversen Serviceangeboten eingerichtet werden.
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Zurzeit sind die Mannheimer Unigebäude im Innenstadtgebiet verteilt. Die philosophische Fakultät befindet sich zum Beispiel beim Hauptbahnhof, die Sozialwissenschaftler in komplett entgegengesetzter Richtung in A5. Auch die zahlreichen Studierendeninitiativen sind alles andere als konzentriert. "Unsere Studienfächer sind teilweise recht vielfältig. Und manchmal ist es kaum mehr möglich in den 15 Minuten Pause, die man hat, von einer Vorlesung rechtzeitig in die andere zu kommen", gibt Puhl zu bedenken. Die Wege seien einfach zu weit. "Wir brauchen einen fußläufigen Campus."
Die philosophische Fakultät käme im Neubau direkt neben dem Schloss unter. Ebenfalls entstünde Raum für die Initiativen, Raum für Sport und - wie der Rektor betont - Platz für neue Hörsäle und Seminarräume. Denn auch diesbezüglich können die Mannheimer nicht aus dem Vollen schöpfen. Vor allem werde es laut Puhl problematisch, wenn Schlosssanierungen anstehen und Säle nicht genutzt werden können.
In diesem Fall müssten zum Teil Räume angemietet werden. Ein Kostenfaktor, der mit den neuen Gebäuden auf dem Friedrichsparkgelände wegfallen würde. "Wir sind in Baden-Württemberg die Uni mit der größten Hörsaalauslastung." Die fünf Gebäude an der Bismarckstraße entlang beinhalten den Plänen zufolge auch einen Erweiterungsbau für Forschung und Lehre. Selbst die eine oder andere Studentenwohnung könnte entstehen, stellt der Unirektor in Aussicht.
Die Mannheimer Architektenkammer kritisiert dagegen in einem offenem Brief die Pläne. Wie daraus hervorgeht, befürchten einige Architekten unter anderem eine städtebauliche Fehlentwicklung. Sie sprechen von einer "ghettoartigen Situation", die durch die Neubauten entstehen würde. Außerdem würden die fünf Gebäude entlang der Bismarckstraße, die die Architekten als Gebäuderiegel auffassen, die Frischluftzufuhr vom Rhein verhindern.
Zudem müssten Bäume im Schlossgarten gefällt werden. Puhl zeigt sich indes verwundert über die Meinung der Architektenkammer: "Es hat doch diesen Wettbewerb zur Gestaltung des Friedrichsparks gegeben. Und der Preis wurde einstimmig vergeben."
Befürchtungen von direkten Anwohnern hingegen könne er verstehen, das sei völlig normal. Aus diesem Grund gab es vor Kurzem auch ein Bürgergespräch. Zum Thema "Gebäuderiegel" fügt der Leiter des Rektoratbüros, Dieter Zinser, hinzu: "Die Anordnung der Gebäude ist bewusst luftdurchlässig." Sie seien kammförmig angeordnet. "Die fünf Gebäude tragen außerdem dazu bei, dass der Park belebt wird", sagt Thomas Puhl.
Aktuell erscheint der Friedrichspark eher unattraktiv und wird von vielen gemieden. Auch würde ein großer Teil der Bäume, die gefällt werden müssten, dem sowieso geplanten Abriss des alten Eisstadions zum Opfer fallen. "Die Entscheidung, was gemacht wird, liegt beim Gemeinderat und nicht bei der Uni", betont der Rektor. Zudem befinde man sich erst in den Rahmenplanungen, es sei noch nichts in Stein gemeißelt. "Wir sind offen für den Dialog. Wir versuchen alle mitzunehmen", bekräftigt Puhl.
Info: Die Baupläne der Universität Mannheim sind am Dienstag, 19. Februar, Thema im Ausschuss für Umwelt und Technik.



