Mehr Geld erfordert mehr Leistung
Jährliche Subvention der Stadt auf 7,25 Millionen Euro erhöht - Vorgaben für Besucherzahlen gesenkt

Eine der erfolgreichsten Inszenierungen der letzten Saison am Theater Heilbronn: "Ein Volksfeind" von Ibsen. Foto: Theater Heilbronn
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Wie genau das funktionieren soll, hat niemand erklärt: Das Theater Heilbronn erhält innerhalb einer neuen Budgetvereinbarung für die nächsten fünf Jahre ab 2019 einen jährlichen Zuschuss der Stadt über 7,25 Millionen Euro (bisher 6,6 Millionen). Gleichzeitig wird es verpflichtet, die Einnahmen zu erhöhen - und zwar um eine Million von derzeit 5,3 auf 6,3 Millionen Euro und das bei Senkung der Besuchersollzahl pro Spielzeit von 165.000 auf 160.000 Gäste.
Das Ganze begleitet vom Wunsch, die Auslastung möge so hoch wie bisher bleiben. Die 77,5 Prozent stellen einen Spitzenwert in der Theaterlandschaft dar, auch wenn sie nicht an jene der Ära von Intendant Wagner heranreichen. Der Beschluss des Gemeinderates dazu ging mit zwei Gegenstimmen durch. Zum städtischen Zuschuss kommt noch der des Landes von knapp vier Millionen Euro - das Theater Heilbronn gehört zu den acht Bühnen des Landes, die einen solchen erhalten.
Es kommt auf den Standpunkt an, von dem aus man die finanzielle Situation des Theaters betrachtet. Das sind zum einen Hunderttausende Euro für die in den letzten Jahren notwendigen Sanierungsmaßnahmen und 5,2 Millionen Euro für eine Probebühne nach höchstem Standard, die für grundsätzliche Zweifler an der Bedeutung einer solchen Einrichtung viel sind.
Wohl auch deshalb betonte FDP-Stadtrat Nico Weinmann so sehr die "Kultur als Bürgerrecht", wogegen für Pro-Heilbronn-Stadtrat Alfred Dagenbach die plus/minus 40 Euro, die auf jedem Stuhl des Theaters liegen, bevor sich einer daraufsetzt, mehr zählen als jeder Bildungsauftrag.
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Grünen-Fraktionschefin Susanne Bay ist skeptisch, ob man die Erwartungen an die Zuschauerzahlen erfüllen kann. Das klang auch in Weinmanns Einlassung, sich noch mehr um junges Publikum zu bemühen, an.
Allerdings hat hier das Theater Heilbronn schon fast alle Möglichkeiten ausgereizt. Das Jugendtheater "BOXX" zählte in der vergangen Spielzeit 30.000 Besucher, dazu kamen noch etliche andere Formate. Auch Oberbürgermeister Harry Mergel sieht hier noch "Luft nach oben".
Dass man aber die Heilbronner Studentenschaft wie die Hunde zum Jagen ins Theater tragen muss, dafür reicht ein beliebiger Blick ins Publikum bei einer beliebigen Aufführung.
Dabei ist die Abo-Struktur inzwischen so flexibel, dass sie auch für Studenten attraktiv sein müsste. Hier zeigt es sich, dass die Studienlandschaft in Heilbronn keinerlei geisteswissenschaftliche Ausrichtung hat.
Als das Theater Heilbronn im letzten Jahr beschloss, seine künstlerischen Mitarbeiter, vor allem die Schauspieler, übertariflich zu bezahlen, gab es viel Lob. Beim Auffangen tariflicher Personalkostensteigerungen wird es, so die neue Budgetvereinbarung, beim Alten bleiben, das heißt die über zwei Prozent hinausgehenden Kosten wird weiterhin die Stadt übernehmen.
CDU-Stadträtin Gisela Käfer lobte das Kostenmanagement des Theaters. Dabei sollte man allerdings auch die Personalstruktur im Blick haben. Die wurde gerade in der oberen Ebene verschlankt, beziehungsweise auf "Freie" und "Saisonarbeiter" umgestellt. Aber auch dafür bekam das Theater Lob im Gemeinderat.