Altstadt-CDU will Feuerwerk verbieten
Vorsitzender Erik Bertram sieht "das reinste Chaos" – Laut Polizei war es aber eher ruhig

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. In der letzten Nacht des Jahres zog es auch in Heidelberg wieder viele Menschen vor die Tür. Unter ihnen war Erik Bertram, der Vorsitzende der CDU Altstadt/Schlierbach. Er verbrachte den Silvesterabend auf der Theodor-Heuss-Brücke. Und für den 31-Jährigen wurde der Jahreswechsel zur Schreckensnacht.
"Auf beiden Seiten der Brücke standen rivalisierende Clans, die sich schon vor Mitternacht gegenseitig mit Raketen beschossen", erklärte Bertram am Neujahrstag im Rahmen einer offiziellen Pressemitteilung. Er sprach darin von brennenden Papierfetzen, die durch die Gegend flogen, und alkoholisierten Jugendlichen, die mit Feuerwerkskörpern auf die Menschenmenge auf der Neckarwiese zielten. "Nahestehende Häuser standen unter Dauerbeschuss und wurden zur Zielscheibe." Auch auf Straßenbahnen sei gezielt geschossen worden. "Es war das reinste Chaos", schilderte Bertram, "das waren Szenen wie auf einem Schlachtfeld." Der Politiker und sein Ortsverband fordern daher nun ein generelles Feuerwerksverbot in der gesamten Heidelberger Innenstadt. "Als Alternative", meinte Bertram, "könnte die Stadt Heidelberg zukünftig ein zentrales Feuerwerk organisieren, vergleichbar mit dem der Schlossbeleuchtung."
Die Polizei teilt Bertrams persönlichen Eindruck allerdings nicht. Dass es im Bereich der Theodor-Heuss-Brücke zu derlei Vorfällen gekommen sei, könne man nicht bestätigen, teilte ein Polizeisprecher der RNZ am Neujahrstag auf Anfrage mit. "Es war keine ruhige Nacht, aber eben auch keine schlimme Nacht", so der Sprecher. Insgesamt sei es kein besonders spektakuläres Silvester gewesen. Diese Ansicht teilte auch Uwe Schrötel, neuer Leiter des Polizeireviers Mitte. Er sagte: "In der Altstadt war es bis Mitternacht sehr ruhig. Danach war zwar in der Tat mehr los, aber nicht so, dass man sagen könnte, das war jetzt ganz heftig."
Von zwei schwerwiegenderen Vorfällen berichtete die Polizei allerdings doch. So sollen in der Neuenheimer Landstraße gegen 1.30 Uhr zwei 18-Jährige mit einer 15- bis 20-köpfigen Gruppe in Streit geraten sein. Dabei wurde einer der 18-Jährigen geschubst und von mehreren Mitgliedern der Gruppe geschlagen. Ein 19-jähriger Begleiter, der dem Opfer zu Hilfe kommen wollte, wurde dabei ebenfalls leicht verletzt. Nicht viel besser erging es einem 18-jährigen Rollstuhlfahrer, der sich in unmittelbarer Nähe des Tatorts aufhielt. Auch er soll von Mitgliedern der Großgruppe angegriffen worden sein und leichte Verletzungen erlitten haben.
Zu einem gewalttätigen Angriff kam es auch in der Bergheimer Straße. Nachdem ein 20- und ein 28-Jähriger den "Moonliner" in Richtung Wieblingen am Betriebshof verlassen hatten, wurden sie von mehreren Mitgliedern einer Gruppe aus etwa zehn jungen Männern "arabischen Aussehens", wie die Polizei mitteilte, attackiert. Die Angreifer traten nach den Köpfen und Oberkörpern der Männer und ließen erst von ihnen ab, als Außenstehende eingriffen. Die Opfer mussten mit Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht werden.