Eine App, die Leben rettet
Vertragsunterzeichnung für das Projekt – Neckar-Odenwald-Kreis für zwei Jahre Pilotregion

Sichtlich gut gelaunt unterzeichneten sie den Vertrag (v. l.): Steffen Blaschek, Stefan Prasse, Gerhard Lauth und Timo Dreier. Im Hintergrund nicht minder zufrieden über den Projektstart: Landrat Dr. Achim Brötel (hinten links) und Dr. Harald Genzwürker. Foto: Manon Lorenz
Von Manon Lorenz
Neckar-Odenwald-Kreis. Man könne nahezu von einem historischen Schritt im Rettungswesen des Neckar-Odenwald-Kreises sprechen, verkündete Gerhard Lauth, Präsident des DRK-Kreisverbands Mosbach, sichtlich stolz am Montagnachmittag in der Mosbacher Leitstelle. Gemeinsam mit DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek, Stefan Prasse, Geschäftsführer des Vereins "Mobile Retter, sowie Timo Dreier von der medgineering GmbH unterzeichnete Gerhard Lauth den Vertrag für das Projekt "Mobile Retter - Retten mit der App". Dieses soll am ersten Oktober als Pilotprojekt in Baden-Württemberg an den Start gehen und im besten Fall helfen, Menschenleben zu retten.
Die Anwesenden seien an diesem Tag Zeugen, "wie ein Flotter Dreier erfolgreich zu Ende gebracht werden kann", so Lauth. Der "Flotte Dreier" bestehe in diesem Fall aus dem Ideengeber und Sprecher der Leitenden Notärzte im NOK, Dr. Harald Genzwürker, dem Landkreis als Geldgeber und dem DRK-Kreisverband als Umsetzer des Projekts. Die Idee dahinter sei Landrat Dr. Achim Brötel zufolge so einfach wie genial, nämlich die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um Leben zu retten.
So können sich qualifizierte Ehrenamtliche wie Ärzte, Krankenpfleger oder Feuerwehrleute als mobile Retter registrieren lassen und werden im Notfall von der Rettungsleitstelle per App informiert, wenn sie sich in der Nähe eines Einsatzortes aufhalten. Die bisherigen Erfahrungen mit diesem Konzept, das in Nordrhein-Westfalen entwickelt wurde, haben gezeigt, dass ein mobiler Retter im Durchschnitt spätestens nach fünf Minuten am Notfallort ist - und damit vier Minuten früher als der Rettungsdienst. Bei zeitkritischen Notfällen wie Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand, wo jede Minute zählt, kann somit wertvolle Zeit gewonnen werden.
Gedacht ist das Konzept aber keinesfalls als Konkurrenz oder Ersatz zum Rettungsdienst, sondern als sinnvolle Ergänzung der bereits bestehenden Rettungskette um das Element der unmittelbaren Nachbarschaftshilfe. Das sei gerade in einem Flächenlandkreis wie dem Neckar-Odenwald-Kreis, in dem die Wege teils weit sind, von besonderer Bedeutung, wie Landrat Brötel betonte.
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Doch Leben retten kostet Geld und so musste für die ersten beiden Testjahre immerhin eine Summe von 68.000 Euro aufgebracht werden, wofür Brötel den zahlreichen Geldgebern wie Banken, Unternehmen, der Bürgerstiftung sowie Privatpersonen und nicht zuletzt auch dem Landkreis seinen Dank aussprach. Sollte sich das Konzept der "Mobilen Retter" bewähren, werden die Kosten in Zukunft aber geringer ausfallen, da die Anfangsfinanzierung durch die Sicherung der Rechte an der App, die Datenbanken und Server besonders kostenintensiv gewesen sei.
Bisherige Rückmeldungen hätten gezeigt: "Die Bereitschaft, zu helfen, ist bei uns im Landkreis vorhanden", teilte Harald Genzwürker mit. Neben der Akquirierung und Registrierung von genügend Helfern gehörten aber auch deren Qualifizierung durch Trainings und die psychosoziale Notversorgung nach belastenden Einsätzen zum Konzept der mobilen Retter, erläuterte Stefan Prasse.
Die App ist so aufgebaut, dass Registrierte die Bereitschaftsphase jederzeit ausschalten können, erläuterte Timo Dreier die technische Seite des Projekts. Außerdem beinhaltet die App Funktionen, mit denen die Ersthelfer zum Einsatzort navigiert werden, sich als mobile Retter ausweisen und am Ende ein kurzes Einsatzprotokoll ausfüllen können. Interessierte können die App "Mobile Retter" ab sofort herunterladen. Die Registrierung und Freischaltung erfolgt aber erst zum offiziellen Start des Projekts Anfang Oktober.
Info: mehr zum Thema gibt es hier.



