Schiedsrichter-Vereinigung Buchen

Notstand an der Pfeife

Es fehlt das Personal - Schiedsrichter-Obmann im Interview

27.08.2018 UPDATE: 28.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Felix Beuchert

Buchen. (js) Die Lage stufen die Verantwortlichen nicht mehr als angespannt, sondern bereits als dramatisch ein - und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die Schiedsrichter-Vereinigung des Fußballkreises Buchen pfeift - salopp gesagt - aus dem letzten Loch. Am vergangenen Spieltag konnten ein A- und ein B-Klassenspiel nicht mit Schiedsrichtern besetzt werden.

Die Vereine einigten sich auf "Aushilfs-Unparteiische", damit überhaupt gespielt werden konnte. Zudem wurden in der Kreisliga sowie Kreisklasse A und B insgesamt 14 Begegnungen nur ausgetragen, weil Schiedsrichter von der Jagst-Kocher-Vereinigung und aus dem Württembergischen Verband die Lücken schlossen. Buchens Schiedsrichter-Obmann Felix Beuchert (31), seit 2011 selbst mit der Pfeife unterwegs, spricht deshalb von einer dramatischen Lage, die sich in absehbarer Zeit nicht ändern wird.

"Als ich vor sieben Jahren mit dem Pfeifen begonnen habe, hatte die Buchener Schiedsrichter-Vereinigung noch 110 Unparteiische, jetzt sind es 74, von denen nur rund 30 einsetzbar sind. Es ist bereits fünf nach zwölf."

Herr Beuchert, als Sie vor drei Jahren das Amt des Schiedsrichter-Obmanns im Fußballkreis Buchen übernahmen, ahnten Sie damals schon, was auf Sie zukommen würde.

Beuchert: "Ja, auf die Schiedsrichter-Problematik wurde bereits in den 70er-Jahren hingewiesen. Wir improvisieren seither bei der Besetzung der Fußballspiele mit Schiedsrichtern, und das auch einigermaßen erfolgreich. Nur jetzt sind wir auf der letzten Kante unterwegs. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die Folgen zeichnen sich immer deutlicher ab."

Auch interessant
Schiedsrichter-Vereinigung Buchen: Sieben neue Schiedsrichter sind nicht genug
Buchen: Keine frohen Botschaften bei der Schiedsrichtervereinigung
Schiedsrichtermangel: JVA Adelsheim leistet Abhilfe
Schiedsrichtermangel: Es wird eng im Fußballkreis Buchen

Was meinen Sie damit?

"Die Seriosität einer Meisterschaftsrunde gerät in Gefahr. Man muss sich nur vorstellen, die Saison neigt sich ihrem Ende entgegen und Spiele, die für die Meisterschaft oder den Abstieg noch von Bedeutung sind, laufen ohne Schiedsrichter ab."

Hätten nicht benachbarte Schiedsrichter-Vereinigungen ausgeholfen, wären bereits am vergangenen Wochenende annähernd die Hälfte der Spiele auf Kreisebene im Fußballkreis Buchen nicht mit Schiedsrichtern besetzt worden. Warum sind die benachbarten Schiedsrichter-Vereinigungen dazu in der Lage?

"Unsere Nachbarn haben den Vorteil, dass sie in der Nähe von Ballungszentren angesiedelt sind, die mit attraktiven Arbeitsplätzen punkten können. In unserem ländlichen Raum ist es häufig so, dass junge Schiedsrichter aus beruflichen Gründen den Kreis verlassen und für die Schiedsrichter-Vereinigung damit verloren gehen."

Der Badische Fußballverband denkt darüber nach, mit erhöhtem Bußgeld zu reagieren. Vereine, die das Schiedsrichter-Soll nicht erfüllen, werden verstärkt zur Kasse gebeten. Halten Sie diese Vorgehensweise für richtig?

"Ich bin eher dafür, das Schiedsrichterwesen attraktiver zu präsentieren. Von der Bundesliga bis zur B-Klasse leisten die Schiedsrichter Woche für Woche solide Arbeit. Herausgehoben werden aber immer die unglücklichen Schiedsrichter-Entscheidungen. So entsteht in der Öffentlichkeit ein schiefes Bild von unserer Vereinigung. Auch sollten Vereine und Zuschauer ihr Verhalten gegenüber den Schiedsrichtern überdenken."

Welche Möglichkeiten haben Sie als SR-Obmann, um den Schiedsrichter-Notstand zu beheben?

"Nur begrenzte Möglichkeiten. Die Schiedsrichter-Vereinigung Buchen verstärkt die Eigenwerbung und appelliert an die Vereinsvertreter, in ihren Reihen nach geeigneten Kandidaten zu suchen. Die Schiedsrichtervereinigungen bilden jedes Jahr in mehreren kostenlosen Lehrgängen Neulinge aus. Fußballbegeisterte ab zwölf Jahren können teilnehmen. Im Kreis Buchen ist für dieses Jahr noch ein Neulingskurs geplant. Den genauen Termin werde ich mit den Interessenten abstimmen. Ansonsten werden wir weiter den Mangel verwalten müssen."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.