Keine frohen Botschaften bei der Schiedsrichtervereinigung
Jahreshauptversammlung der Schiedsrichtervereinigung Buchen: Schiri-Anzahl rückläufig

Ehrungen für langjährige Tätigkeit und meiste Spieleinsaätze bei der JHV der Schiedsrichtervereinigung Buchen, durchgeführt von Obmann Felix Beuchert (3. v. r.), mit Kreis- und Fußballkreisvorsitzendem Klaus Zimmermann (3. v. l.) auf Verbandsebene. Foto: C. Hagenbuch
Götzingen. (chh) "In allen Bereichen noch Luft nach oben". So lautete unsere Schlagzeile zur Jahreshauptversammlung 2013 der Schiedsrichtervereinigung (SRVgg) Buchen. Jetzt, fünf Jahre später, zur Versammlung im Vereinsheim des TSV Götzingen am vergangenen Montagabend, muss festgehalten werden: Es sind weiterhin keine frohen Botschaften, die verkündet wurden.
"Angesichts der derzeitigen Situation und daraus abgeleitet der absehbaren Entwicklung, sehe ich in den nächsten zwei, drei Jahren deutliche Auswirkungen auf den Spielbetrieb im Kreis zukommen", verdeutlichte Felix Beuchert im Anschluss an seinen Jahresbericht die Lage. Was der Schiedsrichter-Obmann damit ansprach, lässt sich anhand einiger Zahlen und Fakten nachvollziehen: Gemäß Spielordnung ergibt sich für den Fußballkreis eine Soll-Berechnung von 167 Schiedsrichtern (SR). Tatsächlich verfügt Buchen aber nur über 61 Referees, und davon sind neun aus den grenznahen Vereinen Krautheim und Gommersdorf im Württembergischen aktiv. Das ergibt ein Fehl von 113 SRs, somit rund zwei Drittel des Solls. 102 Fehlende waren es 2013.
Insgesamt hatte die SRVgg zum Jahresende 74 aktive Mitglieder. Im Vorjahr waren es noch 84, 2013 noch 88, einige Jahre davor noch 110. Insgesamt 20 Vereine stellen überhaupt keinen gemeldeten SR (2013: 13). Aus damals fünf Über-Soll-Vereinen wurden inzwischen zwei. Wenig erfreulich auch der von Beuchert wiederholt angesprochene "Werteverfall, der sich seit dem Vorjahr verschärft hat. Es genügt beileibe nicht mehr, ein Spiel anhand guter Regelauslegung zu leiten. Vielmehr muss der Schiedsrichter immer öfter als Moderator, Krisenmanager sowie im Bereich der Gewaltprävention agieren, um den reibungslosen Spielablauf zu gewährleisten. Diese Entwicklung gibt mir persönlich schwer zu denken, da es nicht sein kann, dass Schiedsrichter immer wieder zur Zielscheibe emotionaler Frustattacken werden, sei es von Spielern, Offiziellen oder Zuschauern."
Auch intern bestehen Potenziale zur Verbesserung, wie in den weiteren Berichten der Ressorts Lehrarbeit, Spieleinteilung und Jung-SR-Gruppe deutlich wurde. Schwach besuchte Lehrabende, geringe Nutzung der Online-Angebote, noch nicht komplett absolvierte Schulungen auf das aktuelle Niveau, teils fehlende Leistungsprüfungen. "Damit ist der Ärger auf dem Platz eigentlich vorprogrammiert". Bei insgesamt 600 Spielrückgaben im Jahr 2017, davon einmal rekordverdächtige 17 Minuten vor Spielbeginn, zeigen sich zudem auch deutliche Risse bei Motivation und Ernsthaftigkeit in Ausübung der SR-Tätigkeit.
Der Mangel an zur Verfügung stehenden Schiedsrichtern führten bereits dazu, dass Spiele nicht besetzt werden konnten. Beispiel war im Kreis etwa die A-Klasse-Partie VfB Altheim - SpG Adelsheim/Oberkessach, welche erst in einem zweiten Nachhol-Anlauf unter der Woche besetzt werden konnte. Die seither bestehende Möglichkeit, SRs aus benachbarten Kreisen zur Unterstützung heranzuziehen, wird sich zukünftig so wohl nicht mehr bieten, denn auch diese haben zunehmend mit ähnlichen Verwerfungen zu kämpfen.
Das Ringen um eine Besetzung ist übrigens längst nicht nur in der B-Klasse gefordert, sondern hat bereits die Lan desliga Odenwald erreicht. Ob der Vorschlag von Senioren-Einteiler Thomas Mistele zur Erhöhung der Geldstrafen - und bis hin zum Punktabzug - für die Vereine der richtige Weg ist? Jedenfalls ist die Herangehensweise der jungen Schiedsrichter eine andere als die der alten Hausdegen, die laut Beuchert "immer noch das Rückgrat des Spielbetriebs bilden". Doch die Altersstufen ab 50 Jahre werden nur noch von 20 SRs vertreten.
Die SRVgg will als Ziel im kommenden Jahr 25 neue Jungschiris gewinnen, nach 18 in 2017. Dem Nachwuchs soll durch Paten und Mentoren unter die Arme gegriffen werden. Es wird sich zeigen, ob das gelingt. Die Anforderungen des bfv jedenfalls, auch an die Ausschüsse, steigen permanent, wie mehrere Stimmen auf der Versammlung ergaben. Bei Vollzeitbeschäftigen seien diese im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements nicht immer zu erreichen. Gefordert werden sie allerdings von Hauptamtlichen aus der Karlsruher Geschäftsstelle.
Bei allen unerfreulichen Umständen des Abends sollen aber auch die positiven Begleiterscheinungen, in Form von Ehrungen auf Verbands- und Kreisebene, nicht vergessen werden.
Ausgezeichnet für langjährige SR-Tätigkeit wurden:
40 Jahre: Günter Walzer (SpVgg Berolzheim), Siegbert Breitenbach (VfR Gommersdorf)
35 Jahre: Reiner Apfelbacher (TV Hardheim)
20 Jahre: Manfred Zier (TSV Merchingen), Timo Noe (FV Laudenberg)
10 Jahre: Christian Metzger (TSV Rosenberg).
Für die meisten Spieleinsätze: Thomas Mistele (TSV Oberwittstadt) - 122, David Schiffmacher (Eintracht Walldürn) - 101, Reiner Apfelbacher (TV Hardheim) - 92, Tobias Geiger (FC Donebach) - 87, Felix Beuchert (SV Wettersdorf/Glashofen) - 86.



