Heidelberger Druckmaschinen

Das neue "Innovationszentrum" bietet viel Raum für Neues

Heidelberger Druckmaschinen eröffnen "Innovationszentrum" im Stammwerk - Rund 1000 Arbeitsplätze in ehemaliger Montagehalle

13.12.2018 UPDATE: 14.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Alle Kreisläufe geschlossen für das neue Innovationszentrum der Heidelberger Druckmaschinen (von links): Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Technologievorstand Stephan Plenz, Entwicklungsleiter Frank Kropp und Entwicklerin Annika Kamper. Fotos: Pfeifer

Von Barbara Klauß

Wiesloch-Walldorf. Hier soll das "neue Heidelberg" entstehen: Am Donnerstag hat der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen sein "Innovationszentrum" (IVZ) im Stammwerk in Wiesloch-Walldorf eröffnet. Einen "Leuchtturm, der seinesgleichen sucht", nannte es Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der zur Feierstunde gekommen war. Das IVZ sei ein Beleg dafür, dass das Unternehmen in der Lage sei, aus Umbrüchen Chancen zu machen.

Vor rund drei Jahren hatte das Traditionsunternehmen den Umzug des Forschungs- und Entwicklungszentrums (FEZ) aus dem Heidelberger Stadtteil Bergheim in eine ehemalige Montagehalle beschlossen. Auf einer Fläche von rund 40.000 Quadratmetern entstanden 13 sogenannte Quartiere mit Büros für je 80 Mitarbeiter, sowie Labore und Fläche für den Versuch. Rund 1000 Mitarbeiter sollen hier Ideen entwickeln und neue Geschäftsfelder entdecken.

Es geht viel um Innovation an diesem Tag. Für den Vorstandsvorsitzenden Rainer Hundsdörfer ist dieses "schöne Gebäude" nicht nur das neue Arbeitsumfeld für Forscher und Entwickler. Für ihn ist es "Ideenschmiede" und "Innovationsfabrik" - ein Schritt auf dem Weg in die digitale Zukunft. Seit seinem Antritt im November 2016 arbeitet er darauf hin, aus dem traditionsreichen Maschinenbauer, der über die Jahre finanziell schwer gelitten hat, ein Hightechunternehmen zu machen. Neben dem Digitaldruck setzt er auf Software für vernetzte Maschinen, auf Datenanalyse und auf neue Geschäftsfelder wie Ladestationen für E-Autos.

Eine neue Arbeitskultur soll im Innovationszentrum herrschen: Neben persönlichen Arbeitsplätzen gibt es überall Teeküchen und Sitzecken, um die Kommunikation zu fördern.

Bei der Feier nun würdigte Ministerpräsident Kretschmann, wie das Unternehmen dem digitalen Wandel begegne und ihn als Chance nutze: "Den Wind kann man nicht ändern, aber Segel anders setzen", sagte er in seinem Grußwort. So stehe das neue IVZ für die Zukunft des Unternehmens und für die der Wirtschaft in Baden-Württemberg. "Wenn wir es schaffen, die IT-Welt an die riesigen Datenmengen anzudocken, können wir in die Champions League aufsteigen", rief Kretschmann in den Saal. Davon sei er im Herzen überzeugt. "Wir müssen die Nase vorn haben, nur dann können wir als Hochtechnologieland und als Hochlohnland bestehen."

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Nun schlage also das Herz des neuen "Heidelberg" in dieser ehemaligen Montagehalle, so Hundsdörfer. Alles ist hier unter einem Dach, von Entwicklung über Produktion bis zu Service und Vertrieb: das soll Wege verkürzen, die Kommunikation verbessern, die Arbeit schneller und effizienter machen. Rund 50 Millionen Euro hat der Konzern dafür investiert. Doch nicht alle waren glücklich, als der Umzug angekündigt wurde. Die Mehrheit sei "hoch verärgert bis entsetzt", hieß es damals. Viele wollten nicht weg aus der Stadt. Auch sorgten sich Mitarbeiter, in der Halle nicht genug Licht zu haben. Der Konzern reagierte, indem er die Fensterfläche etwa verdoppelte.

Rund 200 geladene Gäste und Heideldruck-Mitarbeiter in weißen T-Shirts im Atrium. Unter der Decke sind noch die alten Stahlträger zu sehen.

Die Mitarbeiter hätten gemerkt, dass der Konzern auf ihre Bedenken eingegangen sei, sagte Mirko Geiger, Chef der IG Metall in Heidelberg, am Donnerstag beim Rundgang durch das IVZ. Zwar seien für manche die Glaswände der Büros gewöhnungsbedürftig, vielleicht fehle einigen auch der Blick nach draußen. Auch gebe es noch eine Diskussion über Zugluft; doch dafür könne man eine Lösung finden, so Geiger. "Unsere Erfahrung mit dieser Firma ist, dass sie sich bemüht." Das Ergebnis findet er insgesamt "okay".

Den Weggang des FEZ aus Heidelberg betrachtet Oberbürgermeister Eckart Würzner mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Natürlich bedauern wir das", erklärte er bei der Eröffnungsfeier. "Aber ich halte die Entscheidung für richtig. Und das Unternehmen ist ja für die Region gesichert." Ähnlich formulierte es Landrat Stefan Dallinger, der sich von der "lichtdurchfluteten" Halle "total begeistert" zeigte. Ebenso Bernhard Schreier, der bis 2012 Vorstandsvorsitzender von Heideldruck war: "Es sieht toll aus", sagte beim Rundgang. Eine Veränderung von außen könne tatsächlich neue Ideen, neuen Schwung bringen. "Ich finde es sehr inspirierend, hier durchzulaufen."

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