Kretschmann vom Wieslocher Innovationszentrum "schwer beeindruckt"
Innovationszentrum der Heidelberger Druckmaschinen eingeweiht - Ministerpräsident zu Gast

Der HDM-Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer (re.) begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Pfeifer
Wiesloch/Walldorf. (hds) "Chapeau für diesen Leuchtturm. Das Innovationszentrum ist ein lebendiges und beeindruckendes Beispiel, wie die digitale Zukunft gestaltet wird." Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann besuchte am Donnerstag die Heidelberger Druckmaschinen (HDM) am Stammsitz im Werk Wiesloch-Walldorf. Er attestierte dem Unternehmen bei der Einweihung des Innovationszentrums in der einstigen Montagehalle 10 einen "langen Atem" beim Strukturwandel in der Druckmedienindustrie. "Das ist gewiss kein Pappenstiel, denn sie sind seit fast 170 Jahren auf dem Markt." Er bescheinigte dem Weltmarktführer Durchhaltevermögen, und dies auch in schweren Zeiten. Mit der Neuausrichtung habe man den richtigen Weg für künftiges Handeln gewählt.
Das jetzt auf rund 40.000 Quadratmetern offiziell in Betrieb genommene Zentrum biete eine optimale Gelegenheit, Kommunikation und Teamarbeit verstärkt in den Mittelpunkt zu rücken. Rund 1000 Forscher und Entwickler, bis zum Umzug nach Wiesloch-Walldorf in einem eigenen Komplex in Heidelberg untergebracht, werden künftig Anlaufstelle für die Kollegen aus der Produktion sein, aber auch mit Service und Vertrieb enger kooperieren. Auch Kunden hätten künftig die Gelegenheit, sich vor Ort über die neusten Entwicklungen und Visionen zu informieren.
Hintergrund
Von Barbara Klauß
Wiesloch-Walldorf. Hier soll das "neue Heidelberg" entstehen: Am Donnerstag hat der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen sein "Innovationszentrum" (IVZ) im Stammwerk in
Von Barbara Klauß
Wiesloch-Walldorf. Hier soll das "neue Heidelberg" entstehen: Am Donnerstag hat der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen sein "Innovationszentrum" (IVZ) im Stammwerk in Wiesloch-Walldorf eröffnet. Einen "Leuchtturm, der seinesgleichen sucht", nannte es Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der zur Feierstunde gekommen war. Das IVZ sei ein Beleg dafür, dass das Unternehmen in der Lage sei, aus Umbrüchen Chancen zu machen.
Vor rund drei Jahren hatte das Traditionsunternehmen den Umzug des Forschungs- und Entwicklungszentrums (FEZ) aus dem Heidelberger Stadtteil Bergheim in eine ehemalige Montagehalle beschlossen. Auf einer Fläche von rund 40.000 Quadratmetern entstanden 13 sogenannte Quartiere mit Büros für je 80 Mitarbeiter, sowie Labore und Fläche für den Versuch. Rund 1000 Mitarbeiter sollen hier Ideen entwickeln und neue Geschäftsfelder entdecken.
Es geht viel um Innovation an diesem Tag. Für den Vorstandsvorsitzenden Rainer Hundsdörfer ist dieses "schöne Gebäude" nicht nur das neue Arbeitsumfeld für Forscher und Entwickler. Für ihn ist es "Ideenschmiede" und "Innovationsfabrik" - ein Schritt auf dem Weg in die digitale Zukunft. Seit seinem Antritt im November 2016 arbeitet er darauf hin, aus dem traditionsreichen Maschinenbauer, der über die Jahre finanziell schwer gelitten hat, ein Hightechunternehmen zu machen. Neben dem Digitaldruck setzt er auf Software für vernetzte Maschinen, auf Datenanalyse und auf neue Geschäftsfelder wie Ladestationen für E-Autos.
Bei der Feier nun würdigte Ministerpräsident Kretschmann, wie das Unternehmen dem digitalen Wandel begegne und ihn als Chance nutze: "Den Wind kann man nicht ändern, aber Segel anders setzen", sagte er in seinem Grußwort. So stehe das neue IVZ für die Zukunft des Unternehmens und für die der Wirtschaft in Baden-Württemberg. "Wenn wir es schaffen, die IT-Welt an die riesigen Datenmengen anzudocken, können wir in die Champions League aufsteigen", rief Kretschmann in den Saal. Davon sei er im Herzen überzeugt. "Wir müssen die Nase vorn haben, nur dann können wir als Hochtechnologieland und als Hochlohnland bestehen."
Nun schlage also das Herz des neuen "Heidelberg" in dieser ehemaligen Montagehalle, so Hundsdörfer. Alles ist hier unter einem Dach, von Entwicklung über Produktion bis zu Service und Vertrieb: das soll Wege verkürzen, die Kommunikation verbessern, die Arbeit schneller und effizienter machen. Rund 50 Millionen Euro hat der Konzern dafür investiert. Doch nicht alle waren glücklich, als der Umzug angekündigt wurde. Die Mehrheit sei "hoch verärgert bis entsetzt", hieß es damals. Viele wollten nicht weg aus der Stadt. Auch sorgten sich Mitarbeiter, in der Halle nicht genug Licht zu haben. Der Konzern reagierte, indem er die Fensterfläche etwa verdoppelte.
Die Mitarbeiter hätten gemerkt, dass der Konzern auf ihre Bedenken eingegangen sei, sagte Mirko Geiger, Chef der IG Metall in Heidelberg, am Donnerstag beim Rundgang durch das IVZ. Zwar seien für manche die Glaswände der Büros gewöhnungsbedürftig, vielleicht fehle einigen auch der Blick nach draußen. Auch gebe es noch eine Diskussion über Zugluft; doch dafür könne man eine Lösung finden, so Geiger. "Unsere Erfahrung mit dieser Firma ist, dass sie sich bemüht." Das Ergebnis findet er insgesamt "okay".
Den Weggang des FEZ aus Heidelberg betrachtet Oberbürgermeister Eckart Würzner mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Natürlich bedauern wir das", erklärte er bei der Eröffnungsfeier. "Aber ich halte die Entscheidung für richtig. Und das Unternehmen ist ja für die Region gesichert." Ähnlich formulierte es Landrat Stefan Dallinger, der sich von der "lichtdurchfluteten" Halle "total begeistert" zeigte. Ebenso Bernhard Schreier, der bis 2012 Vorstandsvorsitzender von Heideldruck war: "Es sieht toll aus", sagte beim Rundgang. Eine Veränderung von außen könne tatsächlich neue Ideen, neuen Schwung bringen. "Ich finde es sehr inspirierend, hier durchzulaufen."
"Ich bin schwer beeindruckt", so Kretschmann. Man habe es eben "gemacht", Ideen in die Tat umgesetzt, ideale Arbeitsbedingungen geschaffen und den Weg in die Zukunft nicht nur geebnet, sondern permanent weiterentwickelt. "Sie sind ein wertvolles und wichtiges Vorbild gerade beim Transformationsprozess, frei nach dem Motto ’Wenn Wandel, dann richtig’." Man könne den Wind zwar nicht drehen, aber die Segel richtig setzen. "Sie haben hier im Unternehmen kleine Start-ups geschaffen, die die sich ändernde Kultur sicherlich vorantreiben werden."
Zuvor hatte der HDM-Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer in seiner Begrüßung auf seinen persönlichen Start im Unternehmen vor zwei Jahren verwiesen. "Als ich im November 2016 hier angefangen habe, wurden die ersten Konzepte für dieses Innovationszentrum bereits diskutiert", sie seien dann schrittweise in die Realität umgesetzt worden. In nur zwei Jahren sei es gelungen, die "neue Ideenschmiede" zu verwirklichen. Insgesamt hat das Unternehmen rund 50 Millionen Euro investiert. 26.000 Quadratmeter entfallen auf Büroflächen, die in 13 Quartiere mit jeweils 80 Mitarbeitern aufgeteilt sind. Auf 14.000 Quadratmetern sind Labors und Versuchsflächen angesiedelt. Dort könne nun, so Hundsdörfer, unter idealen Voraussetzungen der "Treibstoff für die Zukunft" entwickelt werden. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, hätten die Heidelberger Druckmaschinen damit Maßstäbe gesetzt, die ihresgleichen suchten. "Wir haben hier eine Innovationsfabrik geschaffen, die unsere führende Marktstellung weiter ausbauen wird."

Die Heidelberger Druckmaschinen haben gestern ihr neues Innovationszentrum im Werk Wiesloch-Walldorf eingeweiht. Auf rund 40 000 Quadratmetern arbeiten hier 1000 Forscher und Entwickler. Foto: Pfeifer
Das Unternehmen habe in seiner Historie bisher über 4000 Patente erfolgreich angemeldet. "Wir stehen also für Fortschritt und Weiterentwicklung und diesen Weg wollen wir weiter intensivieren", so Hundsdörfer. Zudem sieht er das jetzt eröffnete Zentrum als einen "entscheidenden Schlüssel für den kulturellen Wandel" im Unternehmen selbst. Man dürfe Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern müsse sie vielmehr als Chance ansehen. Es gelte, neues Denken zu etablieren, um die Anforderungen der Zukunft zu meistern. "Wir haben hier eine Art Silicon Valley geschaffen", sagte er. In der Halle wird neben den "festen" Arbeitsplätzen auch die Möglichkeit geboten, sich auf anderen Flächen auszutauschen, ein Bistro, Pausenzonen und Kaffeeküchen stehen sowohl Mitarbeitern als auch Gästen zur Verfügung.
In einer kleinen Gesprächsrunde räumte Stephan Plenz, Vorstand Technology, ein, für manche sei der Umzug von Heidelberg nach Wiesloch-Walldorf sicher eine "bittere Pille" gewesen, musste man doch das Domizil im zentrumsnahen Stadtteil Bergheim räumen. "Allerdings bieten wir hier jetzt ein Höchstmaß an Transparenz, genügend Raum für Begegnungen und optimale Schnittstellen zu den anderen Abteilungen."

Auf informativen Rundgängen konnten sich der Ministerpräsident und die rund 200 geladenen Gäste einen Überblick über das neue Innovationszentrum der Heidelberger Druckmaschinen verschaffen. Fotos: Pfeifer
Bei den informativen Rundgängen konnten sich die rund 200 geladenen Gäste, unter ihnen die Wieslocher Rathausspitze mit Oberbürgermeister Dirk Elkemann und Bürgermeister Ludwig Sauer, Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab, Landrat Stefan Dallinger und der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Klein, einen Überblick über das Innovationszentrum verschaffen.

Auf informativen Rundgängen konnten sich der Ministerpräsident und die rund 200 geladenen Gäste einen Überblick über das neue Innovationszentrum der Heidelberger Druckmaschinen verschaffen. Fotos: Pfeifer



