Amtsinhaberin vor der Wahl

"Ich würde gerne Bürgermeisterin von Walldorf bleiben"

RNZ-Interview mit Christiane Staab

19.11.2018 UPDATE: 20.11.2018 06:15 Uhr 5 Minuten, 25 Sekunden

Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab. Foto: Pfeifer

Von Armin Rößler

Walldorf. Am Sonntag, 2. Dezember, findet in Walldorf die Bürgermeisterwahl statt. Christiane Staab, seit acht Jahren im Amt, hat schon Anfang des Jahres erklärt, dass sie erneut kandidiert. Im Interview mit der RNZ blickt die Bürgermeisterin auf ihre bisherige Amtszeit zurück und richtet den Blick auf kommende Aufgaben.

RNZ: Frau Staab, warum sollten die Walldorfer am 2. Dezember das Kreuz bei Ihrem Namen machen?

Christiane Staab: Alle Versprechen, mit denen ich vor acht Jahren angetreten bin, habe ich gehalten. Ich habe versprochen, dass ich eine Bürgermeisterin für die Bürger sein werde, die Nähe der Bürger suche - und dass alle immer herzlich eingeladen sind, zu mir zu kommen, wenn sie ein Anliegen haben. Ich habe die Bürgersprechstunde eingeführt, die bis heute rege besucht wird, und habe mit dem Gemeinderat gut, konstruktiv und sehr zielorientiert zusammengearbeitet. Das hat aus meiner Sicht deshalb gut funktioniert, weil ich immer versucht habe, alle an einen Tisch zu holen.

Hintergrund

Christiane Staab wurde vor acht Jahren zur Bürgermeisterin in Walldorf gewählt. Damals erzielte sie im ersten Wahlgang unter sechs Bewerbern mit 48,6 Prozent das beste Ergebnis und setzte sich dann bei der Neuwahl mit 57,59 Prozent gegen den letzten

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Christiane Staab wurde vor acht Jahren zur Bürgermeisterin in Walldorf gewählt. Damals erzielte sie im ersten Wahlgang unter sechs Bewerbern mit 48,6 Prozent das beste Ergebnis und setzte sich dann bei der Neuwahl mit 57,59 Prozent gegen den letzten verbliebenen Konkurrenten Henrik Bubel durch. Sie ist 50 Jahre alt und Mutter von vier Kindern. Nach dem Abitur hat Christiane Staab Rechtswissenschaften an der Universität Mannheim studiert und mit dem ersten juristischen Staatsexamen abgeschlossen. Darauf folgten das Referendariat am Landgericht Karlsruhe und das zweite juristische Staatsexamen. Sie war für die CDU elf Jahre lang im Karlsruher Stadtrat und von 2005 bis 2010 Vorsitzende des Landeselternbeirats. Seit 2014 sitzt sie für die CDU im Kreistag. (rö)

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Vergangenes Jahr hat die Gerüchteküche Sie mit dem OB-Amt in Weinheim in Verbindung gebracht. Haben Sie denn mit dem Gedanken gespielt, Walldorf den Rücken zu kehren?

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Nein, überhaupt nicht.

Vor acht Jahren haben Sie sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, die Wohn- und Lebensqualität in Walldorf zu verbessern. Haben Sie das Ziel erreicht?

Wir haben Walldorf-Süd relativ schnell komplett aufgesiedelt und dort ein Wohnquartier geschaffen, in dem sich junge Familien sehr wohlfühlen. Wir haben den sozialen Wohnungsbau vorwärtsgetrieben und da Beachtliches geschaffen. Wir haben das Bildungs- und Betreuungssystem an den Schulen und Kindergärten ausgebaut. Wir haben mit der Ganztagsschule ein tolles Projekt geschaffen, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich lebbar werden lässt. Wir haben die Vereinsförderung sehr ernst genommen, weil Vereine identitätsstiftend für unsere Stadt sind. Wir haben die Freizeit- und Sportanlagen im Norden modernisiert und ausgebaut, das neue Hallenbad gebaut, das komplette Freibadgelände neu strukturiert. Auch der Wunsch vieler Menschen, nach Walldorf zu ziehen, drückt aus, dass man hier gut leben kann.

Sie wollten außerdem den Wirtschaftsstandort Walldorf sichern. Da geht es auch, aber nicht nur um die SAP und ihre Gewerbesteuer-Millionen.

Wir haben mit der Innowerft das Gründerzentrum geschaffen, um jungen Unternehmensgründern zu helfen. Wir haben mit John Deere und Promega weltweit agierende Unternehmen nach Walldorf geholt. Wir haben viele Eröffnungen von Einzelhandels-, kleinen und mittleren Unternehmen feiern dürfen und auch viele Jubiläen gefeiert - es ist mir wichtig, der Einladung von Gewerbetreibenden zu folgen. Die Messe Walldorf ist ein tolles Podium für viele Unternehmen. Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel, haben ein Förderprogramm zu dessen Stärkung aufgelegt. Mir ist es wichtig, immer wieder klar zu signalisieren: Die SAP ist standortsichernd, aber wir wollen und müssen uns breiter aufstellen. Wir haben viele Menschen, die in anderen Bereichen arbeiten, auch diese sollen Arbeitsplätze hier vor Ort finden.

Auch die Jugend liegt Ihnen am Herzen. Was wurde getan, was muss - Stichwort Krawalle an Halloween 2017 - noch getan werden?

Wir tun uns als Kommunen leicht, für Kinder Angebote zu machen, bei Jugendlichen merken wir aber, dass eher die pädagogikfreie Zone gesucht wird. Wir haben das Jugendforum durchgeführt und werden es fortführen. Das ist interessenbezogen, damit erreichen wir Jugendliche niederschwellig. Auch einem Jugendgemeinderat würde ich mich nicht verschließen, wenn der Wunsch kommt.

Thema Halloween: Das hat nicht an mangelnden Angeboten der Stadt gelegen. Wir haben da eine Situation, die sich aus verschiedenen Gründen über einen längeren Zeitraum verhärtet hat und unentschuldbar eskaliert ist. Wir hatten das nicht vorhergesehen, es gab auch keine Anzeichen. Wir hatten Störungen, wir haben laute Jugendliche, Jugendliche, die Alkohol konsumieren, die auch Drogen nehmen. Die hat aber jede andere Gemeinde auch. Warum es dann bei uns plötzlich so aus den Fugen geraten ist, kann eigentlich niemand erklären. Wir haben darauf massivst reagiert, mit Platzverweisen, mit Aufenthaltsverboten. Dazu kam massiv Polizeipräsenz in der Stadt, wir haben den Gemeindevollzugsdienst aufgestockt und die mobile Jugendarbeit umstrukturiert. Dann haben wir auch gute Programme gestrickt: Wir haben ein erfolgreiches Antiaggressionstraining veranstaltet und die Öffnungszeiten des Jump ausgedehnt.

Der Vorfall hat eine Diskussion um das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung ausgelöst. Wie hat sich das seither entwickelt?

Wir haben wenige Auffälligkeiten im Moment und wir haben viele Rückmeldungen bekommen, dass die Situation für die Bürger spürbar angenehmer geworden ist. Im Bereich der Neuen Sozialen Mitte müssen wir immer wieder wachsam sein. Natürlich treffen sich da Jugendliche, sie brauchen ja auch Räume und in einer so engen Stadt wie unserer ist es schwer, Freiräume zu finden, wo sie niemanden stören und trotzdem stadtnah sind. Da muss ich bei allen auch um ein bisschen Verständnis werben. Wir haben auch an einzelnen Stellen, wo wir durch Bürger zum Beispiel auf mangelnde Beleuchtung hingewiesen worden sind, nachgearbeitet.

Mit Blick zurück auf acht Jahre im Amt: Auf welche Maßnahmen sind Sie besonders stolz? Wie fällt ihr Resümee aus?

Was für mich wunderbar ist: Wenn ich durch die Stadt laufe, kennen mich die Leute, sie grüßen mich, kommen auf mich zu und sagen: "Frau Bürgermeisterin, schön, dass ich Sie sehe, ich habe da mal eine Frage." Alle wissen genau, sie können mich jederzeit ansprechen. Dieses Vertrauen in acht Jahren aufzubauen, da bin ich stolz drauf.

Ein Thema, das den Bürgern auf den Nägeln brennt, ist der Verkehr in und um Walldorf. Was wollen, was können Sie als Bürgermeisterin hier bewegen?

Verkehr ist nicht überall gleich. Den Berufsverkehr können wir nicht alleine abwickeln, dafür brauche ich die Unternehmen, die Straßenverkehrsbehörden, die Bahn, den VRN. Für das ganze Thema Pendlerverkehr brauche ich ein breites Bündnis und da haben wir jetzt den Mobilitätspakt geschlossen. Das ist keine Worthülse, sondern ist ein Bekenntnis, dass wir es nur zusammen schaffen. Den Straßenbau haben wir vorwärtsgetrieben, die Landesstraße L723 ist als Gesamtmaßnahme wieder im Verkehrswegeplan, da kann es weitergehen. Aber nur neue Straßen werden auf Dauer nicht reichen, wir brauchen auch alternative Mobilität. Da kann man zum Beispiel über eine Straßenbahn nachdenken.

An den innerstädtischen Verkehr müssen wir ran und werden erstmalig Luftmessungen durchführen und versuchen, Temporeduktionen auf der Nußlocher- und Bahnhofstraße beim Landratsamt durchzusetzen. Natürlich müssen wir uns alle selber fragen: Wie sieht denn mein ganz individueller Autogebrauch aus? Die schiere Masse der Autos und der ruhende Verkehr sind ein Problem, weil man das Gefühl hat, man erstickt in Autos. Wir haben alle eine Idee davon, wie toll das wäre, wenn wir nicht so viele Autos in der Stadt haben, aber es hat uns noch niemand ein funktionierendes Konzept dafür geliefert, wie wir das in der Praxis hinkriegen.

Welche weiteren wichtigen Themen haben Sie für die kommenden acht Jahre auf Ihrer Agenda?

Beim Thema Feuerwehrhaus müssen wir im Sinne der Feuerwehr zeitnah zu Lösungen kommen. Wir brauchen ein zusätzliches Pflegezentrum, um Menschen mit demenziellen Veränderungen ihren Ansprüchen entsprechend zu pflegen, und uns fehlen auch eine Tagespflege sowie Kurzzeitpflegeplätze. Die Kombination wäre ideal. Wir müssen den Mobilitätspakt mit Leben füllen. Aufrechterhalten möchte ich meine Begegnung mit den Bürgern. Das hat mir unglaublich viel gegeben und die Bürger schätzen es sehr. Wir müssen das Thema Jugendpartizipation in eine tragfähige Struktur überführen. Die Förderung von Vereinen haben wir bisher gut gemacht und werden das auch in Zukunft gut machen. Für einen Ehrenamtsbeauftragten würde ich mich einsetzen, damit wir zur Stärkung der Vereine aktiver werden. Auch müssen wir die Ganztagsschule im weiterführenden Bereich vorwärtsbringen.

Wird Ihre Kandidatur erneut von der CDU unterstützt? Und hat es Sie überrascht, dass die anderen Parteien sich für einen anderen Kandidaten entschieden haben?

Ja, das hat mich echt total überrascht und es hat mich auch völlig aus heiterem Himmel getroffen. Ich habe die CDU nicht um Unterstützung angefragt und ich bin nicht die Kandidatin der CDU. Ich habe niemanden um Unterstützung angefragt, um mir weiter meine Unabhängigkeit zu bewahren. Ich bin CDU-Mitglied, aber das führt nicht zu einer Sonderrolle für diese Partei. Ich habe mit allen Fraktionen gut und konstruktiv zusammengearbeitet.

Mit welchem Ergebnis wären Sie am Wahlabend zufrieden?

Ich würde gerne Bürgermeisterin von Walldorf bleiben. Ich habe mich mit meiner Familie hier in Walldorf wunderbar eingelebt, wir haben hier Wurzeln geschlagen und die Kinder sind in vielen Vereinen unterwegs. Ich möchte einfach, wie ich das die ganzen acht Jahre war, die Bürgermeisterin für alle sein.

Frau Staab, vielen Dank für das Gespräch.

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