Alt-Bürgermeister Klaus Gärtner hebt ab
Gemeinderat verabschiedete den scheidenden Bürgermeister und schenkte ihm einen Flug mit "Tante Ju"

Die 290. Gemeinderatssitzung war nach 24 Jahren die letzte von Bürgermeister Klaus Gärtner (r.). Rolf-Dieter Schaetzle überreichte zum Abschied einen Flug-Gutschein. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Gaiberg. Fertigmachen zum Abflug: Es geht in die Luft! Und zwar mit "Tante Ju". Höhenflüge gab es in der 24-jährigen Amtszeit von Bürgermeister Klaus Gärtner nicht immer, also hatte sich der Gemeinderat etwas Besonderes ausgedacht. "Wir schenken Dir einen Rundflug mit der Maschine Junkers 52, die besser bekannt ist als ,Tante Ju’", sagte Rolf-Dieter Schaetzle (SPD/Aktive Gaiberger) in der zurückliegenden Sitzung des Gemeinderats, die zugleich Gärtners letzte war. Nach sage und schreibe 290 Gemeinderatssitzungen mit insgesamt 3466 Tagesordnungspunkten geht Gärtner nun in den Ruhestand. Seine Amtszeit endet zum 1. September.
"Wenn mir jemand vor 24 Jahren gesagt hätte, als wir gemeinsam angefangen hatten, dass ich Dich in den Ruhestand verabschiede, dann hätte ich denjenigen für verrückt gehalten", sagte Schaetzle, der dienstälteste Gemeinderat im Gremium. Aber so kam es nun. Höhenflüge seien für Gärtner nicht immer vorgesehen gewesen, zum Teil wegen der Größe der Gemeinde, zum Teil wegen des Sparskurses, so Schaetzle. Er hielt im Namen des Gremiums eine kleine Rede und überreichte Gärtner den Gutschein für den Rundflug mit "Tante Ju".

Mit der historischen Maschine Junkers 52 darf Klaus Gärtner bald in die Luft gehen. Foto: dpa
Ihren Jungfernflug hatte die Junkers 52 im Jahr 1932, die Maschinen wurden bis 1952 produziert, insgesamt gab es rund 5000 davon. Mit einigen kann man heute noch Oldtimer-Flüge machen, andere stehen im Museum. Der 45-minütige Rundflug Gärtners startet am Flughafen Baden-Airpark bei Baden-Baden. Und vielleicht dreht die Maschine ja auch einige Runden über Gaiberg...
"Time to say goodbye" war das Abschiedslied nach dem letzten Boxkampf von Henry Maske. Darauf bezog sich Gärtner: "Im übertragenen Sinne gleicht so ein Bürgermeisterdasein nicht selten einem Boxkampf - natürlich ohne Fäuste", sagte Rathauschef Gärtner mit einem Augenzwinkern. Obwohl es meist fair zugehe, hole man sich öfter Mal auch ein "blaues Auge" oder eine "blutige Nase". Und Schläge "unter der Gürtellinie" bekomme man hin und wieder auch ab, so Gärtner. Viele solcher Treffer würden nach dem ersten Schmerz vergehen, andere, die einem seelisch und menschlich verletzen, würden jedoch immer im Gedächtnis bleiben.
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Bürgermeister Klaus Gärtner hielt nicht ohne gewissen Stolz fest, dass er sich in all den Jahren treu geblieben sei sowie offen und berechenbar war. Er habe ehrlich seine Meinung vertreten und könne sich deshalb heute im Spiegel anschauen. Zufrieden sei er auch damit, einige Projekte für die Zukunft von Gaiberg in die Wege geleitet zu haben. Dazu gehören die neue Ortsmitte, das Dorfgemeinschaftshaus oder die Rathaussanierung. Und "trotz erheblicher Widerstände" auch das geplante Neubaugebiet mit dem Bebauungsplan "Schwäbisch Hall Wiesen" - besser bekannt als umstrittene Streuobstwiese.
Gaiberg sei in allen Belangen unberechenbar, gebe immer wieder ein Rätsel auf und sei deshalb wohl für viele Bürgermeisterkandidaten so attraktiv gewesen. "In Gaiberg ist einfach alles anders als woanders", so Gärtner. Zum Schluss dankte er seiner Frau und wünschte allen alles Gute, Gesundheit und Glück. Und er betonte nochmals - wie in vielen anderen Sitzungen auch - dass Entscheidungen zum Wohle aller Bürger getroffen werden sollten.



