Stadtwerke stehen vor Umbruch
Ins Trinkwassernetz werden Millionen investiert - Ausgliederung von Strom- und Gassparte steht bevor

Die Eberbacher Stadtwerke müssen in den nächsten Jahren einen Umbruch meistern, um ihren Fortbestand zu sichern. Foto: Christofer Menges
Von Christofer Menges
Eberbach. Auf die Eberbacher Stadtwerke kommen große Herausforderungen zu: Der Grundversorger soll umstrukturiert, Strom- und Gasgeschäft in die e.con GmbH ausgegliedert werden. Dazu kommen Investitionen ins Trinkwassernetz in Millionenhöhe. Die Zukunft des über 40 Jahre alten Hallenbads wird diskutiert. Das Eigenkapital ist dünn, die Schulden liegen bei fast 13 Millionen Euro. Dennoch soll, bei gleich bleibenden Strom- und Gaspreisen, nächstes Jahr ein Gewinn von 84.000 Euro erwirtschaftet werden. Wirtschafts- und Finanzplanung der Stadtwerke für 2019 wurden vor Weihnachten im Eberbacher Gemeinderat einstimmig verabschiedet. Im wesentlichen sehen die Sprecher der Fraktionen die Stadtwerke auf dem richtigen Weg.

Jan-Peter Röderer (SPD). Foto: Menges
"Zu kurz gedacht" wäre es, die Gewinne zu maximieren, sagt Jan-Peter Röderer (SPD). Die Stadtwerke könnten nur Fortbestehen und ihre Umstrukturierung meistern, wenn sie auf einen stabilen Kundenstamm bauen könnten. Vielleicht sei durch die derzeitige Strategie sogar ein Ausbau des Kundenstamms möglich. Die geplanten Investitionen erreichten in den nächsten vier Jahren ein Volumen von knapp 23 Millionen Euro. "Dies wird, wenn überhaupt, nicht alleine zu stemmen sein und fremdfinanziert werden müssen." Dazu kämen Verluste von bis zu einer halben Million Euro im Jahr 2022. Der Restrukturierungsprozess sei die einzige Chance, die Stadtwerke erfolgreich weiterzuführen, aber keinesfalls eine Erfolgsgarantie. Auch nach der Umstrukturierung werde man nach neuen Kooperations- und Geschäftsmöglichkeiten suchen müssen.

Peter Wessely (FW). Foto: Menges
"Spannend, aber nicht einfach", wird es laut Peter Wessely (Freie Wähler). Die Stadtwerke seien finanziell nicht auf Rosen gebettet, aber trotzdem auf dem richtigen Weg. "Viel Geld muss investiert werden, um alles zukunftsfähig zu machen." Das Team um Werkeleiter Günter Haag habe sich aber in schwierigen Zeiten als schlagkräftig bewährt. "Wenn die Stadtwerke die Aufgaben auch weiter so angehen, werden sie auch in Zukunft ihre Leistungen für die Bürger anbieten können."

Heiko Stumpf (CDU). Foto: Menges
"Kundenfreundlicher geworden seien die Stadtwerke, sagt Heiko Stumpf (CDU). Der Schuldenberg lasse aber nachhaltiges Wirtschaften nicht mehr zu. Bei der Umwandlung dürfe es keine Probleme geben. Eine Beteiligung fremder Unternehmen müssen sorgsam bedacht und überprüft werden. Die Dauerverlustbringer wie Bäder und Busverkehr müssten budgetiert werden. Für die Entscheidung um die Zukunft des Hallenbads brauche es eine klare Grundlage.
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Christian Kaiser (AGL). Foto: Menges
Die ersten wesentlichen Schritte zur Umsetzung des strategischen Erfolgsprogramms der Stadtwerke seien bereits unternommen, sagt Christian Kaiser (AGL). "Wir sind der Ansicht, dass sich die Stadtwerke hier auf einem guten Weg befinden. Skeptisch sehe die AGL eine finanzielle Beteiligung Dritter, die die Entscheidungshoheit der Stadt einschränken könnte. Das sei nur bei einem beträchtlichen Wachstum des Strom- und Gassektors sinnvoll.
Kritik übte Kaiser an der geplanten Neuanschaffungs eines Busses mit Verbrennungsmotor. Dieser solle unbedingt als Elektro- oder Ergasbus gekauft werden. Bei der Neuordnung der Wasserversorgung müssten die Auswirkungen des Klimawandels gleich mit berücksichtigt werden.
"Ihr Vertrauen ist uns Ansporn", bedankte sich Stadtwerkeleiter Günter Haag für die Zustimmung des Rats zum Wirtschafts- und Finanzplan des nächsten Jahres. Immerhin investierten die Eberbacher Stadtwerke im nächsten Jahr vier Millionen Euro in kommunale Aufgaben. Das sei Wertschöpfung in Eberbach. "Und das soll auch so bleiben", so der Werkeleiter.



