Möckmühl

"Der Countdown läuft" - Das Krankenhaus schließt Ende September

Das Gebäude soll zum Gesundheitszentrum umgewandelt werden – Zulassungsausschuss gab grünes Licht – Regelung Sonderbedarfssitz ermöglicht die Zulassung

12.08.2018 UPDATE: 13.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

Der Countdown läuft, das Aus für das Krankenhaus Möckmühl rückt näher. Nachdem die Innere Abteilung der örtlichen SLK-Klinik bereits im Mai geschlossen wurde, soll Ende September nun auch die chirurgisch-orthopädische Abteilung schließen. Fotos: Anita Ludwig

Von Anita Ludwig

Möckmühl. Es geht voran, oben auf dem Berg, der von den meisten Möckmühlern in der Vergangenheit der "Krankenhausbuckel" genannt wurde. Nachdem die Innere Abteilung der örtlichen SLK-Klinik bereits im Mai geschlossen wurde, rückt das Aus für die chirurgisch-orthopädische Abteilung, das für Ende September geplant ist, nunmehr immer näher.

Das sei absolut kein Grund zur Besorgnis, so die Leitung der SLK-Kliniken Heilbronn und Neckarsulm. auf unsere Anfrage. Kompetenzen würden gebündelt und die beiden verbleibenden Häuser Am Plattenwald und Am Gesundbrunnen würden auch aufgrund neuer Investitionen und Umbauten auch in der Zukunft in der Lage sein, die Bevölkerung im Krankheitsfall bestens zu versorgen.

Alles läuft wie geplant. Die Pressesprecherin der SLK-Kliniken, Maike Daniels ist überzeugt davon, dass das künftige Gesundheitszentrum mit der ambulanten chirurgisch-orthopädischen Praxis als Mittelpunkt und sogenannte "Ankerpraxis", ein Erfolg und ein Gewinn für die Bevölkerung darstellen wird. Diese Praxis rund um das bewährte Chirurgenteam Dr. Burkhard Schropp, Dr. Ortrun Wischmeyer, Dr. Michal Stingl und Dr. Andreas Lang soll eingebettet werden zwischen einer Zahnarztpraxis, einer Allgemeinarztpraxis, einer Frauenarztpraxis und einer HNO-Praxis. Hinzukommen sollen noch ein Hörgeräteakustiker sowie ein Physiotherapeut. So die Planung der Verantwortlichen.

Inwieweit das bisher ein gewünschtes Ziel oder aber schon ganz konkret ist, darüber werde man sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern, heißt es. Sicher ist bislang nur, dass die hausärztliche Notfallpraxis weiterhin diese Räume nutzt.

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Die chirurgisch-orthopädische Praxis wird dann ab dem 1. September 2018 den Patienten zur Verfügung stehen. Diesem "Ambulatorium" stehe dann ein komplett Operationssaal mit allen Möglichkeiten der ambulanten Chirurgie und inklusive der Notfallchirurgie zur Verfügung. Für Schropp, den bisherigen Chefarzt der Möckmühler SLK-Klinik und zukünftigen der Endoprothetik im Klinikum am Plattenwald, ist diese Lösung in Möckmühl das Beste des Machbaren.

Doch war es so einfach, in dieser Gegend eine neue chirurgisch-orthopädische Praxis zu eröffnen, da es doch seit den 1990er Jahren eine Begrenzung der Arztsitze gibt?

Kai Sonntag, der Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, erläutert die Zulassung wie folgt: Da die Kontingente bezüglich der fachärztlichen Versorgung im Landkreis Heilbronn bis auf eine weitere HNO-Zulassung komplett ausgeschöpft seien und auch eine Kapazitätsausweitung (Anstellung weiterer Ärzte) in einer bereits bestehenden Praxis hier nicht mehr erlaubt sei, gab es für diese Zulassung einen "Notausgang". Das sei der sogenannte Sonderbedarfssitz. Der muss beim Zulassungsausschuss (Ärzteschaft und Krankenkassen) ausreichend begründet werden. Eine entsprechende Begründung sei beispielsweise gegeben, wenn bestimmte Leistungen in bisherigen Praxen nicht angeboten werden.

Anstelle des Krankenhauses soll auf dem "Krankenhausberg" in Möckmühl bald ein Gesundheitszentrum entstehen mit ambulanter chirurgisch-orthopädischer Praxis, Zahnarzt, Allgemeinmediziner, Frauenarzt und HNO-Praxis. Fotos: Anita Ludwig

Durch diese Türe hat die Zulassung geklappt. Zumindest für die vier Ärzte, die sich ab September je zur Hälfte die beiden bewilligten Sonderbedarfssitze teilen. Schropp und Wischmeyer sind sowohl selbstständig als auch teilzeitangestellt im Klinikum am Plattenwald, wo sie sich um die stationären Patienten kümmern werden. Lang (Bad Friedrichshall) und Stingl (MediCross, Neckarsulm und Möckmühl) arbeiten in Teilzeit in ihren bisherigen Praxen weiter.

Für die Patienten bedeutet das jedoch, dass die Praxis der Firma MediCross (vormals Mohrbacher) unter ihrem Chef Dr. Boris Brand ab sofort nicht mehr in der Stadtmitte zu finden ist. Für Brand war das eine einfache Entscheidung. "In der neuen Praxis bündeln sich die Fähigkeiten der Chirurgen und der Orthopäden. Außerdem habe man keine Urlaubszeiten oder anderweitigen Ausfall, der den Patientenbetrieb negativ beeinflussen könnte. "Wir können so gewährleisten, dass die Praxis reibungslos läuft.Für Brand war es keine Frage, sich in Teilzeit den anderen drei Koryphäen anzuschließen.

Hätte er sich anders entschieden, hätte er das sogenannte Drittwiderspruchsrecht in Anspruch nehmen dürfen. Dieses Recht hat jeder der bereits niedergelassenen Ärzte, um zu verhindern, dass seine eigenen Patientenzahlen durch die zusätzliche Praxen sinken.

Ob das bei den weiteren geplanten Facharztpraxen im Gesundheitszentrum passieren wird oder ob es anhand des gedeckelten Kontingents gar keine weitere Zulassungen gibt, das bleibt erst einmal abzuwarten. Vielleicht ist das Alter der niedergelassen Ärzte eine Größe, die bis zum Jahr 2020 zur Fertigstellung des Zentrums relevant wird. So könnte das Ziel der Verantwortlichen erreicht werden. Zumindest, was die Auslastung der Räume angeht. Die ärztliche Versorgung, speziell die fachärztliche hier vor Ort, wäre dann rein rechnerisch dieselbe wie heute - mit Ausnahme einer chirurgisch-orthopädischen Praxis und einer zusätzlichen HNO-Praxis. - Jedoch ohne das Krankenhaus oben auf dem Berg...

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