1899 Hoffenheim verteilt drei Gastgeschenke (plus Fotogalerien)
Beim verrückten 3:3 gegen Olympique Lyon geben die "Nagelsmänner" trotz der Widrigkeiten nicht auf

Von Joachim Klaehn
Sinsheim. In einer packenden, total verrückten Partie gelang der TSG 1899 Hoffenheim am späten Dienstagabend - wiederum - nicht der herbeigesehnte erste Champions-League-Sieg in der Vereinsgeschichte. Noch fataler: "Hoffe" verteilte beim 3:3 (1:1) gegen Olympique Lyon insgesamt drei Gastgeschenke, womit die Chancen auf den anvisierten Achtelfinal-Einzug auf ein Minimum gesunken sind. Dem Kraichgauklub reichte nicht einmal ein Doppelpack von Andrej Kramaric (33., 47.), der mit zwei starken individuellen Szenen erst für das zwischenzeitliche 1:1 und kurz nach dem Seitenwechsel gar für das 2:1 der Blauen gesorgt hatte.
Das TSG-Trainerteam schenkte dem algerischen Nationalspieler Ishak Belfodil, der von 2008 bis 2012 die Farben von Olympique trug, wie bereits beim Heimdebüt gegen Manchester City (1:2) das Vertrauen. Der 26-Jährige hatte gegen den Gruppenfavoriten nach nur 44 Sekunden zur Führung eingenetzt - ein gutes Omen? "Das Spiel wird nicht einfach", prognostizierte Belfodil, "aber jede Mannschaft, auch Lyon, hat Schwächen." Stimmt. Leider konnte der TSG-Sturmtank diese nicht effizient genug nutzen …
Insgesamt drei Veränderungen nahm Hoffenheim vor. Akpoguma, Szalai und Belfodil rückten gegenüber dem 3:1 beim 1. FC Nürnberg für Adams, Joelinton und Nelson in die Startformation.
Zu Beginn machten die Südostfranzosen gleich mächtig Dampf. Nach einer tollen Kombination und dem Hackentrick von Ndombélé hatte Bertrand Traoré die Chance zum 0:1 (3.), doch er setzte seinen Linksschuss aus aussichtsreicher Position neben den kurzen Pfosten. Wenige Minuten danach warf sich Akpoguma heldenhaft in den Ball gegen den heranstürmenden Aouar (8.).
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Gut, dass sich die Hoffenheimer aus dieser ersten Drangperiode der Gäste sukzessive befreien konnten. Und ihrerseits zu Gelegenheiten kamen: In der 18. Minute flankte Schulz, OL-Keeper Lopes brachte die Fingerspitzen vor Szalai dran, Belfodil schoss drüber; zwei Minuten später steckte Kramaric auf Szalai durch, der quer nach innen legte, doch erneut Belfodil verfehlte knapp.
Bitter dann der fatale Patzer von Kapitän Kevin Vogt, der den Ball nach einem Baumann-Abstoß an der eigenen Strafraumgrenze leichtfertig vertändelte, so dass Traoré den TSG-Torhüter umkurven und zum 0:1 (27.) einschieben konnte.
Hoffenheim steckte diesen Nackenschlag weg. Grillitschs gefühlvoller Heber landete bei Kaderabek, dieser köpfte von rechts nach links, Lyons Denayer fälschte noch ab, Kramaric stand freilich goldrichtig, nahm den Ball mit der Brust an und zimmerte ihn eiskalt zum 1:1 (33.) in die Maschen. Der Ausgleich gab den Hausherren Sicherheit. Sie spielten weiter mutig und schnörkellos nach vorne und wären beinahe bei Belfodils Volleyabnahme (38.) mit dem zweiten Treffer belohnt worden. Dies vereitelte jedoch der reaktionsschnelle Lopes mit dem linken Arm auf der Torlinie.
Geradezu simpel entstand die Führung aus einer Einwurfsituation: Demirbays Bananenflanke fand wiederum Kramaric als Abnehmer, Traoré verschätzte sich im Fünf-Meter-Raum - Annahme mit der Brust, kurze Finte und rein ins kurze Eck zum 2:1 (47.). Die TSG schien auf Erfolgskurs zu sein. Erlaubte sich unterdessen zwei weitere Aussetzer - beim 2:2 von Ndombélé (59.) aus spitzem Winkel sah Oliver Baumann unglücklich aus, beim 2:3 von Depay (67.) leistete Akpoguma mit seinem Stellungsfehler Schützenfehler.
Hintergrund
So spielten sie:
Baumann: Das Anspiel auf Vogt vorm 0:1 war nicht seine beste Wahl. Und den zweiten Treffer der Franzosen verhindert er an einem guten Tag.
Akpoguma: Rettete früh spektakulär und war voll auf
So spielten sie:
Baumann: Das Anspiel auf Vogt vorm 0:1 war nicht seine beste Wahl. Und den zweiten Treffer der Franzosen verhindert er an einem guten Tag.
Akpoguma: Rettete früh spektakulär und war voll auf Ballhöhe - bis er das 2:3 verschuldete. Tragisch.
Vogt: Schoss den Bock des Abends und hätte kurz vor Schluss zum Ausgleich einköpfen müssen. Ein gebrauchter Abend für den Kapitän.
Bicakcic: Einmal mit einer Halbchance. Seine Leistung geht in Ordnung.
Kaderabek: Glänzend auf rechts unterwegs. Einfach stark.
Schulz: Der Kaderabek auf der linken Seite.
Grillitsch: Starker Gestalter mit vielen guten Pässen. Was er macht, hat Hand und Fuß.
Belfodil: Chancentod. Aber immer anspielbar und ein Unruheherd.
Demirbay: Wollte was reißen, gelang ihm vor der Pause zu selten. Schlug die Flanke auf Kramaric bei dessen 2:1.
Kramaric: Zwei Tore vom kroatischen Vizeweltmeister - er hätte aber auch dreimal treffen können.
Szalai: Warf sich vorne rein. Auch wenn er nicht traf - bekam Applaus bei seiner Auswechslung.
Joelinton: Kam nach einer Stunde und wurde zum gefeierten Helden.
Nelson: Kam etwas später.
Zuber: Letzte Einwechslung von Nagelsmann. awi
Als die Felle davonzuschwimmen drohten, bugsierte Joelinton (90.) doch noch den Ball zum 3:3 in den Kasten von Lyon.
Es passte zu diesem verrückten Match. "Hoffe" spielte erneut prima, belohnte sich aber wie gegen Donezk (2:2) und ManCity (1:2) nicht für den Aufwand. Das "alte" Malheur in der für die TSG "jungen" Königsklasse …
Hoffenheim: Baumann - Akpoguma, Vogt, Bicakcic (73. Nelson) - Kaderabek, Grillitsch, Schulz - Demirbay, Kramaric - Szalai (60. Joelinton), Belfodil (80. Zuber).
Lyon: Lopes - Tete, Marcelo, Denayer, Mendy - Ndombélé - Tousart, Aouar - Traoré (90. Cheikh), Depay (81. Dembélé), Terrier (82. Ferri).
Schiedsrichter: Mallenco (Spanien); Tore: 0:1 Traoré (27.), 1:1 Kramaric (33.), 2:1 Kramaric (47.), 2:2 Ndombélé (59.), 2:3 Depay (67.), 3:3 Joelinton (90.); Zuschauer: 24.500 ; Beste Spieler: Kaderabek, Grillitsch, Kramaric - Lopes, Ndombélé.